Nebel, nichts als Nebel war am Sonntagmorgen über dem Alpsee zu sehen, als sich im Wasser die erste Startgruppe bereit machte für den 40. Allgäu Triathlon. Doch pünktlich zum Start um 7.45 Uhr lichtete sich das dichte Grau, die Sonne kam heraus und der Weg war frei für die 2700 Triathletinnen und Triathleten. Mit einem ohrenbetäubenden Startschuss war das „Kult“-Jubiläum eröffnet. Und ein denkwürdiger Tag ganz im Zeichen des Sports nahm seinen Lauf:
Top-Favoriten liefern ab
Daniela Bleymehl vom Team Erdinger Alkoholfrei galt vor dem Start als große Favoritin auf den Sieg über die Classic-Distanz (1,9 Kilometer Schwimmen, 84 Kilometer Radfahren und 21 Kilometer Laufen). Und die Siegerin des Ironman Frankfurt hielt dem Druck stand. Nach 4:25:15 Stunden erreichte die Essenerin als Erste das Ziel und feierte damit eine gelungene Generalprobe für die Ironman-WM auf Hawaii. „Das war ein mega Tag und es hat richtig Spaß gemacht“, sagte die 34-Jährige im Ziel.
Bei den Männern machte es Teamkollege Thomas Ott ihr nach. Der Youngster aus Langenselbold bei Hanau ließ der Konkurrenz von Beginn an nicht den Hauch einer Chance und feierte in 3:58:30 einen souveränen Start-Ziel-Sieg. Der Lauf sei aber „extrem schmerzhaft“ gewesen.
Promi-Staffel muss improvisieren
Mischa Zverev sagte seinen Start als Läufer der Promi-Staffel um Schwimm-Ikone Britta Steffen und den zehnmaligen Tour de France-Teilnehmer Andriy Grivko aufgrund einer Erkältung kurzfristig ab. Für den Tennis-Profi und Bruder des Weltranglistenzweiten Alexander Zverev sprang die ehemalige Weltklasse-Langläuferin Evi Sachenbacher-Stehle ein. Anstatt sich den Kuhsteig hoch zu quälen, fieberte Zverev am Streckenrand mit. „Leider bin ich nicht fit. Für zehn Kilometer hätte es definitiv nicht gereicht, aber wir haben mit Evi einen starken Ersatz gefunden. Die Veranstaltung ist super. Es ist einfach schön, die ganzen fröhlichen Gesichter zu sehen“, sagte Zverev.
Am Ende reichte es für die Staffel, die Spenden für die Diabetes-Stiftung von Alexander Zverev sammelte, zu Rang drei. „Ich habe die Distanz ein bisschen unterschätzt. Es war sehr wellig. Aber ich würde gerne nächstes Jahr wieder kommen, ich fand es wunderbar“, sagte die zweifache Olympiasiegerin Britta Steffen im Ziel.

Lokalmatadoren überzeugen im Sprint
Über die Classic- und Olymp-Distanz war für die Allgäuerinnen und Allgäuer nichts zu holen. Niclas Bock (RSC Kempten) war als Sechster noch bester Lokalmatador über die olympische Strecke. Deutlich besser lief es im Sprint. Zwei Podestplätze blieben im Allgäu. Anna Hautmann (Allgäu Outlet Racingteam) legte ein fulminantes Rennen hin. Die Sonthoferin lag nach dem Schwimmen noch auf Rang zwei, drehte dann aber auf und krönte sich zur Siegerin.
Bei den Männern kämpfte Finn Sattler vom RSC Kempten bis zum Schluss um Platz zwei, musste sich im Zielsprint aber hauchdünn geschlagen geben und wurde Dritter.
Veranstalter fällt ein Stein vom Herzen
„Nach fünf Wochen Vorbereitung am Limit sind wir ziemlich am Ende. Aber wenn man sieht, wie es von den Zuschauern und den Startern angenommen wird, ist klar: Die Mühe war es wert“, sagte Marlon Wörndl vom OK-Team. Über 700 Helferinnen und Helfer sorgten für eine 40. Auflage des Groß-Events, die den Organisatoren, Sportlern und Zuschauern in Erinnerung bleiben wird. „Alle sind gut drauf, haben Spaß, das macht einfach riesen Freude. Das ist kein Vergleich zum letzten Jahr ohne Zuschauer“, sagte Wörndl.

Zuschauermassen heizen ein
Wer zu spät kam, hatte Pech. Schon beim ersten Start um 7.45 Uhr war kaum noch ein Platz frei am Alpseeufer. In Dreierreihen drängten sich die Zuschauer und feuerten die Triathleten an. Ähnlich ging es auf der Radstrecke zu. Der beliebteste Ort hier: Der Kalvarienberg, nach zwei Kilometern der erste richtige Härtetest auf dem ohnehin schweren Kurs.
Am Kuhsteig, der Schlüsselstelle auf der anspruchsvollen Laufstrecke, tummelten sich ebenfalls hunderte Schaulustige und schrien die Sportler den steilen Berg hinauf. „Das ist absoluter Wahnsinn, was hier los ist. Das ist im Vergleich zu früher nochmal ein, zwei Stufen drüber. So sollte Triathlon immer sein“, sagte ein sichtlich beeindruckter Niclas Bock. Der „Kult“ hat seinem Namen zum Jubiläum alle Ehre gemacht.
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