Der Europäische Fußballverband Uefa hat die Champions League der Frauen reformiert. Es gibt einen neuen Spielmodus mit einer Rekordzahl von 72 Mannschaften, eine eigene Hymne und deutlich mehr Geld. Davon könnten auch zwei Allgäuerinnen profitieren: die Wildpoldsriederin Anne Fühner, die für die TSG Hoffenheim spielt, letzte Woche bei der Königsklassen-Premiere (5:0 gegen HB Köge/Dänemark) aber nur auf der Reservebank saß. Und die 71-fache Nationalspielerin Melanie Leupolz aus Ratzenried bei Wangen, die seit gut einem Jahr das Trikot des FC Chelsea trägt und in der vergangenen Saison eine bittere 0:4-Niederlage im Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona einstecken musste – auch, weil ihr ein frühes Eigentor unterlief.
Der Start in die diesjährige Champions-League-Saison begann für Leupolz und Chelsea mit einer Punkteteilung. Nach einem 1:3-Rückstand gegen den deutschen Vizemeister VfL Wolfsburg gelang dem englischen Meister – angeführt von einer nimmermüden Melanie Leupolz – in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch ein 3:3. Schon in dieser Woche geht es für Fühner und Leupolz weiter: Chelsea spielt am Mittwoch bei Juventus Turin, Hoffenheim am Donnerstag (jeweils 21 Uhr) in London bei Arsenal WFC.
Nebenzu noch einem Beruf nachgehen, ist kaum möglich
Melanie Leupolz zeigte sich in einem Interview mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen angetan von den Reformen: „Ich freue mich auf den neuen Modus und die Gelegenheit, dass sich mehr Vereine auf internationalem Niveau präsentieren können. Hoffenheim ist zum ersten Mal dabei und hat mindestens sechs Spiele. Das ist eine sehr gute Erfahrung für den Verein, um seine Grenzen auszutesten.“ Mehr Spiele bedeute letztlich aber auch ein höheres Verletzungsrisiko, befürchtet Leupolz. Das wiederum zwinge die Vereine dazu, für einen breiteren Kader zu sorgen und ihre medizinischen Abteilungen aufzuwerten. Den neuen Modus mit der Gruppenphase findet sie gut: „Die Chancen auf ein Weiterkommen sind nun besser, vorher hatte man nur eine Gelegenheit und war dann, wenn es schlecht lief, direkt raus.“
Die 27-Jährige ist davon überzeugt, dass die Reform ein weiterer Schritt zur Professionalisierung des Frauenfußballs ist. In der Königsklasse kicken und nebenher noch einen Beruf auszuüben, „das ist kaum mehr möglich“, so Leupolz. „Das muss dann auch finanziell kompensiert werden. Sonst wird es auch immer schwieriger Topspielerinnen in die Bundesliga zu holen. Bei uns in England ist es vorgeben, dass man professionell Fußballspielen muss.“
Frauenfußball in England deutlich weiter
Überhaupt sei der Frauenfußball auf der Insel schon deutlich weiter: „In England wird sehr auf die professionellen Bedingungen geachtet. Jeder Klub muss zahlreiche Regularien erfüllen. Das geht damit los, dass Torwarttrainer fest angestellt werden müssen. Auch ein Arzt muss bei jedem Training dabei sein.“ Zudem werden die Spiele vermehrt in den Stadien der Männer ausgetragen – was zur größeren Anerkennung beitrage. „Wenn man das gewohnt ist, will man das immer haben.“
Chelsea hat eigenes Finanz-Konzept für Frauenteam
Positiv sieht sie, dass sich fast alle deutschen Bundesligisten mittlerweile einen Platz in einer der Frauenligen gesichert haben. „Es wird immer mehr investiert in den Frauenfußball, aber wir sind noch auf die Gelder der Männer angewiesen. Um uns davon künftig zu lösen, haben wir bei Chelsea ein Konzept vorgestellt bekommen, wie wir durch Marketing, Sponsoring und Zuschauereinnahmen in einigen Jahren auf eigenen Füßen stehen können.“ Das müsse das Ziel von jedem Verein werden – auch in Deutschland.
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