Hochspannung, Fotofinish und das direkte Duell mit dem ärgsten Konkurrenten um den Gesamtweltcup im großen Finale:Sonthofen hat – wie bereits kurz berichtet – in einem dramatischen Rennen beim Weltcup-Finale in Kanada die Nerven behalten und sich sowohl den Tagessieg als auch zum zweiten Mal hintereinander die große Kristallkugel geholt.
ausMit den Bedingungen kam der Sonthofer bestens zurecht
Sein ärgster Widersacher, der Spanier Lucas Eguibar hatte es wohl geahnt. Neuschnee, langsame Bedingungen: Das ist eindeutig Martin-Nörl-Wetter. Da kann der 29-Jährige gebürtige Oberbayer, der für die DJK-SV Adlkofen startet, seine Stärken auf den Gleitpassagen am besten ausspielen. Und der Spanier sollte Recht behalten. In einem hochgradig spannenden Wettbewerb im kanadischen Ski-Resort Mont-Saint-Anne in der Provinz Quebec holt sich der Deutsche den Tagessieg und gewinnt vor Eguibar zum zweiten Mal in Folge die große Kristallkugel als bester Snowboard-Crosser des vergangenen Winters.
Martin Nörl aus Sonthofen gewinnt den Snowboard-Weltcup
Nach einer überschäumenden Sektdusche bei der Siegerehrung strahlte Martin Nörl über beide Ohren: „Das ist die beste Saison meiner Karriere“, jubelte er und ergänzte: „Als ich über die Ziellinie gefahren bin, war das ein wahnsinniges Gefühl. Da ist einiges abgefallen. Ich hatte zwar meine Nervosität während des Rennens ganz gut im Griff, aber ich wusste, wie eng es die ganze Zeit war.“
Unfassbar knappe Entscheidung beim Saisonfinale
24 Punkte Vorsprung hatte Nörl auf Eguibar, den Zweiten der Gesamtwertung, vor dem letzten Rennen des Winters. Sprich: Bei einem Sieg des Spaniers musste der deutsche Vizeweltmeister unbedingt Zweiter werden. Und die Spitzenreiter zeigen von Beginn an, warum sie im Weltcup heuer ganz oben stehen: Beide präsentierten sich nervenstark, gewannen ihre Achtelfinals souverän, nahmen in den Viertelfinals als jeweils Zweite etwas das Gas raus und trafen bereits im ersten Semifinale direkt aufeinander. Schon da hätte eine Entscheidung im Gesamtweltcup fallen können, wenn sich einer der beiden einen minimalen Fehler geleistet hätte. Doch im Gegenteil: beide fuhren wie auf Schienen, glänzten durch geschickte Überholmanöver – und standen sich schließlich auch im großen Finale gegenüber.

Nörl war im Tunnel. Hinterher sagte der 29-Jährige: „In der Entscheidung habe ich oben im Gate zu Lucas nach links rüber geschielt. Ich hatte die genaue Konstellation nicht im Kopf. Daher habe ich alles probiert, um vor ihm ins Ziel zu kommen.“
Und das schaffte Nörl in beeindruckender Manier. Zwischenzeitlich auf Rang vier gelegten, fliegt der Wahl-Allgäuer im Schlussspurt an seinen Gegnern vorbei, lässt Eguibar hinter sich, schiebt sein Board an der Ziellinie die entscheidenden Zentimeter nach vorn und holt sich im Fotofinish den Tagessieg. Damit war auch der Gesamtweltcup entschieden. Die Erleichterung war riesig, ebenso wie der Jubel im Team von Snowboard Germany.
Bei den Frauen übrigens stemmt erneut Charlotte Bankes aus Großbritannien die große Kristallkugel in die Luft. Der Sieg im letzten Rennen der Saison geht an die Australierin Josie Baff. Auch wenn Jana Fischer, die für den SC Löffingen startet und in Fischen im Oberallgäu wohnt, mit Platz 13 hadert, hat die 23-Jährige bewiesen: Sie hat zur Weltspitze aufgeschlossen und kann ganz vorne mitfahren. Am Samstag erreichte Fischer das kleine Finale und wurde Siebte, am Sonntag musste sie sich im Viertelfinale knapp geschlagen geben. (mit cowa)