Es handelte sich nicht um einen Wettkampf und deshalb gab es auch keine offizielle Zeitnahme, keine Platzierungen oder Ergebnis-Listen. Es war eine Langdistanz-Wanderung über 100 Kilometer von München nach Mittenwald. Dafür hatten die 2231 Starter maximal 24 Stunden Zeit, ihn zu bewältigen, den Megamarsch. Mit dabei und stellvertretend für alle Allgäuer Sportler, die dabei waren: Thomas Barmettler aus Kempten. Er schildert die Eindrücke:
Aller Anfang ist leicht
Um 12 Uhr geht es am Mangfall-Platz in München los, um im Limit von 24 Stunden das 100 Kilometer entfernte Mittenwald zu erreichen. Die ersten Kilometer entlang der Isar verlaufen locker. Schnell finden sich kleinere Grüppchen, keiner bleibt allein. Von den vorbeifahrenden Flößen tönt Gesang und flotte Musik, sodass die Etappe bis zur Verpflegungsstation 1/VP 1 bei Kilometer 20,5 wie im Flug vergeht. Wichtig ist das Auffüllen der Trinkvorräte, da die stechende Sonne und die hohe Temperartur von teilweise über 30 Grad ihren Tribut zollt. Bis zur Dunkelheit sind schon rund sechs Liter getrunken.
Kurz nach Wolfratshausen kommt nach mittlerweile 6:30 Stunden bei der VP 2 neben der Aufnahme von Energieriegeln und Bananen auch ein Check der Fußsohlen auf mögliche Blasenbildung. Noch ist alles in Ordnung. Während sich der Weg entlang der Loisach an Penzberg vorbeischlängelt, senkt sich die Nacht. Die einsetzende Kühle tut gut. Doch so langsam macht sich die Beinmuskulatur bemerkbar. Der anspruchsvollste Abschnitt soll jedoch erst noch kommen.

Letzte Vorbereitungen für die Nacht
Bei der VP 3 in Benediktbeuren ist es schon dunkel. Es gilt, die Vorbereitungen für den Marsch durch die Nacht zu treffen. Lange Hose und langärmliges Oberteil, Stirnlampe, Stirnband und Kopfhörer. Nach 59 Kilometern schmerzen die Beine, erste Blasen an den Füßen machen sich bemerkbar. Dazu kommt die fehlende Ablenkung in der Nacht. Das Kopfkino beginnt: Der Fokus auf das angestrebte Ziel. Bei Kilometer 67 gibt es noch mal Vorräte, bevor es auf die Königsetappe geht: Auf den Kesselberg. Und das auf grobem, losem Schotter. Von der reizvollen Landschaft um Kochel- und Walchensee ist aufgrund der tiefdunklen Nacht nichts zu sehen. Da hilft dann nur noch Musik auf die Ohren und laufen, ohne nachzudenken.
Nach 90 Kilometern auf der Zielgeraden
Bei Wallgau ging es dann auf den „Magdalena-Neuner-Panoramaweg“. Bergab brennen die Oberschenkel. Ein physischer und psychischer Kampf gegen den omnipräsenten Mitwanderer – den inneren Schweinehund. Die letzte Verpflegungspause bei Kilometer 89. Die restlichen elf Kilometer – gefühlt endlos. Der Sonnenaufgang spendet Hoffnung und Helligkeit. Im Ziel in Mittenwald kommt es dann, das Glücksgefühl. Nach 101,7 Kilometer in 18:43 Stunden: Der Kopf hat den Körper besiegt.