Schnee, Regen, kalte Temperaturen und doch etwas Sonnenschein – aktuell schwankt das Wetter zwischen frühlingshaft und winterlich. Aber ist es denn schon Zeit für Sommerreifen? Holger Stabik, Pressesprecher der Polizei Schwaben Süd/West, rät von einem Reifenwechsel in Moment ab. Immer wieder komme es zu Unfällen, weil Autofahrer ihren Wagen zu früh mit Sommerrädern ausstatten.
So zum Beispiel am vergangenen Montag auf der A96 zwischen Leutkirch und Kißlegg. Hier kam ein 21-Jähriger mit seinem Auto auf schneeglatter Fahrbahn ins Rutschen und überschlug sich. Er war bereits mit Sommerreifen unterwegs. Auch auf der B19 in Richtung Sonthofen verursachte ein junger Mann am Montag einen Unfall. Auch er war mit Sommerrädern bei Winterwetter unterwegs. „Auch wenn kein Schnee liegt, die Straßen aber nass und glatt sind, sind Winterrreifen die bessere Option“, sagt Polizeisprecher Stabik.
Noch fragen wenige Allgäuer in Werkstätten nach Sommerreifen
Das empfiehlt auch das Autohaus Hartmann in Kempten. Wie Servicemitarbeiterin Monique Zwing sagt, haben sich schon einige Kunden bezüglich ihrer Sommerreifen gemeldet. „Viele machen aber einen Termin für die Zeit nach Ostern aus“, sagt sie. Sollen die Reifen doch schon früher gewechselt werden, rät Zwing schon bei der Terminvergabe am Telefon dazu, noch etwas abzuwarten.
Ähnlich handhabt das auch das Autohaus Seitz in Kempten. "Als es vor ein paar Wochen schon fast 20 Grad hatte und die Sonne schien, haben sich viele Kunden für einen Termin zum Reifenwechsel bei uns gemeldet", sagt Vertriebsleiter Wolfgang Niebauer. Jetzt wo es schneit und regnet, flache das von selbst wieder ab. Natürlich stelle sich dabei immer auch die Frage: Ist es nicht noch zu früh für Sommerreifen? Viele Kunden rufen aber ohnehin schon jetzt an, um erst in ein paar Wochen zum Reifenservice zu kommen, sagt Niebauer.
Ein Großteil der Kunden wisse selbst, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt für den Reifenwechsel gekommen ist, sagt auch Kfz-Meister Burkhard Wiedemann. In seinem Betrieb in Mattsies im Unterallgäu habe er in den ersten Wochen im März nur einem seiner Kunden die Reifen gewechselt. „Ein Kunde hat seinen Termin sogar von selbst wieder abgesagt“, sagt Wiedemann. Auch er empfiehlt seinen Kunden, sich an die „Von Oktober bis Ostern“-Regelung für Winterreifen zu halten.
Sommer- oder Winterreifen? Auch andere Faktoren spielen eine Rolle
Bestehe ein Kunde aber auf einen Reifenwechsel, dann bekomme er diesen auch. „Oft sind das Menschen, die wenig fahren oder ihre Winterreifen schonen wollen, um sie möglichst lange nutzen zu können.“ Sparen an falscher Stelle, wie Wiedemann sagt. Denn Reifen, die besonders lange gefahren werden, seien bei winterlichen Straßenverhältnissen ebenso fahrlässig wie Sommerreifen. „Reifen werden mit zunehmendem Alter härter und damit auch unsicherer, weil der Grip bei Schnee und Eis fehlt“, sagt er.
Auch beim Autohaus Singer in Kaufbeuren gab es bisher nur wenige Anfrage für einen Reifenwechsel. Die Kunden entscheiden oft nach dem Wetterbericht oder dem Blick aus dem Fenster, sagt Serviceleiter Sebastian Lukas. „Bei schönen Wetter bekommen wir oft sehr früh Anfragen für Sommerreifen. Aber wenn es schneit, wie jetzt, dann warten die Kunden lieber ab“, sagt er. So sei es auch richtig. Als Leitlinie empfiehlt der Serviceleiter die Sieben-Grad-Regel. "Denn auch im April kann es noch schneien." Ab einer Temperatur von sieben Grad sei es sicherer, die Reifen aufzuziehen.

Bei Verstoß gegen die Winterreifenpflicht droht ein Bußgeld
Das bestätigt Polizeisprecher Holger Stabik. Die Winterreifenpflicht gelte allerdings auch außerhalb dieser Zeit - je nach Wetter. „Wir sprechen dabei von sogenannten winterlichen Straßenverhältnissen“, sagt er. Genauer seien das: Schneeglätte, Glatteis, Schneematsch, Eis oder Reifglätte. Weil das gerade in der aktuellen Übergangsphase schwer einzuschätzen sei, rät Stabik, die Winterreifen lieber länger zu fahren, um kein Risiko einzugehen.
Bei winterlichem Wetter mit Sommerreifen unterwegs zu sein, kann außer einem schweren Unfall auch finanzielle Folgen mit sich bringen. „Das Bußgeld für einen Verstoß gegen die Winterreifenpflicht beginnt bei 60 Euro und einem Punkt in Flensburg“, sagt Stabik. Behindert ein Autofahrer den Verkehr durch das Fahren mit Sommerreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen, steigt die Strafe auf 80 Euro an. Gefährdet er andere Verkehrsteilnehmer sind es schon 100 Euro. Und ist ein Unfall die Folge des Verstoßes gegen die Winterreifenpflicht, müssen Autofahrer mit einem Bußgeld von 120 Euro rechnen.
Vor allem aber gehe es um die Sicherheit. Denn nicht nur das eigene Auto oder das anderer Fahrer könne beschädigt werden. Letztlich hängen auch Leib und Leben davon ab. „Deshalb raten wir im Moment ganz klar zu Winterreifen“, sagt Stabik.
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