Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen kaum sein – vor dem Duell der Lokalrivalen in der Fußball-Regionalliga am Freitagabend ab 19 Uhr zwischen dem FC Memmingen und dem FV Illertissen. Die Gäste aus dem Landkreis Neu-Ulm sind klarer Favorit.
Warum die Memminger nur auf ein mittelgroßes Wunder hoffen dürfen, erklären wir in fünf Punkten. Warum fünf? Weil diese Zahl ein gutes Omen für den FCM im direkten Vergleich ist. In 22 Spielen seit der Saison 2012 haben die Memminger zwölf Mal verloren, fünf Mal gewonnen und fünf Unentschieden erreicht.
Die derzeitige Form
Illertissen steht nach drei Siegen in Folge in der Regionalliga-Tabelle auf Rang sechs mit zwölf Punkten, der FC Memmingen mit erst fünf Zählern aus acht Spielen auf Platz 17 (Vorletzter). Weitere statistische Fakten: Memmingen ist in Heimspielen das drittschlechteste Team der Liga. Wobei Illertissen auf fremden Plätzen bislang auch erst einen Sieg und zwei Niederlagen verbuchen kann.
Das größere Selbstvertrauen
Das größere Selbstvertrauen hat aktuell eindeutig der FV Illertissen. Das Team von Trainer Holger Bachthaler wird mit breiter Brust in der Memminger Arena auflaufen. Schließlich hat der FVI – was fast schon zur DNA der Illertisser gehört – im Pokal einmal mehr für Furore gesorgt. Der bis dato ungeschlagene Drittligist SpVgg Unterhaching wurde mit einer unglaublich disziplinierten und kämpferisch starken Leistung aus dem BFV-Totopokal-Wettbewerb gekegelt. Nicht knapp, nicht nach einem Elfmeterschießen. Nein, klar und deutlich mit 3:0. So haben die Illertisser die Chance gewahrt, zum vierten Mal in Folge ins bayerische Pokalfinale einzuziehen. Und Bachthaler trat nach dem Triumph über Unterhaching schnell auf die Euphoriebremse und forderte von seinem Team vor allem eines ein: Volle Konzentration auf den Liga-Alltag. Anders ausgedrückt: Memmingen bloß nicht unterschätzen – und gewinnen.
Die Minimal-Hoffnung von FCM-Trainer Baierl
Bachthalers Kollege Stephan Baierl, der während seines Studiums übrigens auch schon im Illertisser Trikot kickte, weiß um die Schwierigkeit der Aufgabe. Auf einen Heimvorteil kann er nicht so wirklich setzen, weil sein Team auswärts oft unbeschwerter auftritt. Die Hoffnung, dass sich seine Mannschaft von der Derby-Atmosphäre aber vielleicht doch einmal positiv beeinflussen lässt, hat der 42-Jährige nicht aufgegeben. Baierl weiß aber auch: „Um gegen Illertissen zu gewinnen, brauchen wir einen Tag, an dem wir alles richtig machen.“ Sein Hauptaugenmerk wird er vermutlich auf die eigene Abwehr lenken. Aus seiner Sicht ist die Illertisser Offensive „überdurchschnittlich besetzt.“
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Die Rolle des Underdogs
Vor den Duellen gegen den Lokalrivalen pflegt der FC Memmingen seit vielen Jahren die Kunst des Kleinredens. Da wird gerne mal so getan, als sei man selbst eine „Feierabendtruppe“, wohingegen der Gegner nahezu unter Profi-Bedingungen trainiere – und am Transfermarkt ganz andere Möglichkeiten habe. So seien die Memminger im Sommer am Leutkircher Daniele Gabriele (zuletzt TSV Steinbach-Haier) und dem Kaufbeurer Furkan Kircicek (Chemnitzer FC) dran gewesen, deren Entscheidung dann aber zugunsten von Illertissen fiel. Baierl wörtlich: „Wenn man auf die Transfers schaut, wurden viele fertige Spieler aus den Regionalligen geholt“. Und weiter heißt es: „Diese Leute könnten dann auch zweimal am Tag trainieren.“ Memmingen verfolge das Konzept mit Spielern aus der Region, von denen es die meisten maximal „in einer guten halben Stunde zum Feierabendtraining schaffen.“
Pluspunkte im Nachwuchs
Der fast schon notorischen Tiefstapelei setzt der FCM aber auch Bereiche entgegen, in denen man im direkten Konkurrenzkampf die Nase vorn habe: Beispielsweise beim Nachwuchs („Da sind wir deutlich führend“) oder bei der Infrastruktur. Ob das neue Multifunktionsgebäude im Memminger e-con-ArenaPark soviel Eindruck auf die Illertisser macht, bleibt fraglich. Als Strohhalm, die Bilanz gegen Illertissen aufzubessern, dient es dem FCM aber allemal.
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