Mehr Achterbahnfahrt wie an diesem Sonntag, 29. Mai, dem letzten Spieltag der Saison in der Fußball-A-Klasse 4, hat der SV Heiligkreuz wohl noch nicht erlebt. Kopf an Kopf lagen der SVH und der TSV Buchenberg vor dem Saisonfinale. Ein Punkt trennte die beiden Teams. Mit dem Schlusspfiff durfte sich die Mannschaft um SVH-Trainer Siamak Amani als Meister fühlen, denn zu diesem Zeitpunkt lag Heiligkreuz gegen den FC Wiggensbach II vorne und in Buchenberg stand es zwischen dem TSV und dem TV Hindelang II Unentschieden. Doch in der Nachspielzeit (90.+4) traf Buchenberg noch zum 3:2. Gerade noch der Aufstieg in die Kreisklasse, nun doch die Relegation. Enttäuschung machte sich auf dem Platz des SVH breit, niedergeschlagen quittierten manche Spieler das Geschehen mit Kopfschütteln. Die Zuschauer gingen desillusioniert nach Hause, die Spieler unter die Dusche. Eine Stunde später dann: Jubel und ausgelassene Freude auf dem Gelände am Schwabelsberger Weiher. Soeben hatte Spielgruppenleiter Elmar Rimmel angerufen und per Telefon die frohe Botschaft überbracht: Keine Aufstiegsrelegation – auch der Tabellenzweite steigt direkt in die Kreisklasse auf: Und das war der zu dem Zeitpunkt völlig ahnungslose SVH. Umso ausgelassener habe das Team dann gefeiert. „Bis in die frühen Morgenstunden“ soll es gegangen sein, sagt Niklas Voracek.
Der Torjäger
- Niklas Voracek zeichnete für 24 Saisontore des SVH verantwortlich und hatte damit den Löwenanteil am Erfolg. Er kennt keinen anderen Verein als den SVH, durchlief alle Jugend-Altersklassen beim Stadtteil-Verein und spielt seit vier Jahren in der ersten Mannschaft. „Es war meine erfolgreichste Saison bei den Erwachsenen“, sagt er. Mit den A-Junioren des SVH hatte er vor dem Wechsel zu den Senioren Kreisliga gespielt. „Da die erste Mannschaft in der A-Klasse gespielt hat, war der Sprung für mich nicht so groß, als wenn sie zum Beispiel in der Kreisliga gespielt hätte“, sagt Voracek. Mit ihm kamen vier weitere A-Junioren dieses Jahrgangs zu den Erwachsenen. Auch davor und danach schafften einige Nachwuchsspieler den Sprung. „Das hat den Vorteil, dass wir uns zum Teil seit fast zehn Jahren kennen und zusammen geblieben sind. Man kennt sich, weiß, wie man tickt oder wohin man den Ball haben will.“ Er will das Runde am liebsten auf den rechten, seinen starken Fuß. Der Großteil der Mannschaft ist aus Heiligkreuz, das Zusammengehörigkeitsgefühl sei mit ein Faktor für den Aufstieg gewesen. „Aber wir hätten es auch so in der Relegation geschafft. Da bin ich mir sicher“, sagt Voracek. „Weil wir zum Ende der Saison hin einen Lauf hatten.“ Und der soll noch nicht zu Ende sein. „Einen Durchmarsch in die Kreisliga halte ich nicht unbedingt für unrealistisch. Wir haben vor der Saison Testspiele gegen Kreisligisten gemacht und gut ausgesehen.“
Der Trainer
- Seit fünf Jahren steht Siamak Amani an der Seitenlinie des SV Heiligkreuz. Es ist nicht seine erste Station beim SVH. Als er 1986 aus dem Iran nach Deutschland gekommen war, kam er schnell nach Kempten und dort ist er bis heute geblieben. „Warum soll ich weg. Hier ist es schön. Hier gefällt es mir“, sagt er. Schon damals hatte er Kontakt mit dem SVH, spielte in der ersten Mannschaft, machte seinen Trainerschein und trainierte die A-Junioren. Über die Zwischenstation SV 29 Kempten (mit den Frauen in der Landesliga) kam er zum FC Memmingen, wo er im Trainerstab der A-Junioren stand. Mit dem SVH ist es der erste Aufstieg für ihn. Er kommt gut an bei der Mannschaft und im Umfeld. Seine Philosophie: „Ich sehe mich mehr als Coach, als dass ich Trainer bin.“ Damit meint er: „Ich bin Wegbegleiter und gebe Hilfestellungen. Ich analysiere sachlich, nicht personenbezogen, mit Abstand und Respekt. Es sind die Kleinigkeiten, die der Schlüssel zum Erfolg sind. In den unteren Ligen erreicht man mit Sanktionen nichts. Ich versuche, Dinge plausibel zu machen.“ Hat soweit geklappt. Der SVH spielt in der Kreisklasse. Und dann? „Es ist nicht mein Ziel zu trainieren, um Zweiter zu werden.“

Die Saison
- 66 Punkte in 26 Spielen und 84:25 Tore. Es begann aber durchwachsen. Nach einer Niederlage Ende September in Blaichach gab es eine Sitzung. Amani: „Danach hat es bei der Mannschaft Klick gemacht.“ Der SVH blieb bis zum Saisonende unbesiegt.
Der Aufstieg
- Spektakulärer geht’s wohl nicht, schmuckloser ebenso nicht. Es dürfte kaum irgendeiner Motivation dienen, am Telefon eine Stunde nach Spielende zu erfahren, dass man aufgestiegen sei. Amani: „Schade. Die Zuschauer waren schon heimgegangen. Wir hätten gerne mit ihnen gefeiert. Wir waren auf die Relegation vorbereitet. Es war zwar kein Schock, zumindest aber eine große Überraschung.“ Nun muss der SVH die Feier mit den Fans verschieben, vielleicht aber nur ein Jahr, wenn es nach der Andeutung von Amani geht.