Im Allgäu gibt es aktuell knapp 5000 gebundene Sozialmietwohnungen. Das geht aus einer Anfrage des Landtagsabgeordneten Jürgen Mistol (Grüne) an den Bayerischen Landtag hervor.
Spitzenreiter ist demnach die Stadt Kempten mit fast 1500 gebundenen Sozialwohnungen. Das Schlusslicht markiert der Landkreis Unterallgäu. Dort gibt es lediglich 89 gebundene Sozialmietwohnungen. Wie sich die Wohnungen auf die verschiedenen Allgäuer Landkreise und kreisfreien Städte aufteilen, sehen Sie in unserer Grafik.
Sozialwohnungen im Allgäu: Viele Einheiten verlieren die Bindung
Aus der Anfrage geht ebenfalls hervor, wie viele der Wohnungen bis 31. Dezember 2030 die Bindung als Sozialwohnung verlieren. Das sind für das ganze Allgäu gerechnet etwas über 25 Prozent.
Viele der geförderten Mietwohnungen stünden auch nach dem Auslaufen der Sozialbindung als preisgünstige Wohnungen für einkommensschwächere Haushalte weiter zur Verfügung, wird in der Antwort im Namen von Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU) ergänzt. Zudem dienten die Wohnungen mit einer ausgelaufenen Sozialbindung laut Bernreiter häufig auch einer kommunalen oder kirchlichen Wohnungsbaugesellschaft weiter der jeweils örtlichen Wohnraumversorgung.
Wohnungen mit Sozialbindung - was ist das überhaupt?
Doch was bedeutet Sozialbindung überhaupt? Der Deutsche Staat unterstützt die Vermietung von Wohnraum an Menschen und Familien, die nicht die notwendigen Mittel haben, diesen am freien Wohnungsmarkt zu erwerben. Die Unterstützung - auch soziale Wohnraumförderung genannt - funktioniert im Grunde wie folgt: Errichtet ein Bauherr neue Wohnungen oder saniert ein Eigentümer Bestandsimmobilien, so kann er dafür Förderung vom Staat in Form eines Darlehens erhalten. Im Gegenzug verpflichtet sich der Eigentümer oder die Eigentümerin dazu, den geförderten Wohnraum für eine bestimmte Zeit (meist zwischen 15 und 25 Jahre) an Menschen mit geringem Einkommen zu vermieten. Das ist die sogenannte Belegungsbindung, häufig auch als Sozialbindung bezeichnet. Läuft diese Frist aus, können die Vermieter gemäß der geltenden Gesetze am Markt die Mietpreise der Wohnung anpassen.
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25 Prozent der gebundenen Sozialwohnungen im Allgäu verlieren ihren Status - droht massive Wohnungsnot?
Im ersten Moment klingt 25 Prozent viel. Jedoch muss man hier zur Einordnung klarstellen: Die auslaufenden Belegungsbindungen stehen schon jetzt fest. Wie viele neue geförderte Sozialwohnungen mit Belegungsbindung bis 2030 hinzukommen ist dagegen ungewiss.
Im Allgäu stehen auch 2024 einige große Bauprojekte an. Der angespannte Wohnungsmarkt ist zudem momentan vielfach diskutiert und ein präsentes Thema in der Politik. Experten vom Institut für Deutsche Wirtschaftsforschung in Köln (IW) erwarten für Bayern und Deutschland jedoch keine Entspannung. „Ein hohes Bevölkerungswachstum trifft auf eine geringe Bautätigkeit“, berichtet das Institut. Welche Prognosen Experten .
Das Verbändebündnis Soziales Wohnen, bestehend unter anderem aus Deutschem Mieterbund, IG Bau und Caritas, will am Dienstag, 16. Januar, eine Studie zum Bedarf für Sozialwohnungen in Bayern vorstellen.
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