Sport kann viele Facetten haben. Einen Teil dieses großen Spektrums abzubilden - das ist das Prinzip der Serie „Fit durch 2022“. Im Fokus stehen neben Individualsport im Sommer und Winter auch Gesundheitsthemen, Fitness- und Trendsportarten, Tipps für Lauf- und Tourenski-Strecken sowie Ausrüstungs- und Ernährungstipps. Berücksichtigt werden dabei auch unterschiedlichste Lebenssituationen. In der Serie kommen Experten aus dem ganzen Allgäu zu Wort.
Kurz nach dem Loslaufen fühlt es sich ungewohnt an: Kaum hat sich der Körper mit dem Joggen arrangiert, folgt auch schon der erste Halt. Dort sehen Querstangen zwischen aufgerichteten Baumstämmen ein wenig wie ein Klettergerüst im Memminger Stadtwald aus. Ein Schild verrät, dass es hier ums Dehnen geht: am besten in mehreren Einheiten, jeweils für Brust, Schulter, Oberschenkel und Wade. Es ist eine Station eines klassischen Trimm-dich-Pfads. Mittlerweile hat sich das Konzept zu verschiedenen Versionen von Nordic-Walking- und Gesundheitsparcours bis zu Calisthenics-Anlagen entwickelt.
Kraft- und Ausdauertraining beansprucht alle Muskelgruppen
Doch zurück zum Trimm-dich-Pfad. Ein Waldweg führt nun durch dichtes, dunkles Grün. Die Abstände zwischen den Stationen variieren, die Übungen sehen immer anders aus. Mal heißt es statisch kräftigen – etwa, indem ein angewinkeltes Knie und seitenversetzt ein Ellenbogen gegen einen Baumstamm drücken. Mal geht es aktiver zur Sache, wenn Stangen auf Hüft- bis Brusthöhe Klimmzüge halb im Liegen ermöglichen. Je niedriger die Stange hängt, desto fordernder wird es.

Am Ende der rund zweieinhalb Kilometer langen Runde stehen erneut Dehnübungen an. Zurück am Ausgangspunkt, fühlt sich der Körper beansprucht an, aber auf eine gute Art: Alle Muskelgruppen sind stimuliert, das Gefühl der Erschöpfung ist angenehm.
Trimm-Dich-Pfade im Allgäu: Worauf es beim Training ankommt
Trimm-dich-Pfade führen dennoch ein Schattendasein. Es gibt keinen Verein im Allgäu, der sich auf diesem Gebiet spezialisiert hat und keine große Internetpräsenz. „Aber wenn etwas kaputt ist, melden sich die Leute schnell bei uns“, sagt der Memminger Stadtförster Stefan Honold. Etwas veraltet mag der Name heute wirken, doch das Konzept ist es keineswegs. Die Pfade gibt es ebenso wie Parcours und Calisthenics-Anlagen vielerorts im Allgäu. Bei Calisthenics konzentriert sich das Training auf spezielle Vorrichtungen für Eigengewichtsübungen.
Hinzu kommen die verschiedenen Parcours, die sich zum Nordic-Walking, Joggen und Walking eignen. Drei davon unterhält die Krankenkasse AOK im Allgäu errichtet: Im Memminger Stadtteil Eisenburg, im Unterallgäuer Sontheim sowie in Buchenberg/Eschach (Oberallgäu). „Das Schöne ist, dass alle im eigenen Tempo und nach ihren Wünschen trainieren können“, sagt Ulrike Schönherr, Gesundheitsfachkraft der Krankenkasse.
Expertin rät: Beratung vor dem ersten Besuch
Schönherr bringt zum Ortstermin in Eisenburg mit Granulat gefüllte Hanteln mit. Die Gewichte wiegen gut 700 Gramm und lassen sich mit Klettverschlüssen an der Hand befestigen. „Beim Gehen schwingen die Arme im rechten Winkel aus“, erklärt Schönherr. Das Granulat bewegt sich dabei und die Muskeln müssen bei jeder Bewegung dagegenwirken – Krafttraining auf die sanfte Art. Anleitungen für verschiedene Übungen an den im Wald verteilten Stationen geben, wie beim Trimm-dich-Pfad, Schilder. Ebenso gibt es Tafeln für die richtige Nordic-Walking-Technik sowie fürs Herzfrequenztraining und zur Reaktiv-Fitness. Diese trainiert Oberkörper- und Rumpfmuskulatur.
Schönherr rät jedoch, sich am Anfang professionell beraten zu lassen. Ein weiterer Tipp von ihr lautet, sich mit anderen zum Training zu verabreden – egal ob auf Trimm-dich-Pfad, Waldparcour oder an der Calisthenics-Anlage. Dann komme der Einfluss des „inneren Schweinehunds“ nicht zur Geltung.