Ob beim Mountainbiken oder Wandern, Sonnenschutz in den Bergen ist wichtig. Aber muss es eine spezielle Creme für die Berge sein? Was drei Experten aus dem Allgäu dazu sagen.
Bild: Imago/Cavan Images (Archivbild)
Ob beim Mountainbiken oder Wandern, Sonnenschutz in den Bergen ist wichtig. Aber muss es eine spezielle Creme für die Berge sein? Was drei Experten aus dem Allgäu dazu sagen.
Bild: Imago/Cavan Images (Archivbild)
Bei der Wanderung im Allgäu kann es auch Ende August noch sehr sonnig werden, sich mit Sonnenmilch einzucremen ist für die meisten Menschen selbstverständlich. Spezielle Sonnencremes für die Berge versprechen besonderen Schutz. Doch ist der wirklich notwendig? Wir haben bei Experten nachgefragt und beantworten wichtige Fragen zu Sonnenschutz und Berg-Sonnencreme.
Dr. Ralf Hochsattel ist als Hautarzt und Umweltmediziner in seiner eigenen Praxis in Kempten tätig. "Für die Berge empfehle ich einen hohen Lichtschutzfaktor von 50 oder darüber", sagt er. Sobald Wanderer stärker schwitzen, sollten sie sich erneut eincremen.
Der Kemptener Dermatologe rät, sich gleich am Morgen einzucremen, nicht erst, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Als Umweltmediziner sei ihm das Thema Klimawandel ein Anliegen: "Durch den Klimawandel ändert sich der UV-Index, das ist messbar." Der UV-Index ist die Intensität der Sonneneinstrahlung, erklärt Hochsattel. Deshalb "müssten wir eigentlich viel mehr gegen den Klimawandel unternehmen, als wir im Moment tun." Ausreichend Sonnenschutz sei deshalb immer wichtig.
"Sonnencreme ist jetzt im Sommer auf jeden Fall essenziell, besonders im Gebirge!" sagt die Pharmaziestudentin Claudia Herrmann aus der Raphael Apotheke in Lindenberg im Westallgäu, wo sie ihre Famulatur absolviert. "Die UV-Strahlung steigt mit zunehmender Höhe. Deshalb sollte man auf jeden Fall einen Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 50+ verwenden und darauf achten, dass auf der Sonnencreme UVA & UVB gekennzeichnet sind." (Anm. d. Red.: Ultraviolette Strahlung A (UVA) sorgt für kurzfristige Bräunung, die vor keinem Sonnenbrand schützt. Ultraviolette Strahlung B (UVB) weist die stärkste krebserregende Wirkung auf. (Quelle: Bayerisches Gesundheitsministerium))
Hannes Liebetruth ist Inhaber der Hindenburg Apotheke in Buchloe. "Es ist nicht notwendig, einen speziellen Berg-Sonnenschutz aufzutragen. Wir bieten auch keine solche Sonnencreme an", sagt er. Bei hellerer Haut empfiehlt Liebetruth normalerweise einen Lichtschutzfaktor von 50. "Wichtig ist, sich gründlich einzucremen und keine Körperstelle auszulassen, die der Sonne ausgesetzt ist."
Die herkömmlichen Präparate, deren Wirkung auf einer chemischen Basis beruhen, reichten aus, um den erforderlichen Hautschutz sicherzustellen. Auf die speziellen Cremes für die Berge angesprochen, antwortet Liebtruth: "Das halte ich eher für eine Marketingmaßnahme."
Die pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) Lydia Haslach aus der Linden Apotheke in Nesselwang im Ostallgäu sieht zumindest einen positiven Aspekt: "Eine spezielle Sonnencreme für die Berge kann sinnvoll sein, denn so eine Creme läuft nicht in die Augen rein."
Sie erklärt, dass eine normale Sonnenmilch ein anderes Kriechverhalten habe und sich beim Schwitzen von der Haut löse. Bei Bergcremes verhalte es sich nicht so und weil weniger Creme verlaufe, könnten die Augen seltener anfangen zu brennen.
"Am besten eine gute Handvoll Creme nehmen und damit einen bestimmten Bereich, zum Beispiel die Beine, eincremen. Für den nächsten Bereich nimmt man sich wieder eine gute Menge", beschreibt der Buchloer Apotheker Liebetruth das ideale Vorgehen.
Auch Lydia Haslach aus der Linden Apotheke in Nesselwang betont, dass immer ausreichend Creme aufgetragen werden müsse, damit der Schutz gewährleistet ist.
Herrmann aus der Lindenberger Apotheke rät, unbedingt genug Sonnencreme aufzutragen. Sie kennt die konkreten Mengenangaben: "Im Gesicht benötigt man bei Kindern etwa einen Teelöffel und bei Erwachsenen einen Esslöffel, um den gekennzeichneten Lichtschutzfaktor zu erreichen."
Apotheker Lindenberg empfiehlt Familien mit Kindern tendenziell einen Sonnenschutz für Kinder, denn: "Sie enthalten weniger allergiebelastende Stoffe. So eine Sonnencreme kann auch jeder Erwachsene nehmen."
"Kinder und Erwachsene nehmen am besten eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50", sagt PTA Haslach. Besonders die Ohrläppchen, die Nase und die Lippen sollten Eltern sorgsam eincremen. Praktisch seien Cremes mit einem zusätzlichen Stift in der Kappe: " Damit lassen sich auch diese empfindlichen Bereiche einfach schützen."
Alle Nachrichten aus dem Allgäu lesen Sie immer hier.