Herr Wiblishauser, seit Sie den Trainerposten beim TSV Kottern übernommen haben, gab es sechs Siege aus sieben Spielen. Geben Sie uns einen Einblick: Was haben Sie mit der Mannschaft gemacht?
Frank Wiblishauser: Die Mannschaft war für mich keine unbekannte Größe. Ich kannte einige Spieler aus meiner ersten Amtszeit in Kottern, andere Spieler haben beim FCM quasi vor meiner Haustür gespielt. Ich wusste, dass das Team Qualität und Substanz hat. Es hat mich ehrlicherweise überrascht, dass sie in der ersten Hälfte der Saison so extrem zu kämpfen hatten. Die Jungs waren auf jeden Fall fit, als ich übernommen habe. Über Einzelgespräche haben wir neuen Schwung und Selbstvertrauen reingebracht. Dann kamen die ersten Erfolgserlebnisse und so ist dieser Lauf zu erklären. Aus spielerischer Sicht war es gegen Rosenheim nicht so prickelnd, aber auch da haben Einsatz und Einstellung gepasst. Das ist derzeit unser großer Pluspunkt.
An welchen Defiziten haben Sie in den ersten Trainingseinheiten gearbeitet?
Wiblishauser: Die Qualität der Mannschaft war von Anfang an ersichtlich. Einige Spieler haben eine neue Chance gesehen. An ein paar Stellschrauben haben wir mit intensiven Gesprächen gedreht.
Welche Note würden Sie den ersten Wochen geben?
Wiblishauser: Wenn man die Bilanz anschaut, kann es nur die Note 1 geben. In vier Spielen gab es kein Gegentor. Am meisten freut mich aber, dass es so viele verschiedene Torschützen in den letzten sieben Partien gab. Jeder Spieler übernimmt Verantwortung.
Haben Sie im Training einen besonderen Fokus auf den Torabschluss gelegt?
Wiblishauser: Wir haben in den ersten zwei, drei Wochen tatsächlich verstärkt Abschlüsse geübt. Nur wenn man Risiko geht, wird man belohnt. Das Ergebnis haben die Spieler schnell gemerkt. Aber es ging nicht darum, einfach auf das Tor zu bolzen. Zusammen mit Co-Trainer Rainer Höbel habe ich den Torabschluss in Übungen eingebaut, denen Kombinationen oder Spielformen vorausgehen, die auch für Punktspiele relevant sind.
Sie sprechen Ihren Co-Trainer an. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Rainer Höbel?
Wiblishauser: Wir haben ein super Verhältnis, besprechen alle sportlichen Themen sehr umfangreich. Die Zusammenarbeit mit ihm macht Spaß. Er hat ein gutes Gespür für die Jungs.

An der Seitenlinie macht Rainer Höbel einen emotionaleren Eindruck, während Sie deutlich ruhiger wirken …
Wiblishauser: Wer mich am vergangenen Samstag gegen Rosenheim gesehen hat, weiß, dass ich nicht immer ruhig bin. Das zeigt auch die Gelbe Karte (lacht). Das war ein bisschen zu viel des Guten, muss ich im Nachhinein zugeben. Rainer und ich können ruhig auf das Team einwirken, aber wenn es einen Wachmacher braucht, werden wir beide laut. Generell hat mir Rainer den Einstieg in Kottern extrem erleichtert, weil er die Mannschaft schon intensiv kennengelernt hat. Ich kann mich auf ihn und seine Meinung verlassen, wir ticken fußballerisch ähnlich.
Wie viele Ihrer Ideen sind speziell beim 2:0-Derbysieg gegen den FC Memmingen aufgegangen?
Wiblishauser: Das Auftreten der Mannschaft war schon in den Spielen davor gut. Im Duell beim FCM hat sicher eine Rolle gespielt, dass die Wut über das verlorene Auftaktspiel noch groß war. Wir haben im Derby mit viel Herz gespielt, das war entscheidend.
Welche Rolle spielt Matthias Jocham in diesem Zusammenhang?
Wiblishauser: Er ist nicht nur Kapitän, sondern auch Kopf der Mannschaft. Er ist elementar wichtig, auch weil er verschiedene Positionen spielen kann. Ich bin dankbar, dass ich ihn habe. Er trägt natürlich viel Verantwortung, auf der anderen Seite haben wir es – denke ich – zuletzt geschafft, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Das macht uns unberechenbarer.
Oft ist vom besonderen Teamgeist beim TSV Kottern die Rede. Welche Rolle spielen Mannschaftsabende und Trainingslager in Ihren Planungen?
Wiblishauser: Am Wochenende findet die Jahresabschlussfeier statt. Über ein mögliches Trainingslager haben wir noch nicht gesprochen. Wichtig ist für mich, dass die Jungs auf dem Platz respektvoll miteinander umgehen. Wenn man fünf Stinkstiefel in der Mannschaft hat, ändert auch ein Trainingslager nichts. Aber dieses Problem haben wir nicht.
Am kommenden Wochenende steht das Top-Spiel beim TSV Landsberg an. Geht der Erfolgslauf weiter oder gibt es einen Dämpfer?
Wiblishauser: Ich glaube immer an das Gute – und an meine Mannschaft. Wenn wir dort gewinnen sollten, wird es im Kampf um den Relegationsplatz zwei richtig kuschelig. Das sind schöne Aussichten für die Adventszeit.
Bei einem Sieg kämen die Verantwortlichen vermutlich auch ins Grübeln, was die Ziele für diese Saison angeht. Muss es aus Ihrer Sicht der Anspruch sein, mit dieser Mannschaft die Regionalliga ins Auge zu fassen?
Wiblishauser: Wir wollen ja auch nicht, dass es der Vereinsführung langweilig wird (schmunzelt). Deshalb tun wir auch alles dafür, dass zumindest die Planungen auch zweigleisig laufen. Aber es macht Stand heute keinen Sinn, große Zukunftspläne aufzustellen.
Stichwort Pläne: Gibt es im Winter personelle Veränderungen?
Wiblishauser: Aktuell ist da nichts geplant. Der Kader ist gut aufgestellt, in den vergangenen Wochen haben wir außerdem immer wieder Spieler aus der A-Jugend ins Training integriert, wie zum Beispiel Sven Kopp. Das ist auch die Philosophie des Vereins, das versuchen wir auch in der kommenden Vorbereitung fortzusetzen.