Mit einem Heimsieg ist der ECDC Memmingen in die Finalserie um die Deutsche Oberliga-Meisterschaft gestartet. Die Indians bezwangen am Freitagabend am Memminger Hühnerberg die "Eisbären" aus Regensburg mit 4:3 (0:1; 1:1; 2:1; 1:0) nach Verlängerung. Matchwinner war Verteidiger Christopher Kasten, der nach 62 Sekunden in der Verlängerung den stürmisch gefeierten Siegtreffer für die Memminger erzielte. Die dramatische Partie verfolgten 3700 Zuschauer, darunter mindestens 200 aus der Oberpfalz. Das bedeutete: ausverkauftes Haus.
Der ECDC ging damit in der "Best-of-five-Serie" mit 1:0 in Führung. Spiel zwei steigt am Sonntag ab 17 Uhr in Regensburg.
Feierlich hatte der Abend begonnen. Für Natalie Horwath wurde der rote Teppich ausgerollt: Sie sang live auf dem Eis die Nationalhymne, während auf der Videowall die deutsche Flagge flatterte. Anschließend durfte der langjährige ECDC-Fan Paul Schieder das symbolische Eröffnungsbully ausführen.

Regensburgs Trainer: "Memmingen ist die beste Mannschaft der Liga"
„Memmingen ist für mich die beste Mannschaft der Liga. Wenn Du gegen die gewinnen willst, reichen selbst 98 Prozent nicht aus.“ Das hatte Max Kaltenhauser, Trainer der Regensburger „Eisbären“, bereits Mitte Februar nach der 1:3-Niederlage seines Teams beim ECDC Memmingen in der Hauptrunde der Oberliga Süd gesagt.
Dass Kaltenhauser recht hatte, stellten die Indians auch nun von Anfang an eindrucksvoll unter Beweis: Die ersten 15 Spielminuten gehörten eindeutig den Hausherren, die mächtig Druck auf das von Patrick Berger gehütete Tor der „Eisbären“ ausübten. Die Indians überstanden auch eine Strafzeit gegen Jaroslav Hafenrichter unbeschadet. Doch kurz darauf machten die Gäste aus ihrer ersten richtig zwingenden Chance das 1:0. Tomas Schwamberger hatte getroffen. Bei diesem Stand ging es zum ersten Mal in die Kabinen.
Auch zu Beginn der zweiten 20 Minuten wurden die Indians gleich wieder von ihrer voll besetzten Fankurve angetrieben. „Wir wollen Euch kämpfen sehen, wir wollen Euch siegen sehen“, skandierten die Indians-Anhänger.
Eisbären Regensburg gehen durch einen Glückstreffer mit 2:0 in Führung
Auf der Anzeige der Videowall verstrich eine Spielminute um die andere. Beide Teams lieferten sich einen engagierten Fight. Aber beide Defensiven und auch die Goalies standen sicher. Bis zur 36. Minute, als die "Eisbären" ECDC-Goalie Marco Eisenhut durch einen Glückstreffer zum 0:2 überwanden. Tomas Plihal war das Glückskind, das getroffen hatte.
Noch eine Minute und 26 Sekunden waren im zweiten Durchgang zu spielen, als zum ersten Mal ohrenbetäubend lauter Torjubel der Memminger Fans erschallte: Matej Pekr gelang kurz vor dem Drittelende der wichtige Anschlusstreffer zum 1:2.
Kampf, Leidenschaft, Dramatik
Ob das der erhoffte Wachmacher für die Indians war? Das Team wurde jedenfalls mit Applaus aufs Eis zurückbegleitet, während die Regensburger gnadenlos ausgepfiffen wurden. Da war er wieder, der „siebte Mann“ der Memminger. Und was soll man sagen? Er wirkte! In der 44. Minute glich Alec Ahlroth in Überzahl die Partie aus. Jetzt kam richtig Schwung in die Bude: Kampf, Leidenschaft, Dramatik. Doch dann bekamen die Indians eine Strafe aufgebrummt, und Regensburg gelang in der 53. Minute in Überzahl das schmeichelhafte 3:2. Sergei Topol hatte in der 55. Minute schon den Ausgleich auf dem Schläger. Doch Berger parierte in höchster Not.
In den letzten Minuten bestürmte der ECDC mit Mann und Maus das Regensburger Tor. Und bekam eine Minute vor dem Spielende eine Überzahl zugesprochen. ECDC-Coach Sergej Waßmiler nahm zusätzlich Goalie Eisenhut vom Eis. Sage und schreibe acht Sekunden vor der Schlusssirene brachte "Jaro" Hafenrichter die Scheibe zum frenetisch umjubelten 3:3 im Regensburger Gehäuse unter. Das bedeutete: Verlängerung. Und da macht dann "Kiste" Kasten alles klar.
Wer jemals daran gezweifelt hatte, ob die Indians Meister werden wollen, der musste nur den Memminger Milan Pfalzer beobachten. Die Nummer 19 fuhr vor der Verlängerung nicht in die Kabine, sondern zur Fankurve - und peitschte diese mit eindeutigen Gesten ein. Pfalzer, ein Memminger mit Leib und Seele.
Die "Eisbären" hatten mehr Zeit zum Ausruhen
Die Regensburger hatten nach ihrer 3:1-Serie im Halbfinale gegen die „Scorpions“ aus Hannover zwei Tage mehr Zeit als die Indians, um sich auszuruhen. Die Memminger hatten fünf Spiele benötigt, um die „Indians“ aus Hannover auszuschalten. Dennoch wirkte der ECDC nun am Anfang frischer und physisch präsenter als Regensburg.
Für Memmingen ist es das allererste Oberliga-Finale
Dieses Finale um den Aufstieg in die zweithöchste Eishockey-Liga des Landes ist das allererste für Memmingen, für Regensburg das erste seit 2001. Hierbei kommt es auch zum Duell der Topscorer dieser Play-offs. Angeführt wurde die Scorerliste vor dem ersten Spiel des Finales vom Regensburger Andrew Schembri (21), gefolgt von den drei Memmingern Jaroslav Hafenrichter (21), Matej Pekr (19) und Petr Pohl (19). Unter den elf besten Scorern der Play-offs befinden sich acht Spieler aus Regensburg und Memmingen.
Becherwürfe bescheren dem ECDC eine Geldstrafe
Memmingen war nach der Hauptrunde Zweiter. Regensburg beendete die Hauptrunde auf Rang vier und musste sich schon im Play-off-Achtelfinale gegen Leipzig richtig anstrengen, um weiterzukommen. Danach warfen die „Eisbären“ den Nord-Ersten Halle und den Zweiten, die Hannover „Scorpions“, in jeweils vier Spielen aus dem Rennen.
Aufgrund von zahlreichen Becherwürfen am Ende des fünften Spiels gegen Hannover wurde den Indians vor dem Finale eine Geldstrafe aufgebrummt, welche sich im Wiederholungsfall deutlich erhöht. Deswegen gab der ECDC folgendes Motto an seine Fans aus: „Lieber trinken als werfen.“ Die genaue Höhe der Strafe werde öffentlich nicht bekannt gegeben, erklärte ECDC-Sprecher Michael Franz auf Anfrage unserer Redaktion.
Spiel eins der Finalserie in der Zusammenfassung
- Ergebnis: ECDC Memmingen – EV Regensburg 4:3 (0:1; 1:1: 2:1; 1:0) nach Verlängerung.
- Tore: 0:1 (16.) Schwamberger (Schembri, Schütz), 0:2 (36.) Plihal (Stöhr, Schmid), 1:2 (39.) Pekr (Raab), 2:2 (44.) Ahlroth (Svedlund, Hafenrichter; 5-4), 2:3 (53.) Plihal (Schembri, Gajovsky; 5-4), 3:3 (60.) Hafenrichter (Topol, Pekr, 5-4), 4:3 (62.) Kasten (Pohl).
- Strafminuten: Memmingen sechs – Regensburg acht.
- Zuschauer: 3700 (ausverkauft).
- Kader: Für den ECDC Memmingen spielten in der ersten Finalpartie: Tor: Eisenhut (60:00), Deske – Verteidigung: Kittel, Svedlund; Raab, Kasten; Stange, Schirrmacher; Jiranek, Bergen – Angriff: Hafenrichter, Peter, Pohl; Topol, Ahlroth, Pekr; Nirschl, Lukes, Huhn; Abstreiter, Hofmann, Pfalzer.