Es sollte nicht weniger als eine Revolution sein: 2017 verkündete der DFB die Zusammenarbeit mit dem Kölner Medienunternehmen „sporttotal.tv“. Dank eines Kamerasystems war es nun möglich, Spiele aus dem Amateurbereich per kostenlosem Livestream live im Internet zu verfolgen. Bisher hielten sich auch die Kosten für die Vereine, die dieses Kamerasystem genutzt haben, in Grenzen. Der Streaminganbieter verlangte für seine Dienste 118,80 pro Saison.
Ab der kommenden Spielzeit 2023/24 kommt aber nun eine satte Preiserhöhung auf die Klubs zu. 838,80 Euro werden ab Sommer für diejenigen fällig, die „sporttotal.tv“ weiter nutzen wollen. Eine Kostenexplosion um sage und schreibe 700 Prozent. Der Grund: „sporttotal.tv“ setzt auf ein modernes Kamerasystem und rechtfertigt damit die Preiserhöhung. Sporttotal-Geschäftsführer Peter Lauterbach wandte sich in einem Brief an die Vereine und schreibt: „Um Sporttotal zu einem noch hochwertigerem Angebot für die Fußballvereine in Deutschland ausbauen zu können, haben wir unsere Strategie überarbeitet und werden die Berichterstattung zukünftig im Rahmen einer Technologiepartnerschaft mit der Deutschen Telekom auf ein neues Level heben.“ Auch im Allgäu gibt es einige Vereine, die das Angebot von Sporttotal nutzen.
- 1. FC Sonthofen Der Fußball-Landesligist teilte mit, dass das Budget eine solche Preiserhöhung nicht hergebe. Sporttotal wird in Sonthofen künftig nicht mehr senden. „Wir werden dadurch keinen Nachteil haben“, ist sich Pressesprecher Dieter Latzel sicher. „Vielleicht kommt der eine oder andere so mal wieder ins Stadion“. Die Trainer des 1. FC Sonthofen haben laut Latzel für ihr Videostudium zuletzt schon eigene Kameras verwendet.
- SV Egg an der Günz Auch beim Bezirksligisten SV Egg an der Günz wird die automatisierte Kamera in Folge der Preiserhöhung abgebaut. „Wir waren qualitativ auch nie zufrieden damit“, bilanziert Abteilungsleiter Thomas Fackler. „Von fünf Toren hat die Kamera grob geschätzt drei eingefangen.“ Mitunter seien stattdessen Bewegungen am nahe gelegenen Tennisplatz aufgenommen worden. Möglicherweise sei die Günztal-Arena grundsätzlich „kein idealer Ort“.
- FC Memmingen Auch beim FC Memmingen tut sich in Sachen Sporttotal etwas. Während das System auf dem Hauptplatz bei den Heimspielen des Bayernligisten weiter in Verwendung bleibt, soll ein zweites Kamerasystem auf einem Nebenplatz abgeschafft werden. Dort spielen die Reserve und Jugend-Teams. Juniorenspiele dürften aus Datenschutzgründen aber ohnehin nicht übertragen werden. Warum macht Memmingen mit Sporttotal weiter? Zum einen sei es „kein Nachteil“ für Sponsoren, wenn so ihre Bandenwerbung ins Bild gerückt werde, zum anderen ließen sich schöne Highlight-Clips zusammenschneiden. „Letztendlich ist es uns das Geld Wert“, sagt Pressesprecher Andreas Schales und verwies darauf, dass Sporttotal den Vereinen angesichts der Preissteigerung auch mit Rabatten entgegen gekommen sei. Die Aufrufzahlen der Live-Spiele gehen laut Schales indes „nicht durch die Decke“. Sie liegen nach Angaben des FCM Pressesprechers grob im dreistelligen Bereich; ein Wert, der auch von anderen Vereinen zu hören war.
- TSV Kottern Noch offen ist indes, wie es beim Bayernligisten TSV Kottern weitergeht. Sporttotal sei einerseits ein „cooles Tool“, erklärt Tobias Haslach, der Technische Leiter. Für Videoanalysen sei es aber nicht genutzt worden, für die Live-Übertragung könnte man auch auf „eigene Systeme“ umsteigen. Was genau passieren wird, sei aber noch nicht entschieden worden.