Die Faustballer des TV Neugablonz hat es im Frühjahr 2023 geschafft, erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die 1. Bundesliga Süd aufzusteigen. In dieser Sportart ist Deutschland momentan die dominierende Nation. Die Liga ist gespickt mit starken Teams wie dem TV Pfungstadt – dem „FC Bayern“ des Faustballs – und Nationalspielern des aktuellen Weltmeisters. Die Neugablonzer warten als Tabellenletzter (0:18 Punkte) noch auf den ersten Sieg. Am Samstag (19 Uhr) steht das erste Spiel des Jahres zuhause gegen den TV Schweinfurt-Oberndorf an.
Der TVN hat mit dem Bundesliga-Aufstieg Historisches erreicht. War das ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist?
Sandro Bürger: Die Saison 2023 und speziell die Aufstiegsspiele waren der sportliche Höhepunkt unserer Karrieren. Wir haben lang darauf hingearbeitet. Dieser Moment war unvergesslich und einzigartig.
Im Herbst haben einige Spieler des TVN ein paar kommende gegnerische Akteure bei der WM in Mannheim live in Aktion gesehen. Was denkt man sich dabei?
Michael Friedrich: Die Gedanken waren: Die Jungs, die der Nationalmannschaft angehören, spielen da nicht ohne Grund. Die sind schon ein gutes Stück besser als wir. Trotzdem macht es unfassbar Bock, den Spielern zuzuschauen.
Und wie ist es nun, wenn sie in den Spielen auf die Weltmeister treffen – was überwiegt: Ehrfurcht, Autogrammwunsch, Ehrgeiz?
Friedrich: Man kennt sich unter Spielern flüchtig durch Turniere oder sonstige sportliche Aktivitäten. Daher versteht man sich beim Treffen auch ziemlich gut, wodurch da schon die eine oder andere Frage über die WM und das Drumherum gestellt wird. Ich glaube, die größten Gefühle, welche bei den Duellen mit den besten Spielern der Welt aufkommen, sind Stolz und Ehrgeiz. Wir haben es endlich geschafft, in die erste Liga aufzusteigen, die von Nationalspielern geprägt ist – und mit diesen messen wir uns nun.
Sportlich lief es noch nicht so: Welche Defizite hat Ihr Team?
Christoph Sax: Ein Defizit bei uns leider die Konstanz, die man auf fehlende Erfahrung zurückführen kann.
Wie groß ist die Lücke zu den etablierten Mannschaften?
Sax: Jede Mannschaft hat einfach qualitativ starke Spieler. Die machen, wenn es eng wird, den Unterschied. Das ist der Vorteil ihrer Erfahrungswerte.
Gibt es in der Bundesliga auch ein wirtschaftliches Gefälle? Wenn ja, wie macht sich das bemerkbar?
Sax: Ich weiß nicht, wie das andere Mannschaften handhaben, aber wir beim TVN machen das alles, ohne etwas dabei zu verdienen. Bei uns geht es voll und ganz um den Sport.
Und wie geht es dem TV Neugablonz finanziell in der neuen Liga?
Bürger: Gestiegener Umsatz bei den Heimspielen und das Engagement unserer Sponsoren lassen uns finanziell recht liquide dastehen. Der Cashflow ist höher denn je. Dennoch stehen dieser Position eben auch Rekordausgaben gegenüber.
Haben sich die Reisegewohnheiten stark verändert?
Bürger: Der Reiseaufwand und die Kosten dafür sind enorm. Wir fahren 4000 Kilometer pro Saison, das bedeutet viele Autobahnstunden mit den Jungs. An der Stelle gilt ein herzlicher Dank an unsere Busfahrer.
Wie sind die Zuschauer und die Stimmung in der Bundesliga?
Bürger: Der TV Neugablonz ist inzwischen bekannt als die „schwarze Hölle des Südens“. Unsere Fans und die Stimmung sind einzigartig. Die Halle ist bei jedem Heimspiel gut gefüllt. Zudem kommen viele Zuschauer von umliegenden Vereinen.
Warum hat der TVN als vermutlich einziges Team keinen Trainer? Soll sich das ändern?
Magnus Elstner: Ich glaube, hier kommt viel zusammen. Dadurch, dass wir eine Randsportart sind, gibt es nur wenige, die sich mit der Sportart gut auskennen. Zudem sind andere Vereine zu weit weg. Viele Bundesliga-Teams haben Trainer, die früher selbsthochklassig gespielt haben. Diese Erfahrungen gibt es bei uns noch nicht. Unser Allrounder Johannes Böhm hat außer unseren Youngsters allen Faustball beigebracht, war dann aber durch seinen Job und die Familie nicht mehr in der Lage, dies weiter zu führen. Aber er hatte einen enormen Einfluss auf das Team. Ihn könnten sich sicher alle gut als Coach vorstellen.
Wie schafft es die Mannschaft, doch noch die Klasse zu halten?
Elstner: Die Aussichten sind etwas trüb. Durch die Verletzung von Christoph Sax kurz vor dem Saisonstart hatten wir anfangs mit vielen kurzfristigen Veränderungen zu kämpfen. Mit Siegen gegen Waibstadt, Oberndorf und Calw könnten wir aber noch Boden gutmachen. Ziel ist aber auf jeden Fall weiter der erste Sieg. Dieser könnte uns mental viel Sicherheit geben.