In Deutschland dominieren sie nahezu jedes Rad-Kriterium. Nun wollen es die Elite-Amateure des RSC Kempten auf der ganz großen Bühne wissen. In den USA nehmen acht Fahrer sowie eine Fahrerin des erfolgreichen Allgäuer Radsportclubs an der größten Kriterium-Serie der Welt teil. „Das ist nicht vergleichbar mit den Rennen bei uns“, sagt Manuel Porzner, der die Idee zur USA-Reise hatte.
Der ehemalige Rad-Profi ist bereits vergangenes Jahr für ein US-Team Rennen im Rahmen des „American Crit Cup“ gefahren. „Dort stehen Tausende Zuschauer an der Strecke, teils führen die Kurse nachts mitten durch die Innenstädte, das Niveau ist enorm und das Preisgeld höher“, sagt Porzner.
RSC Kempten startet in den USA als DCC powered by Alpecin
Allerdings tritt das Team in Nordamerika nicht als RSC Kempten, sondern als Team „DCC powered by Alpecin“ an. Der Grund ist simpel: Die RSC-Fahrer sind allesamt berufstätig oder Studenten, keine Radprofis. Finanziert wird die Reise mithilfe von Sponsoren. „Flüge, Verpflegung und Unterkünfte sind abgedeckt“, sagt Andreas Mayr, der den Großteil der Reise organisiert hat. Etwa 50.000 Euro kostet das zehntägige Komplettpaket für die Sportler sowie einen Physiotherapeuten und einen Social-Media-Beauftragten. Der Aufwand im Vorfeld war enorm. „Ich habe drei Kreuze gemacht, als der Großteil unter Dach und Fach war“, sagt Mayr.
In den vergangenen Tagen gingen die Flieger nach Washington D.C. Der RSC reiste in mehreren Gruppen an. Die größte Angst dabei? Dass auf der Reise eines der teuren Räder verloren geht. „Das wäre bitter. Leider passiert das immer wieder“, sagt Mayr. Sofern das Equipment heil ankommt, geht es Schlag auf Schlag. Raus aus dem Flieger, ab aufs Rad. In der Hauptstadt stehen am Samstag und Sonntag die ersten zwei Kriterien an.
Anders als ein normals Radrennen: So funktionieren Kriterien
Anders als bei herkömmlichen Radrennen gewinnt nicht der Fahrer, der die Ziellinie als Erster überquert. Gefahren wird auf einem kurzen Rundkurs. In regelmäßigen Abständen fahren die Sportler Zwischensprints aus, bei denen die Schnellsten Punkte sammeln. Viele Attacken und rasante Sprints machen die Rennen für Zuschauer besonders attraktiv. Der Fahrer mit den meisten Zählern siegt. Und das soll im Idealfall ein Allgäuer sein. „Wir wollen da drüben richtig abreißen. Wir sind motiviert bis in die Haarspitzen“, sagt Mayr.
Nach dem Auftakt in Washington geht die Reise weiter in den Mittleren Westen der USA, 2000 Kilometer ins entfernte Tulsa (Oklahoma). In der Stadt mit 400.000 Einwohnern sind vom 9. bis 11. Juni drei Kriterien angesetzt. Allerdings sind dort lediglich sechs Fahrer pro Team erlaubt. Zwei der acht RSC’ler (siehe Textende) müssen aussetzen.

Bereits im Herbst 2022 haben die Planungen zur großen USA-Reise begonnen. Porzners Idee damals: „Zuhause dominiert der RSC fast alle Rennen. Da habe ich mich gefragt, wie wir uns in den USA schlagen würden.“ Dort ist die Kriterium-Szene deutlich professioneller organisiert. Zahlreiche Mannschaften verfügen über große Etats, bezahlen ihre Fahrer. Selbst sogenannte Continental-Teams aus der zweiten Liga des internationalen Straßenradsports gehen an den Start. „Ich bin gespannt, wie wir uns schlagen. Dort sind absolut starke Fahrer dabei“, sagt Porzner.
Ansporn haben die Allgäuer genug: Bei vorderen Platzierungen winken Preisgelder im mittleren vierstelligen Bereich. Und in Form sind die Elite-Amateure des RSC ohnehin. Über ein Dutzend Siege bei Kriterien in Süddeutschland gingen allein dieses Frühjahr auf ihr Konto.
- Das Allgäuer USA-Aufgebot: Jonas Schmeiser, Andreas Mayr, Dario Rapps, Silias Motzkus, Manuel Porzner, Julian Kern, Moritz Augenstein, Florian Weber sowie Pia Kummer.
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