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Sonthofen verlässt die zweite Bundesliga

Sonthofen

Sonthofen verlässt die zweite Bundesliga

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    Es ist ein historischer Schritt in aufgewühlten Zeiten. Die AllgäuStrom Volleys Sonthofen ziehen sich aus der zweiten Bundesliga Süd zurück. Erstmals seit dem Aufstieg 2002 entscheidet sich der Verein aus der südlichsten Stadt Deutschlands für den freiwilligen Abstieg – in der Saison 2020/21 wird der zweimalige Meister in Liga drei aufschlagen.

    Das verkündete die Klubführung um Geschäftsführer Christian Feger auf einer Pressekonferenz am Samstag in der Allgäu-Sporthalle – an der Spielstätte, an der die Volleys eigentlich ihr Heimspiel gegen den VC Neuwied hätten austragen sollen. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte auch die Volleyball-Bundesliga (VBL) den Spielbetrieb wie nahezu alle Dachverbände wegen der dynamischen Entwicklung in der Corona-Krise für die laufende Saison komplett abgesagt.

    „Wir haben in den vergangenen Jahren immer größere Schwierigkeiten bei der Kaderzusammenstellung gehabt“, nannte Christian Feger einen der Hauptgründe für den Rückzug. Das Feld in der laufenden Saison der zweiten Bundesliga besteht aus fünf Teams aus dem Münchner Umland – ein Ballungszentrum, dem das Oberallgäu als Einzugsgebiet nicht das Wasser reichen kann. „Aufgrund des hohen Niveaus kann unsere Mannschaft seit dem Abstieg aus der ersten Liga nur mit auswärtigen Spielerinnen schlagkräftig zusammengestellt werden. Ein Team aus eigenen Spielerinnen oder aus dem Allgäu ist nicht möglich“, sagte Feger.

    Hinzu kämen die erschwerte Organisation des Trainings- und Spielbetriebs sowie die Probleme, geeignete Trainingshallen in München zu finden. Die Oberallgäuerinnen hatten in den vergangenen Jahren zweimal wöchentlich in der Landeshauptstadt trainiert, lediglich die Einheiten an Freitagen vor den Heimspielen in Sonthofen absolviert. „Außerdem entstehen durch dieses Konzept einer „Satelliten-Mannschaft“ in Sonthofen und München immer höhere Kosten und Zeitaufwand“, ergänzte der 52-jährige Feger und führte aus: „Übernachtung und Verpflegung der Mannschaft in Sonthofen, Fahrtkostenersatz für die Anreise nach Sonthofen oder nach München, Unterhalt eines eigenen Busses für Training und Zusatzbus für Auswärtsspiele – das alles wird schwerer zu stemmen.“

    Und so entscheidet sich der Zweitliga-Meister von 2007 und 2017 erstmals für den freiwilligen Rückzug aus der 2. Liga. Die Mannschaft trifft dieser Schritt hart, wie Kapitänin Marion Schütze beschreibt: „Die Liebesgeschichte von uns Spielern mit Sonthofen ist auf einen Schlag beendet und das wird es nie wieder geben. Es fühlt sich an, als hätte jemand mit Dir die Beziehung beendet und Du rennst mit dem Kopf gegen die Wand. Auf einen Schlag wurde uns das Umfeld weggerissen“, sagte die 28-Jährige. „Alle Welt weiß, dass Volleyball in Sonthofen eine besondere Gemeinschaft ist und das gibt es von nun an nicht mehr. Das tut einfach weh.“

    Für die Verantwortlichen um Feger, Abteilungsleiter Peter Müller, die Sportliche Leiterin Veronika Kettenbach und den Förderverein-Vorsitzenden Christian Harner war dieser Schritt alternativlos – und sei in erster Linie als eine Chance für den eigenen Nachwuchs zu sehen. „Wir wollen mehr junge Leute aus den eigenen Reihen in die erste Mannschaft integrieren, mehr Spielerinnen mit Wurzeln in der Region einbinden“, sagte Feger. So sei der tief greifende Einschnitt nicht zuletzt auch ein Weg, um das Leistungszentrum stärker zu fordern - und zu fördern.

    Eine gute Nachricht aus sportlicher Sicht: Zweitliga-Trainerin Veronika Majova trägt das Konzept mit, wird verstärkt am Nachwuchskonzept mitarbeiten und hat als Coach bereits verlängert. „Sicher, Sonthofen kann es eines Tages wieder in die 2. Liga schaffen“, beantwortete die Sportliche Leiterin Veronika Kettenbach die Frage nach der Perspektive des Volleyball-Sports in der Kreisstadt: „Aber es wird Zeit brauchen. Und ein Umdenken in der gesamten Region.“

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