Die Eindrücke der vergangenen Wochen könnten dazu verführen, dem FC Kempten vor dem Saisonstart in der Fußball-Landesliga-Südwest eine Favoritenrolle zu widmen. Platz zwei und die Teilnahme an der Relegation zum Ende der vergangenen Spielzeit, ein Remis gegen Zweitligist SSV Ulm sowie ein Sieg gegen Bayernligist FC Memmingen beim Brauhaus-Cup während der Saisonvorbereitung – das liest sich gut. Aber Spielertrainer Thilo Wilke kennt auch die andere Seite der Medaille. „In einigen anderen Testspielen haben wir uns schwer getan“, sagt der 33-Jährige. „Insgesamt bin ich mit der Vorbereitung aber zufrieden.“
- Das Startprogramm Wenn Wilke an das Auftaktspiel am Samstag (16 Uhr) bei Cosmos Aystetten denkt, muss er unweigerlich schmunzeln. „Ich gehe jetzt in meine dritte Saison als FCK-Trainer. Jedes Mal treffen wir zu Saisonbeginn auf einen Aufsteiger“, sagt Wilke. „In den letzten Jahren fand ich das nicht so prickelnd, inzwischen nehme ich es so, wie es kommt.“ Wilke hält Aystetten aber nicht für einen gewöhnlichen Aufsteiger. „Sie haben gewaltige Stärken in der Offensive und wollen den Schwung nach der guten Bezirksliga-Saison mitnehmen. Aber wir dürfen uns nicht zu auf diesen Gegner konzentrieren.“ In den ersten beiden Wochen wird es nämlich knackig: Es geht gegen den letztjährigen Tabellenfünften FC Ehekirchen, dann kommt der VfB Durach am Mittwoch, 31. Juli (18.30 Uhr) zum Derby ins Illerstadion.
- Die Zielsetzung Wilke warnt trotz der guten Saison 2023/2024 vor Überheblichkeit. „Von der Teilnahme an der Relegation können wir uns nichts mehr kaufen“, sagt der Mittelfeldspieler. „Grundsätzlich traue ich der Mannschaft alles zu. Aber wir müssen konstanter werden – in den Spielen und über größere Zeiträume. Dann spielen wir auch eine gute Rolle.“ Spielerisch habe sich die Mannschaft weiterentwickelt, oftmals sei die Entscheidungsfindung noch ein Problem. „Auch eine Frage der Erfahrung“, sagt Wilke. Auch deshalb sieht der gebürtige Unterfranke andere Vereine als Aufstiegsfavoriten: FSV Pfaffenhofen, SC Oberweikertshofen, TSV Dachau, FC Gundelfingen und TSV Schwabmünchen.
- Der neue Kapitän Was den Punkt Erfahrung angeht, gilt es auch, den letztjährigen Kapitän Simon Kolb zu ersetzen. Seine Rolle übernimmt künftig Raphael Meßlang. Der 25-Jährige zählt neben Wilke (33) und Routinier Thomas Rathgeber (39) schon zu den älteren Spielern im FCK-Kader. „Fehlende Erfahrung lässt sich nicht einfach wettmachen. Wir müssen das anders kompensieren – mit mehr Energie und Dynamik beispielsweise, um damit andere Aspekte in unsere Spielweise zu bringen“, sagt Wilke.
- Das Personal Mit Timo Lutz (Kreuzbandriss), Serhat Biskin (Leistenbruch) und Fabian Zakel (Reha nach Kreuzbandriss) fallen drei Akteure zum Saisonstart sicher aus, zudem ist Ahmed Mekhimar nach seiner Roten Karte im Relegations-Hinspiel gegen Türkspor Augsburg noch gesperrt. „Das trifft uns wirklich hart“, sagt Wilke. „Ahmed hat letztes Jahr alle 34 Ligaspiele bestritten.“ Die Personalrochade fiel insgesamt etwas umfangreicher aus. Acht Spieler haben den FC Kempten verlassen, mit Kolb und Dominik Berger zog es beispielsweise zwei Akteure zum Bezirksligisten FC Wiggensbach. Neun Zugänge, die „den Altersdurchschnitt nochmal nach unten drücken“, begrüßte Wilke zum Start in die Vorbereitung. „Wir sind als Verein nicht so aufgestellt, dass wir erfahrene Spieler holen. Aber wir haben uns zuletzt schon dahin entwickelt, dass wir mit jüngeren Spielern arbeiten und ihnen eine gute Perspektive anbieten können“, sagt Wilke. Mit Aufbauarbeit kennt sich der FC Kempten jedenfalls inzwischen aus.