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Deutsche Langlauf-Staffel gewinnt Silber in Planica

Nordische Ski-WM

Deutsche Loipenfeen überraschen in Planica mit Silber

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    Bestätigten den Aufwärtstrend im deutschen Langlauf: (von links) Pia Fink, Laura Gimmler, Victoria Carl und Katharina Hennig gewannen in Planica die erste WM-Medaille für Deutschland seit zwölf Jahren.
    Bestätigten den Aufwärtstrend im deutschen Langlauf: (von links) Pia Fink, Laura Gimmler, Victoria Carl und Katharina Hennig gewannen in Planica die erste WM-Medaille für Deutschland seit zwölf Jahren. Foto: Eibner, Imago images

    Andreas Schlütter hat einen so simplen und doch tiefgründigen Satz gesagt – in dieser ersten WM-Woche. Als es zwar schon ein paar Achtungserfolge gegeben hatte, aber noch nicht klar war, in welche Richtung es überhaupt gehen soll mit dem deutschen Langlauf, sagte der 50-jährige Thüringer, der seit fast zehn Jahren Sportlicher Leiter in der Loipen-Sparte des DSV ist: „Wir dürfen nicht vergessen: Langlauf ist die Basis-Disziplin. Ohne uns gibt’s keine Kombinierer und auch keine Biathleten.“ Es klang fast ein bisschen nach Rechtfertigung, ein bisschen aber auch nach Neid, dass andere, weitaus medaillenträchtigere Disziplinen deutlich mehr Popularität genießen. Und für ihn, respektive für den deutschen Langlauf, interessiert sich gerade einmal eine Handvoll deutscher Journalisten – und die drängen drauf, Neues von Wellinger und Althaus zu bekommen.

    Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder strahlt

    Seit Donnerstag aber sind die Popularitätswerte wieder gestiegen. Peter Schlickenrieder, Bundestrainer und gleichzeitig wortgewaltigster Botschafter, strahlte wie ein Honigkuchenpferd, nachdem seine 4x5-Kilometer-Staffel mit Laura Gimmler, Katharina Hennig, Pia Fink und Victoria Carl im so genannten Tal der Schanzen in Planica die steilen Hügel hinaufgehetzt und die anspruchsvollen Abfahrten hinuntergeschossen war. Nur den Norwegerinnen, die auch ohne die schwangere Therese Johaug nicht zu schlagen waren, musste das DSV-Quartett den Vortritt lassen. Noch bevor Schlussläuferin Victoria Carl mit 20 Sekunden Rückstand ins Ziel kam, hatten Teamkollegin Laura Gimmler schon alle Emotionen ergriffen. Sie gewann wie ihre Kollegin aus der Oberstdorfer Trainingsgruppe, Pia Fink, ihre erste WM-Medaille und vergoss vor lauter Freude erst einmal jede Menge Tränen.

    Das ganze Langlauf-Team feiert historischen Erfolg

    Minuten später wurde Sekt vergossen. Das ganze deutsche Betreuerteam war ins Ziel geeilt, um den historischen Erfolg zu feiern. Zwölf Jahre musste der deutsche Langlauf auf eine WM-Medaille warten. Damals, 2011 in Oslo, holten Filbrich, Teichmann, Göring und Angerer Bronze, ebenfalls in der Staffel. Das letzte WM-Gold für den DSV liegt bereits 20 Jahre zurück (Teichmann 2003 in Val di Fiemme über 15 km).

    Coletta Rydzek flechtet Haare und wird dann zur Partylöwin

    Ersatzläuferin Coletta Rydzek aus Oberstdorf schlüpfte in die Rolle der Partylöwin und hatte schon am Vormittag mitgeholfen, dem Quartett schwarz-rot-goldene Bänder ins Haar zu flechten. Das deutete Schlickenrieder als klaren Beweis, dass das Team einen nie dagewesenen Zusammenhalt habe: „Für mich glänzt dieses WM-Silber wie Gold. Das war ein ganz entscheidender Meilenstein – auch für weitere Erfolge“, sagte der 53-Jährige vom Schliersee. Er freute sich besonders darüber, dass Pia Fink, die in Peking noch Rotz und Wasser geweint habe, weil sie nicht für die Staffel nominiert worden war, in Planica sogar der Schwedin Frida Karlsson davonlief. „Hier ist etwas zusammengewachsen.“

    Motivation kommt vom Skisprung-Lager

    Neben Spaß und bester Stimmung im eigenen Team hätten auch die Erfolge der Skispringerinnen und -springer motiviert, die im selben Hotel in Tarvisio wohnen. „Wie die abräumen. Das hat uns enorm angespornt, auch endlich eine Medaille zu gewinnen.“

    Unser WM-Reporter sammelte direkt im Ziel Stimmen von den drei überglücklichen (Wahl-)Allgäuerinnen.

    • Laura Gimmler (29/SC Oberstdorf): „Ich hab das Gefühl, ich kann noch gar nicht so viel Vernünftiges von mir geben. Krass, ich konnte es lange gar nicht glauben. Ich war die letzte Stunde extrem nervös. Jetzt bin ich unbeschreiblich glücklich. In manchen Momenten hab ich mich als Startläuferin richtig gut gefühlt, dann dachte ich wieder: Oh je, oh je. Ich habe gekämpft und konnte den den Kontakt bis zum Schluss halten.“

    Vorfreude bei Fink auf Pizza und Wein

    • Katharina Hennig (26/WSV Oberwiesenthal/Sonthofen): „Ich bin sehr, sehr stolz auf das ganze Team, dass wir das nach Olympia in Peking noch einmal geschafft haben. Das einmal zu schaffen, ist die eine Sache, und es zu bestätigen und zu wiederholen, eine andere. Auch die Ersatzläuferinnen und die Techniker haben einen tollen Job geliefert. Wir werden es mit dem Feiern jetzt nicht total übertreiben. Die WM ist ja noch nicht vorbei.“
    • Pia Fink (27/SV Bremelau/Fischen): „Ich kann’s noch nicht so ganz glauben. Es war ein richtig guter Wettkampf von uns Vier. Mein Ziel war es eigentlich, hinter Frida Karlsson und Eveliina Piippo zu bleiben. Aber ich habe gemerkt, dass meine Ski ziemlich gut sind und dann dachte ich mir, ich muss nochmal alles riskieren. Dass so eine Lücke aufgeht, hätte ich nicht erwartet. Jetzt wird gefeiert – auf jeden Fall mit Pizza und Wein.“
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