Erst das 3:2 nach Verlängerung gegen Bad Tölz, dann am Sonntagabend das 4:3 nach Overtime bei den Kassel Huskies – hat der ESV Kaufbeuren nach diesen beiden Zwei-Punkte-Erfolgen die vorherige, neun Spiele umfassende Niederlagenserie endgültig ad acta gelegt? Das bleibt abzuwarten. Doch die Art und Weise, wie die durch den Ausfall von Sami Blomqvist noch weiter ersatzgeschwächten Allgäuer in der fast leeren Kasseler Eissporthalle auftraten, lässt zumindest auf wieder bessere Zeiten hoffen.
Schnelle Führung, aber schneller Ausgleich
„Hut ab, wir sind gut gestartet“, begann ESVK-Coach Tray Tuomie sein Statement nach der engen Partie. Und spielte damit auf die schnelle Führung durch Kapitän Tyler Spurgeon an, der nach 100 Sekunden im Nachschuss traf, nachdem Tobias Echtler die Scheibe vors Kasseler Tor gebracht hatte. Doch der knappe Vorsprung war ebenso flugs wieder weg, als Brett Cameron, derzeit der wohl stärkste Kasseler Angreifer, um Simon Schütz herumtanzte und mit seinem 15. Saisontor zum 1:1 egalisierte.
Maximilian Meier muss Stefan Vajs ersetzen
Doch selbst den Schockmoment des frühen Torwartwechsels steckten die Joker unbeeindruckt weg. Stefan Vajs hatte sich offenbar beim 1:1-Treffer verletzt, Tuomie zog mit dem jungen Maximilian Meier ein Ass aus dem Ärmel. Der 22-Jährige kam bei eigener Unterzahl aufs Eis, lieferte im weiteren Verlauf eine solide Partie ab. Als Echtler wegen Spielverzögerung in die Kühlbox musste, war zu vermuten, dass Meier verstärkt in den Fokus rücken würde – doch das Gegenteil war der Fall. Spurgeon und John Lammers starteten einen Konter, der Kapitän schoss Kassel-Keeper Jonas Neffin – möglicherweise bewusst – an, den Abpraller versenkte Lammers zur 2:1-Führung. Ein klassischer Shorthander! Und es kam sogar noch besser: Bei Markus Lillichs Schuss 16 Sekunden vor Drittelende zum 3:1 in die kurze Ecke oben sah Neffin nicht gut aus, was Kassels Trainer Tim Kehler dazu veranlasste, auch den Torhüter zu tauschen. Jerry Kuhn gab ab dem zweiten Drittel keinen Anlass zur Klage.
Viel Energie und gut in Unterzahl
Schon bis dahin hatte Tuomie „Energie und Selbstbewusstsein“ bei seinem Team ausgemacht. „Wir waren gut in Unterzahl, es war ein gutes Spiel von Lammers und Spurgeon.“ Auch im zweiten Drittel wirkte Kaufbeuren konzentriert, gestattete Kassel nur wenig und traf nach Fabian Koziols Chance durch Voit nach 35 Minuten nur die Latte. Bemerkenswert daran: Diese Szene wurde erst drei Minuten später noch einmal per Videobeweis gecheckt, als die Huskies mittlerweile durch Mitch Wahls Schlenzer in den linken Winkel auf 2:3 (38.) verkürzt hatten – so lange war die Partie nicht unterbrochen. Die Entscheidung der Referees: tatsächlich kein Tor ESVK, Puck vor der Linie – aber Tor Kassel auf der anderen Seite.
Fünf Minuten Powerplay ohne Treffer
Im Schlussabschnitt verlegte sich der ESVK darauf, Nadelstiche zu setzen und hinten abzusichern. 14 Minuten ging dies gut, dann traf Torjäger MacQueen den Puck gar nicht richtig, doch irgendwie flutschte er Meier in den Kasten. Einen Bärendienst erwies Kassels Tim-Lucca Krüger seinem Team mit einem harten Check Richtung Kopf von Koziol – fünf Minuten Powerplay für die Joker, doch das Tor zum ersten Dreier seit dem 17. Dezember (3:1 in Selb) fiel nicht.
Tyler Spurgeon erlöst die Joker
Das Tor gelang Spurgeon nach 2:47 Minuten in der Overtime – sein 17. Treffer. „Wir sind glücklich mit den zwei Punkten“, meinte Tuomie. „Den Ausschlag gaben die Special Teams.“ Es war der erste Sieg des ESVK in dieser Spielzeit gegen die Nordhessen. Ungewöhnlich scharf ging Coach Kehler mit den Huskies ins Gericht: „Wir hatten nicht verdient zu gewinnen! Das war schrecklich, nur im Penalty-killing zum Schluss haben wir einen guten Job gemacht. Das war ein peinlicher Eindruck über 55 Minuten.“
Schon am Dienstag geht es für die Joker weiter. Dann treten sie ab 19.30 Uhr bei den Bayreuth Tigers an.