Einen Jäger oder eine Jägerin im Bekanntenkreis gibt es häufiger mal - aber eine Falknerin? Dass man im Allgäu nicht nur mit Falken jagen darf, sondern auch den Falknerschein erwerben kann, wissen vermutlich nur wenige. Jungfalknerin Ulrike Hornich hat ihren Falkenschein seit diesem Jahr.
37-jährige Falknerin kommt aus Kirchheim im Unterallgäu
Hornich ist gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau und wohnt in Kirchheim bei Pfaffenhausen im Unterallgäu. Sie erzählt von ihrer ersten Begegnung mit einem Greifvogel: "Mit fünf Jahren hatte ich auf einem Mittelalterfest den ersten Vogel auf der Faust." Die Faszination für Greifvögel habe sie seitdem nicht mehr losgelassen. Irgendwann traf sie die Entscheidung, mit den Tieren arbeiten zu wollen.
Bevor sie mit dem Kurs und den Vorbereitungen für die Falknerprüfung beginnen konnte, habe sie zuerst einen Jagdschein machen müssen. Das sei in Deutschland Voraussetzung für den Falknerschein. "Bis ich den Jagdschein hatte, hat es ungefähr ein Dreivierteljahr gedauert", sagt Jungfalknerin Hornich, "im April 2022 habe ich dann mit dem Kurs zur Falknerin begonnen". Ihre Prüfung zur Falknerin im Jägerzentrum Allgäu in Heimertingen hat sie heuer im Januar abgelegt.

Faszination der Jagd mit Wanderfalken im Allgäu
"Noch habe ich leider kein eigenes Tier", sagt Hornich. Ihr Plan: In einem Jahr möchte sie gern den ersten eigenen Vogel haben. Ein Habicht solle es sein. Bis dahin trainiere sie mit den Tieren ihres "Lehrprinzen". "Ein Lehrprinz ist ein Falkner, der einen Anfänger in der ersten Zeit unter die Fittiche nimmt." Und dann geht die Ausbildung mit dem Habicht weiter: "Auch den Vogel jage ich erst einmal ein", erklärt sie.
Bis Hornich sich um ihren ersten Vogel kümmern wird, ist sie mit der Ausbildung ihres Jagdhundes beschäftigt. Der fast zweijährige Deutsch-Drahthaar hat im vergangenen Jahr die erste Prüfung bestanden: "Wir wollen ein richtiges Team für die Jagd sein." Hornich freut sich schon auf die Jagd gemeinsam mit beiden Tieren. Die Jagd mit einem Falken eröffne noch einmal eine andere Dimension, als ohne Tier zu jagen. Was Hornich noch fasziniert: "Es steht ja immer 50 zu 50, ob der Vogel wieder zurückkommt." (Das könnte Sie auch interessieren: Wanderfalken-Nachwuchs in Kempten: Erste Einblicke ins Kirchturm-Nest mit Video)

Falkenschein abgelegt und jetzt trainiert die Falknerin im Unterallgäu
Die Vögel würden in Einzelhaltung gehalten. "Das kann im Garten in einer Voliere sein", erklärt Hornich. Die räumliche Nähe ist praktisch, denn im Idealfall trainiere die Falknerin oder der Falknerin täglich mit dem Vogel oder gehe auf die Jagd. Dafür gehe Hornich mit ihrem Lehrprinzen in dessen Reviere im Unterallgäu. Manchmal werden sie auch in andere Reviere eingeladen.
Hornich vergleicht die Falken mit Spitzensportlern: "In der Saison wird der Vogel, genau wie ein Spitzensportler bei seinen Wettkämpfen, besonders trainiert. Für die Saison von September bis Februar soll das Tier also fit sein. Das Gewicht ist genau austariert." In ihr Hobby investiert sie viel Zeit. "Der Großteil der Freizeit geht schon dafür drauf", sagt Hornich und lacht. (Lesen Sie auch: Warum Jäger werden? Zwei junge Oberallgäuer erzählen)
Kosten für die Falknerei: Vogel jagt das Futter selbst
Anders als das Image vermuten lässt, hielten sich die monatlichen Kosten für das Hobby sich im Rahmen, resümiert die Jungfalknerin. Sie zählt die ersten Anschaffungen auf: "Der Vogel kostet zwischen 800 und 1.400 Euro. Daneben muss man die Kosten für eine Voliere einplanen und die laufenden Kosten für das Futter." Die seien aber nicht so hoch. "Sein Futter jagt das Tier ja oft selbst." Hornich schätzt, dass etwa zehn Euro pro Tag anfallen, um alle Auslagen decken zu können.
Sollte jemand das Glück haben, die Falknerin bei der Jagd zu sehen, den möchte Hornich ermutigen. Viele würden sich nicht trauen, sie anzusprechen aber: "Sie dürfen gerne fragen!"

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