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Allgäuer gründen ersten FC-Bayern-Frauen-Fanklub

FC Bayern Mädels

Sonthofener gründet ersten regionalen Frauen-Fanklub mit großer Mission

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    Die Allgäuer Mädels Supporters rund um Sebastian Schratt (zweite Reihe, 1. von links) beim Auswärtsspiel in Freiburg.
    Die Allgäuer Mädels Supporters rund um Sebastian Schratt (zweite Reihe, 1. von links) beim Auswärtsspiel in Freiburg. Foto: Sascha Biberger

    Sebastian Schratt betritt die Bühne der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München. Seine Hände zittern, er tritt von einem Bein auf das andere und wirft den „Bossen“ rund um Uli Hoeneß und Herbert Hainer ein letztes nervöses Lächeln zu. „Versuch dich zu konzentrieren“, redet er sich selbst ein, dann beginnt sein Beitrag. „Ich bin lange Jahre Fan des FC Bayern München und auch die FCB-Frauen sind mir ein großes Anliegen“, sagt der 23-jährige Sonthofener.

    Gründer des ersten Frauen-Fanklubs in der Region

    Schratt ist jedoch nicht nur einfacher Unterstützer, er ist Gründungsmitglied der Allgäuer Mädels Supporters, des ersten Bayern-Frauen-Fanklubs der Region. Die Idee kam dem Oberallgäuer während der Weltmeisterschaft 2022 in Katar. „Meine Freunde und ich haben uns damals gesagt, dass wir die WM boykottieren“, sagt der 23-Jährige. „Als Alternative haben wir angefangen, den Frauenfußball intensiver zu verfolgen.“ Als dann die FCB-Frauen in der Champions League im Camp Nou auf den FC Barcelona trafen, war Schratt vor Ort - und die Leidenschaft für den Frauenfußball endgültig entfacht.

    Seit Januar sind die Allgäuer Mädels Supporters nun offiziell beim Münchner Traditionsverein registriert. „Um bei den Bayern gelistet zu sein, brauchst du 25 Mitglieder, das musst du erst einmal auf die Beine stellen“, sagt der Sonthofener. Laut Schratt waren die Mädels Supporters zu Beginn ein „Freunde- und Familiending“, mittlerweile zählt der Fanklub 27 leidenschaftliche Unterstützer.

    Die Allgäuer Fangruppe hat sogar Angehörige aus Niedersachsen. „Beim Auswärtsspiel in Wolfsburg im Oktober lernte ich einen Hannoveraner kennen“, sagt der 23-Jährige. „Er ist mittlerweile Teil der Gruppe.“ Laut dem Sonthofener sei es unter anderem Ziel des Klubs, eine „allgemeine Anlaufstelle für Fans der FCB-Frauen zu sein.“

    Das Duell zwischen Wolfsburg und Bayern im Oktober ging an die Wölfe. Hier bejubelt Lineth Beerensteyn ihr Tor 2:0-Endstand.
    Das Duell zwischen Wolfsburg und Bayern im Oktober ging an die Wölfe. Hier bejubelt Lineth Beerensteyn ihr Tor 2:0-Endstand. Foto: Swen Pförtner

    „Der Zusammenhalt ist besonders.“

    Sebastian Schratt, Über die Atmosphäre innerhalb des Fanklubs

    „Bei uns kann jeder so sein, wie er will“, sagt Schratt. „Die Stimmung in unserer Gruppe ist einfach überragend.“ Zusammen mit den anderen Mitgliedern des ersten Allgäuer-Frauenfanklubs reist Schratt zu sämtlichen Heimspielen des FCB. Die Mädels Supporters treffen sich jedoch auch abseits des Rasens. Für das kommende Jahr ist sogar eine gemeinsame Weihnachtsfeier geplant. Im März wollen Schratt und Co. die Münchnerinnen zudem bei den internationalen Top-Spielen unterstützen.

    Schratt kämpft für den Frauenfußball

    Doch Schratt hat noch weitaus größere Ziele. „Der Sport fliegt noch vollkommen unter dem Radar“, sagt der 23-Jährige. Deshalb wünscht er sich unter anderem, dass der DFB die Anstoßzeiten in der Frauenbundesliga anpasst. Gerade bei den Spielen unter der Woche gebe es Korrekturbedarf. „Wenn ein Montagabendspiel um 18 Uhr beginnt, ich aber arbeiten und zwei Stunden anreisen muss, habe ich keine Chance, es rechtzeitig zum Anpfiff zu schaffen“, klagt das Gründungsmitglied der Mädels Supporters im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Zudem bemerkte Schratt bei der Jahreshauptversammlung, dass „viele der Ansetzungen relativ kurzfristig erfolgen“. Die Uhrzeit für die Auswärtspartie gegen Essen im Dezember stand laut dem 23-Jährigen „erst drei Wochen“ vor der Begegnung fest. „Dem Frauenfußball muss mehr Platz gegeben werden“, sagt der Sonthofener. „Die Männermannschaft hat eine riesige Strahlkraft, andere Abteilungen werden aber nicht gesehen.“

    Die Fahne der Allgäuer Mädels Supporters.
    Die Fahne der Allgäuer Mädels Supporters. Foto: Sebastian Schratt

    Fehlende Kapazität im Stadion

    Jedoch stört Schratt nicht nur der unvorteilhafte Spielplan. Auch am Spielort findet er keinen Gefallen: Die Frauenmannschaft tritt für gewöhnlich im Stadion des FCB-Campus auf, das offiziell 2.500 Zuschauer fasst. Die Popularität des Frauenfußballs stieg in der Vergangenheit jedoch stetig an, weshalb die Fans immer größere Probleme haben, Karten für die Heimspiele zu ergattern. Im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt diesen März waren die Tickets nach nicht mal zehn Minuten restlos ausverkauft.

    Der FC Bayern versucht zwar, den Andrang aufzufangen, findet bislang aber nicht die richtigen Mittel. Im Oktober 2023 spielten die Münchnerinnen vor 19.000 Anhängern erstmals auf nationaler Ebene in der Allianz-Arena. Im Vergleich zum Publikum am Campus beeindruckend, zieht man jedoch in Betracht, dass im weißen Stadion 75.000 Fans Platz haben, ist die Zahl doch eher enttäuschend. „Daran kann man erkennen, dass das ganze Geschäft bislang nicht ernst genug genommen wird“, sagt Schratt.

    Die Allianzarena ist eigentlich für die Heimspiele der Männer des FC Bayern vorgesehen.
    Die Allianzarena ist eigentlich für die Heimspiele der Männer des FC Bayern vorgesehen. Foto: Sven Hoppe

    Schratt träumt von neuem Stadion

    Im November 2023 ließen die Roten nach Öffnung der Stehtribüne erstmals 4.000 Unterstützer in die Arena am Campus. Laut Schratt bringt eine Erweiterung der Kapazität jedoch auch Sicherheitsrisiken mit sich. „Dadurch werden Notausgänge versperrt“, sagt der 23-Jährige, weshalb auch diese Maßnahme keine endgültige Lösung ist.

    Schratt ist gespannt, wie der FC Bayern das Problem in Zukunft beheben will. „Entweder sie vergrößern den Campus, ziehen nach Unterhaching oder bauen wie die Stuttgarter ein eigenes Stadion, das wäre natürlich ein Traum“, sagt der Sonthofener. Besonders wenn es um die Spielstätte geht, fehle bei den Münchnern noch das „Vereinsdenken“. Schratt nennt hierbei den 1. FC Union Berlin als Vorzeigebeispiel: „Bei den Eisernen spielen beide Mannschaften an der alten Försterei. Für alle gilt, Union ist Union.“

    „Die alten Vorurteile leben immer noch.“

    Sebastian Schratt, Darüber, warum der Frauenfußball noch unter dem Radar läuft.

    Mit seinem Auftritt bei der Jahreshauptversammlung ist Schratt insgesamt zufrieden. „Es war ein guter Anfang, ich wollte ein Zeichen für den Frauenfußball setzen“, sagt der Oberallgäuer. „Ich glaube, das ist mir relativ gut gelungen“, fügt er hinzu. Der 23-Jährige freut sich über die Entwicklung, die der Sport in den letzten Jahren genommen hat. „Die Europameisterschaft 2022 gab dem Ganzen einen großen Schub, sie wurde medial gut vermarktet und alle Augen waren auf die Mädels gerichtet“, sagt Schratt. Für die Zukunft wünscht sich der Sonthofener trotzdem, dass „Fußballfans das Geschäft ernster nehmen und es weniger belächeln.“

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