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Gewitter, Sennalpen, Galtalpen, Bären in den Bergen: Was Sie über den Sommer auf den Allgäuer Alpen wissen müssen

Alpwirtschaft

So läuft der Sommer auf den Allgäuer Alpen: Einige Fakten dürften Sie überraschen

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    Der Alpsommer dauert für über 30.000 Jungrinder im Allgäu an. Trotz der Wetterkapriolen, die im Juli sogar Schnee in den Hochlagen brachten, blieben bislang alle Alphirtinnen und -hirten mit ihren Tieren in den Bergen. Unser Foto zeigt Schumpen oberhalb des Seealpsees in Oberstdorf.
    Der Alpsommer dauert für über 30.000 Jungrinder im Allgäu an. Trotz der Wetterkapriolen, die im Juli sogar Schnee in den Hochlagen brachten, blieben bislang alle Alphirtinnen und -hirten mit ihren Tieren in den Bergen. Unser Foto zeigt Schumpen oberhalb des Seealpsees in Oberstdorf. Foto: Archiv-Ralf Lienert

    Hitze, Blitze und dann auch noch der erste Schnee in den Hochlagen mitten im Juli: Die Wetterkapriolen stellen die Älpler und Älplerinnen auf den 703 staatlich anerkannten Alphütten im Allgäu in diesem Sommer vor Herausforderungen. „Sie müssen sehr flexibel und aufmerksam sein“, sagt Christian Brutscher, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu (AVA). Meldungen über Schäden lägen bislang jedoch nicht vor. „Da der Schnee in der Höhe zum Glück nur kurz lag, musste bisher niemand vorzeitig mit dem Vieh ins Tal zurückkehren“, sagt der 47-Jährige zur Halbzeit der Alpsaison. Insgesamt verbringen rund 31.000 Jungrinder und Kühe den Sommer in den Bergen. Die ersten Viehscheide finden am zweiten September-Wochenende statt. Wir beantworten häufig gestellte Fragen rund um die Alpwirtschaft.

    Gab es einen Wolfs- oder sogar Bärenriss in der bisherigen Alpsaison im Allgäu?

    Nein. Speziell die Sichtung eines Braunbären im Frühjahr im Hintersteiner Tal hatte große Sorgen bei den Alphirten ausgelöst. „Bislang ist zum Glück jedoch alles ruhig geblieben. Weder von Bär noch Wolf gab es bislang Risse“, sagt Brutscher. Anders ist die Situation in Österreich: Dort wurden heuer erste Wölfe zum Abschuss freigeben, nachdem sie Weidetiere im Gebirge getötet hatten.

    Heißt es eigentlich Alpe oder Alm?

    Beides ist richtig und bezeichnet eine Hochweide im Gebirge, die lateinisch „Alpsis“ genannt wird. Aber es gibt regionale Unterschiede in der Verwendung: „Alpe“ heißt es im Allgäu sowie in Vorarlberg. In Oberbayern und im Großteil Österreichs hat sich dagegen die „Alm“ als Begriff durchgesetzt. Übrigens: In keiner anderen Region in Deutschland gibt es so viele Alpen wie im Allgäu.

    ("Nicht mit Geld zu ersetzen": 25 Jungrinder stürzen in den Vorarlberger Bergen in den Tod)

    Wird auf allen Alpen Käse hergestellt?

    Nein. Im Allgäu gibt es rund 45 Sennalpen, auf denen Kühe gemolken und Käse hergestellt wird. „Die Zahl hat in den vergangenen Jahren leicht zugenommen“, freut sich Brutscher. So wird beispielsweise auf der Peters Alp in Oberstdorf oder die Alpe Hageberg in Kierwang im Oberallgäu (wieder) Käse hergestellt.

    Wenn nicht gekäst wird: Was passiert dann auf dem Großteil anderen Alpen?

    Sie werden als so genannte Galtalpen geführt. Das heißt: Auf ihren Weideflächen verbringen Jungrinder den Sommer, die noch keine Milch geben. Daher auch der Name: Galt bedeutet trocken im Mittelhochdeutschen. Der Aufenthalt im Gebirge hat eine Reihe von Vorteilen für sie: „Bewegung, Licht, Bergkräuter: All das wirkt sich positiv auf ihre Entwicklung aus“, sagt AVA-Geschäftsführer Dr. Michael Honisch. Zudem würden die Bauern im Tal entlastet und sie sparen Futter. Teils bewirtschaften Älpler auch Gäste: 170 Alpen im Allgäu haben eine so genannte kleine Konzession.

    (Lesen Sie auch: Alpwirtschaftlicher Verein Allgäu: Das ist der Nachfolger von Franz Hage - und das hat er vor)

    Warum sieht man gelegentlich Schweine auf Alpen?

    Sie werden traditionell rund um Sennalpen gehalten. Dort entsteht beim Käsen Molke als Nebenprodukt. Mit diesem hochwertigen Mix aus Wasser, Vitaminen, Mineralstoffen sowie dem Molkeprotein werden die Schweine gefüttert, die kräftig gedeihen. Aktuell „sömmern“ laut AVA 400 Schweine in den Allgäuer Alpen.

    Seit wann gibt es Alpwirtschaft in den bayerischen Alpen?

    „In allen bayerischen Alpen beginnt die Gebirgsweidewirtschaft spätestens in der Keltenzeit (1. Jahrtausend v. Chr.)“, heißt es in einer Dokumentation des bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Ein langer Zeitraum vergeht jedoch, bis 1173 n. Chr. mit der Alpe Gelchenwang (Oberstaufen) erstmals eine Alpe im Allgäu urkundlich erwähnt wird, wie es im Buch "Allgäuer Alpnamen" von Flurnamensforscher Taddhäus Steiner heißt.

    Weshalb fällt im Zusammenhang mit der Alpwirtschaft oft das Wort „Kulturlandschaft“?

    Im Allgäu bedecken Alpweiden mehr als die Hälfte der Flächen oberhalb der Täler, wie das Landwirtschaftsministerium mitteilt. Charakteristisch ist, dass diese einstmals gerodeten Flächen durch die Arbeit der Älpler weiter offen gehalten werden. Beim so genannten Schwenden beseitigen sie verholzende Pflanzen – und beugen so einer Verbuschung vor. Das trägt einerseits zur Artenvielfalt bei. Zudem erfreuen sich viele Wanderer und Touristen an den grün schimmernden Bergweiden. „Bis oben bewaldete Berge ohne Alplichtungen werden seltener besucht als solche mit Alpen und freien Gipfelfluren“, heißt es in der Dokumentation „Alm- und Alpwirtschaft in Bayern“.

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