Niemand hatte so wirklich damit gerechnet, am wenigsten er selbst. Nicht nach der bisherigen Saison, in der ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden.
Infekte warfen Radrennfahrer Jonas Schmeiser vom RSC Kempten im Frühjahr immer wieder zurück. Konstantes Training und ein echter Formaufbau auf dem Rad: nicht möglich. Und doch ist der Vorzeigefahrer der RSC Elite-Amateure nun deutscher Kriterium-Meister – nach 2021 zum zweiten Mal in Folge.
Titelverteidigung im letzten Sprint des Tages
In Sulgen im Schwarzwald sammelte er über 50 Runden und 80 Kilometer die meisten Punkte. Erst der letzte Sprint entschied über Sieg oder Niederlage. Mit über 70 Kilometer pro Stunde ging es über die lange Zielgerade und Schmeiser ließ seinen großen Konkurrenten Florenz Knauer vom Team 54x11 hinter sich. „Ich war schon sehr überrascht, dass wir das hingebogen haben. Die Voraussetzungen waren alles andere als gut“, sagt der Oberstaufener im Gespräch mit unserer Redaktion.
RSC-Topfavorit geht krankheitsbedingt nicht an den Start
Acht RSC-Fahrer hatten sich für die deutsche Meisterschaft qualifiziert, nur vier gingen an den Start. Der Rest: krank oder nach einer Corona-Infektion noch nicht wieder fit. Auch Andreas Mayr, der heuer bereits zehn Rennen gewonnen hat, auf derselben Strecke in Sulgen vergangenes Jahr Erster wurde und der große Favorit des RSC gewesen wäre, fehlte krankheitsbedingt.
Kurzerhand musste das Team die eigentliche Taktik über den Haufen werfen. „Wir sind offen in das Rennen gegangen. Mit dem Ziel, Florenz Knauer immer wieder unter Druck zu setzen“, sagt Schmeiser. Das gelang, unter anderem mit Attacken von Dario Rapps und Michael Wasserrab. Schmeiser hingegen blieb im Feld, sammelte bei den ersten Sprintwertungen aber wichtige Zähler.

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Richtig los ging das Rennen, bei dem alle fünf Runden eine Sprintwertung ausgetragen wurde, für den Titelverteidiger aber erst zur Hälfte. „Mit jedem Sprint habe ich mehr Selbstbewusstsein getankt, wurde immer besser und stärker“, sagt Schmeiser. In den wenigen Vorbereitungsrennen lief es dagegen nicht. Bis zur deutschen Meisterschaft gewann er kein Rennen. Im vergangenen Jahr gewann er noch Kriterien am laufenden Band. Heuer haperte es vor allem an der Ausdauer, selbst beim Sieg am vergangenen Samstag. „Die Sprintfähigkeit war aber da“, sagt Schmeiser. Und darauf kommt es bei den Kriterien schließlich an.
Jonas Schmeiser: "Rennen über mentale Stärke gewonnen"
Knauer hingegen war die ganze Saison über der stärkste Fahrer – bis zum wichtigsten Rennen des Jahres. „Die deutsche Meisterschaft ist besonders. Wir haben das Rennen über mentale Stärke gewonnen. Die anderen haben es so verloren“, sagt Schmeiser, der am Ende kaum Zeit hatte, um seinen Titel zu feiern: „Meine kleine Tochter war mit dabei. Nach dem Rennen ging es bald nach Hause.“
Der Sieg gebührt dem gesamten Team
Für das Kemptener Team war es trotzdem ein ganz besonderer Sieg. „Das ist das Highlight, auf das wir das ganze Jahr hinarbeiten. Das bedeutet für uns als Team extrem viel“, sagt Schmeiser. Rapps schaffte es am Ende auf Rang sieben, Wasserrab wurde Zehnter und Steffen Greger fuhr auf Rang 17. Doch der Sieg gebühre dem gesamten Team, so Schmeiser.
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