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DOSB: Alfons Hörmann belastet seinen Nachfolger Thomas Weikert schwer

Deutscher Olympischer Sportbund

DOSB: Allgäuer Alfons Hörmann belastet seinen Nachfolger Thomas Weikert schwer

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    Thomas Weikert, der Nachfolger Hörmanns, soll aktiv am Umsturz der DOSB-Führung beteiligt gewesen sein. Behauptet jedenfalls Alfons Hörmann.
    Thomas Weikert, der Nachfolger Hörmanns, soll aktiv am Umsturz der DOSB-Führung beteiligt gewesen sein. Behauptet jedenfalls Alfons Hörmann. Foto: Michael Reichel, dpa

    Zwei Monate lang war es ruhig um Alfons Hörmann. Jetzt, kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking, äußert sich der 61-jährige Allgäuer, der acht Jahre lang das Präsidentenamt des Deutschen Olympischen Sportbundes innehatte. Er wirft seinem im Dezember letzten Jahres gewählten Nachfolger Thomas Weikert vor, er habe in einem Interview mit unserer Redaktion in wesentlichen Punkten zum Führungswechsel im DOSB nicht die Wahrheit gesagt. Entsprechende Unterlagen, so sagt Hörmann, würden schon seit mehreren Wochen sowohl dem neuen Präsidium als auch der Ethik-Kommission unter dem Vorsitz des früheren Bundesinnenministers Dr. Thomas de Maizière vorliegen, aber der Öffentlichkeit verschwiegen.

    Vor den Neuwahlen im Dezember letzten Jahres, zu denen Hörmann nach der Brief-Affäre in der DOSB-Zentrale und dem Bericht der Ethik-Kommission gar nicht mehr angetreten war, hatte der Spitzenfunktionär aus dem Oberallgäu gegenüber unserer Redaktion in Kempten behauptet, er und das gesamte Präsidium seien Opfer einer Intrige. Entsprechende Beweise legte Hörmann damals aber nicht auf den Tisch. Heute sagt Hörmann: „Auf Anraten der Anwälte und wegen der angekündigten Ermittlungen waren wir immer in einer Passivrolle. Vielleicht hätten wir einige Beweise und Ungereimtheiten doch früher offenlegen sollen.“

    Hörmann löst Versprechen gegenüber Präsidium ein

    Hörmann löste aber sein Versprechen gegenüber dem alten und neuen Präsidium ein, auch weiterhin bei einer lückenlosen Aufklärung mitzuwirken. Zusammen mit der früheren Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker hat Hörmann eigenen Angaben zufolge Schriftsätze im Umfang von über 500 Seiten vorgelegt, die eine lückenlose Aufklärung ermöglichen sollen.

    Alfons Hörmann wirft seinem Nachfolger vor, er habe in einem Interview mit unserer Zeitung in wesentlichen Punkten zum Führungswechsel im DOSB nicht die Wahrheit gesagt.
    Alfons Hörmann wirft seinem Nachfolger vor, er habe in einem Interview mit unserer Zeitung in wesentlichen Punkten zum Führungswechsel im DOSB nicht die Wahrheit gesagt. Foto: Ralf Lienert

    „Bis heute wurde aber nichts ausgewertet. Noch nicht mal der weitere Umgang dieser Unterlagen ist uns offiziell bekannt“, beklagt sich Hörmann. Dabei habe man die Auswertung auf Wunsch der Mitgliedsorganisationen sehr zeitnah zu Ende bringen wollen. Hörmann habe nun erfahren, dass eine Zusammenfassung und Veröffentlichung der Ergebnisse eher für Sommer oder Herbst angedacht sei. „Das ist für das gesamte frühere Präsidium keine hinnehmbare Lösung.“ Diese Aufarbeitung sei eine wichtige Aufgabe des neuen Führungsteams, aber auch von hoher Bedeutung für alle Betroffenen.

    Warum kommt Hörmann kurz vor Olympia aus der Deckung?

    Warum Hörmann jetzt ausgerechnet kurz vor Olympia aus der Deckung kommt, hat einen einfachen Grund. Anlass war ein Interview unserer Zeitung mit Thomas Weikert in der Ausgabe vom vergangenen Wochenende, in dem laut Hörmann „zwei grobe Unwahrheiten“ von Weikert stehen, die er für sich und seine ehemaligen Präsidiumsmitglieder klarstellen müsse. Der neue DOSB-Präsident habe „von guten Vier-Augen-Übergabegesprächen gesprochen und damit schlichtweg gelogen“, so Hörmann. Es habe keine einzige persönliche Unterredung dazu gegeben. „Nicht zu den Bilanzen, nicht zur Leistungssportreform und nicht zu zahlreichen weiteren wichtigen Themen, die in so einem Amt eine Übergabe dringend notwendig machen“, sagt Hörmann. Nachdem er Weikert per SMS zur Wahl gratuliert habe, hätte ein kurzes Telefonat zwischen den beiden stattgefunden.

    Hörmann dazu wörtlich: „Im Mittelpunkt dieses einzigen Telefonats stand das Bedauern von Herrn Weikert, wie das nun alles gelaufen sei und er hoffe, dass unser bisher gutes Verhältnis davon nicht belastet werde“. Noch mehr geärgert hat Hörmann aber die Aussage von Weikert auf die Frage, ob er befürchte, dass Hörmann bezüglich der angesprochenen Kampagne noch Beweise liefern könnte. „Ich befürchte für Herrn Hörmann: Es werden keine Belege dafür da sein, weil es nichts zu belegen gibt.“

    Art „Schlachtplan“ gegen Hörmann und seine Führungsriege

    Sehr wohl, behauptet jetzt Hörmann, seien spätestens seit dem Jahreswechsel umfassende Unterlagen bereitgestellt worden. Unter anderem auch ein Gesprächsprotokoll eines Treffens von vier Verbandsvertretern vom März 2021, aus dem deutlich hervorgeht, dass „ein kompetentes Führungsteam als Alternative zur derzeitigen Führung aufgebaut werden soll“. Vieles deutet darauf hin, dass schon damals, noch vor der anonymen Mitarbeiter-Mail, eine Art „Schlachtplan“ gegen Hörmann und seine Führungsriege ausgeheckt wurde. Strippenzieher, das stehe unstrittig fest, sei mit Michael Vesper Hörmanns langjähriger Vorstandsvorsitzender beim DOSB gewesen. Vesper schlug sich nach seinem Ausscheiden 2017 schnell auf die Seite der Hörmann-Kritiker und gilt mittlerweile als verlängerter Arm von IOC-Präsident Thomas Bach. In dem Protokoll des Arbeitstreffens, das in Berlin stattfand, wird Weikert bereits als möglicher Kandidat für eine Präsidentschaft genannt. Hörmann schlussfolgert: „Ich gehe aus guten Gründen davon aus, dass mein Nachfolger weit früher und auch aktiv an der gesamten Entwicklung beteiligt gewesen ist.“ Dafür gäbe es weitere konkrete Anhaltspunkte aus den vergangenen Jahren.

    Den DOSB-Chef Weikert konnte unsere Redaktion zu den Vorwürfen Hörmanns wegen der Zeitverschiebung in China am Dienstagabend nicht mehr erreichen. Am frühen Mittwochmorgen findet die Eröffnungspressekonferenz des DOSB in Peking statt.

    Lesen Sie auch: Wer trägt die deutsche Fahne bei den Olympischen Winterspielen in Peking?

    Weikert: "Ich kenne keine Kampagne"

    UPDATE, MITTWOCH, 2. Februar, 7 Uhr:

    Bei der Pressekonferenz in Peking war Weikert sichtlich überrascht vom verbalen Angriff Hörmanns aus der Heimat. Fragen von akkreditierten Journalisten vor Ort dazu wollte der 60-Jährige in dem Online-Meeting abbügeln: "Ich denke, diese Anschuldigungen stören nicht. Hier in Peking konzentriert sich jeder an seinem Wettkampfort auf den Sport. Wir tun unsere Arbeit. Das ist zunächst das Wichtigste."

    Erst auf Nachfragen sagte Weikert: "Zu einer möglichen Kampagne habe ich schon einmal gesagt: Ich kenne keine Kampagne." Er kenne wohl ein Protokoll aus dem März 2021. "Aber bei dem Treffen war ich nicht dabei. Mehr kann ich dazu nicht sagen." Ausweichend antwortete er auch auf die Frage, was er denn zum Vorwurf der Lüge in Sachen Übergabe-Gespräch sage: "Während der Vorbereitung der Wahl und danach habe ich Herrn Hörmann aus meiner Sicht nicht angegriffen, das weiß ich. Was ich weiß, habe ich gesagt, das werde ich auch in Zukunft tun."

    Und zu den Beweisen, die Hörmann und die frühere Führung wohl eingereicht hätten, meinte Weikert: "Ich weiß nicht die genaue Seitenzahl, aber es gibt eine umfangreiche Aufstellung mit Anlagen." Diese sollen von der vom DOSB-Präsidium berufene Prüfkommission mit der einstigen DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel und dem ehemalige Richter am Bundesgerichtshof, Clemens Basdorf, geprüft werden.

    Eine weitere schriftlich eingereichte Frage verlas die Pressesprecherin des DOSB, Eva Werthmann, nicht mehr.

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