Nach dem überraschenden vierten Vorrunden-Platz bei der Curling-WM in der Schweiz ist für die deutschen Curling-Männer der Traum vom Halbfinal-Einzug geplatzt. Im entscheidenden Play-off-Spiel am Samstagvormittag in Schaffhausen in der Schweiz unterlag Deutschland gegen Italien mit 3:8 - und ist damit aus dem Turnier ausgeschieden. Das Team um Skip Marc Muskatewitz und Benny Kapp vom CC Füssen sowie Felix Messenzehl und Johannes Scheuerl vom EC Oberstdorf kann mit dem fünften Gesamtrang dennoch hochzufrieden sein, war es doch als jüngste aller 13 Mannschaften in das Turnier gestartet. Weltmeister wurde am Sonntagnachmittag das Team Schwedens, das bereits die Vorrunde dominiert hatte. Mit 6:5 besiegte das Drei-Kronen-Team die Kanadier. Dritter wurde Italien nach einem 7:6-Erfolg im kleinen Finale gegen Titelverteidiger Schottland.
Italien spielt Routine gegen Deutschland aus
Einen Tag nach dem knappen 8:7-Erfolg in der Vorrunde traf das deutsche Team erneut auf Italien. Die Azzurri zeigten jedoch im Play-off-Spiel fürs Halbfinale ein ganz anderes Gesicht, spielten deutlich angriffslustiger und waren der deutschen Mannschaft von Beginn an überlegen. Auch Bundestrainer Uli Kapp musste die Dominanz der Italiener anerkennen: "Man hat gemerkt, wie sie ihre Taktik geändert und das auch sehr stark und dominant umgesetzt haben. Bei uns haben die Mittel gefehlt, die entscheidenden Zentimeter waren immer auf der Seite der Italiener." Ein leichtes Aufbäumen gab es im siebten und achten End, das die Deutschen gewannen, aber am Ende war das Resultat mit 8:3 für Italien überdeutlich.
Sonderlob von Bundestrainer Uli Kapp zu Rang fünf
Bundestrainer Uli Kapp zog ein positives Fazit: "Wir können mit Rang fünf super zufrieden sein. Wir haben Richtung Mailand/Cortina richtig viele Punkte gesammelt. Auch wenn es kein Selbstläufer wird, aber mit einem achten Rang bei der nächsten WM würden wir die Olympia-Qualifikation dann schon in der Tasche haben." Und die Mannschaft um Teamtrainer Ryan Sherrard bekam ein Extralob: "Die Jungs sind so jung, so dynamisch, haben es sehr gut umgesetzt. Ich bin mehr als stolz auf die jungen Wilden, wie die Allgäuer Zeitung unsere Jungs so schön bezeichnet hat."
Nervenstark in den letzten Vorrunden-Spielen
Am Freitag, dem letzten Spieltag der Vorrunde, benötigte das deutsche Team zwei Siege, um sich das Ticket für die Finalrunde der besten sechs zu sichern. Zunächst ging es gegen den direkten Konkurrenten Italien. Das enge Match entschied das deutsche Team erst in der Verlängerung mit 8:7 für sich. Auch im Duell gegen den Gastgeber Schweiz, der holprig ins Turnier startete, aber am letzten Vorrundenspieltag mit sechs Siegen und vier Niederlagen dicht hinter den Deutschen stand, wurde es hochdramatisch. Ständig wechselte die Führung hin und her, das zehnte und letzte End musste entscheiden. Mit dem letzten Stein brachte Skip Marc Muskatewitz den deutschen 7:6-Erfolg unter Dach und Fach, sein Schweizer Kontrahent zeigte beim letzten Stein der Eidgenossen Nerven. Damit war der vierte Tabellenplatz hinter Schweden, Kanada und Schottland fix. Während die Deutschen die Schweizer in der ausverkauften IWC-Arena in Schaffhausen in ein Tal der Tränen stürzten (sie können die Play-offs nicht mehr erreichen), feierten die Deutschen die erste Play-off-Teilnahme bei einer WM seit 2007.

Bundestrainer Kapp: "Vorrundenplatz vier redlich verdient"
Andreas Kapp, der als Trainer seinen Sohn Benjamin, Felix Messenzehl und Johannes Scheuerl vor einem Jahr zur Silber-Medaille bei der Junioren-WM in Füssen geführt hatte, jubelte zuhause in Füssen ebenso wie sein Bruder und Bundestrainer Uli Kapp vor Ort in der Schweiz. In einem Gespräch mit unserer Redaktion unmittelbar nach dem Triumph gegen die Schweiz sagte Uli Kapp: "Boa, jetzt müssen wir erst mal durchschnaufen. Wir sind super happy, weil das hier kein Glückstreffer ist, sondern die Mannschaft einfach sehr gut spielt und sich diesen vierten Vorrundenplatz redlich verdient hat." Als Trainer könne er nur "superzufrieden" sein. Jetzt gehe langsam auf, was sich schon seit längerem angedeutet habe. Und Kapp sieht das Team noch nicht am obersten Leistungslevel. "Wir hoffen, dass die Reise noch etwas weitergeht. Die Mannschaft hat einen unglaublichen Punch."
Am Samstag geht's nun gegen Italien
Zum Feiern blieb jedoch keine Zeit, schließlich steht das Play-off-Spiel gegen den Vorrunden-Fünften bereits am Samstagvormittag ab 10 Uhr auf dem Programm. Gegner der Deutschen ist Italien, das sich mit einem 8:2-Sieg über Norwegen am Freitagabend den fünften Platz sicherte. Gewinnt Deutschland das Play-off-Spiel, stünde bereits am Samstagnachmittag ab 16 Uhr das Halbfinale gegen den Vorrundensieger Schweden auf dem Programm. "Mal schauen, was noch geht", sagte Kapp, "ich traue den Jungs wirklich viel zu." Und Kapp ergänzte: "Ja, da tut sich was im deutschen Curling." Wichtig sei ein gutes WM-Abschneiden vor allem deshalb, weil dadurch wichtige Punkte für die Olympia-Qualifikation gesammelt werden können. "Mailand/Cortina ist natürlich unser großes Ziel, aber jetzt genießen wir erst mal diese WM hier", so Kapp.
So verlief das Turnier bisher
Der Auftaktniederlage am Karsamstag gegen Kanada (5:8) folgten Siege gegen Korea (8:6), Niederlande (9:4) und Japan (8:1). Auch beim 6:8 gegen Norwegen hielt die deutsche Auswahl, die vom Kanadier Ryan Sherrard trainiert wird, gut mit. Am Dienstag folgte ein äußerst spannendes Match gegen den amtierenden Welt- und Europameister Schottland – und ein 8:7-Erfolg. Dabei war das deutsche Team gegen den haushohen Favoriten bereits mit 1:4 zurückgelegen. Erst im letzten End, das mit 2:0 an das Allgäuer Quartett ging, wurde aus einem 6:7-Rückstand ein 8:7-Triumph. Weniger spannend verlief das Abendspiel gegen Tschechien: Das gewannen Muskatewitz und Co. mit 6:4.
Gehörige Dämpfer gegen Schweden und USA
Am Mittwoch folgten ein ungefährdeter 9:2-Sieg gegen die immer noch punktlosen Neuseeländer sowie eine 5:8-Niederlage gegen den bislang noch ungeschlagegen Spitzenreiter Schweden. Eine bittere 2:10-Niederlage setzte es nach zwischenzeitlicher 2:1-Führung am Donnerstag gegen Team USA.
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Alle Vorrunden-Ergebnisse der Deutschen im Überblick:
- Sa., 30. März, 19 Uhr: Deutschland - Kanada 5:8
- So., 31. März, 9 Uhr: Deutschland - Korea 8:6
- So., 31. März, 19 Uhr: Deutschland - Niederlande 9:4
- Mo., 1. April, 9 Uhr: Deutschland - Japan 8:1
- Mo., 1. April, 19 Uhr: Deutschland - Norwegen 6:8
- Di., 2. April, 14 Uhr: Deutschland - Schottland 8:7
- Di., 2. April, 19 Uhr: Deutschland - Tschechien 6:4
- Mi., 3. April, 14 Uhr: Deutschland - Neuseeland 9:2
- Mi., 3. April, 19 Uhr: Deutschland - Schweden 5:8
- Do., 4. April, 14 Uhr: Deutschland - USA 2:10
- Fr., 5. April, 9 Uhr: Deutschland - Italien 8:7
- Fr., 5. April, 14 Uhr: Deutschland - Schweiz 7:6

Die Abschlusstabelle der Vorrunde (Jeder gegen Jeden)
- Land Siege - Niederlagen - Q=qualifiziert für Halbfinale/Play-Offs
- Schweden 11-01 / Q-HF
- Kanada 10-02 / Q-HF
- Schottland 10-02 / Q-PO
- Deutschland 08-04 / Q-PO
- Italien 08-04 / Q-PO
- USA 07-05 / Q-PO
- Schweiz 06-06
- Niederlande 05-07
- Tschechien 04-08
- Norwegen 04-08
- Japan 03-09
- Korea 02-10
- Neuseeland 00-12
Die Endrunde bei der WM:
- Sa., 10 Uhr: Play-off 1: Deutschland - Italien 3:8
- Sa., 10 Uhr: Play-off 2: Schottland - USA 8:4
- Sa., 16 Uhr: Halbfinale 1: Schweden - Italien 5:3
- Sa., 16 Uhr: Halbfinale 2: Kanada - Schottland 9:4
- So., 10 Uhr: Spiel um Platz drei: Italien - Schottland 7:6
- So., 15 Uhr: Finale: Schweden - Kanada 6:5
Die WM-Schlussrangliste:
1. Schweden, 2. Kanada, 3. Italien, 4. Schottland, 5. Deutschland, 6. USA, 7. Schweiz, 8. Niederlande, 9. Tschechien, 10. Norwegen, 11. Japan, 12. Korea, 13. Neuseeland.
Weitere Infos zur Curling-WM, alle Ergebnisse und die Tabelle gibt es auf der Seite
des Internationalen Curling-Verbandes
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