So wie Michael Mutzel ist es auch schon anderen ergangen. Man muss erst mal warm werden mit Ostwestfalen. Mit dem häufig ganz schön tristen Wetter. Mit den Menschen, deren Glas eher halb leer ist. Und auch mit der Arminia, bei der Anspruch und Wirklichkeit häufig weit auseinanderklaffen. Daran hat sich der 45-Jährige in seinen eineinhalb Jahren als Geschäftsführer Sport beim DSC gewöhnt. Heute sagt er: „Ich bin angekommen und mag die Fußballstadt Bielefeld sehr.“ Der Klub habe „eine unheimliche Kraft für die ganze Region“.
„Ich bin angekommen und mag die Fußballstadt Bielefeld sehr.“
Michael Mutzel, Geschäftsführer Sport bei Arminia Bielefeld
Schwierige Phasen hat es an diesem Standort immer schon gegeben. Doch als Mutzel im Juni 2023 sein Amt antrat, lag Arminia bäuchlings am Boden. Dem Abstieg aus der Bundesliga 2022 folgte ein Jahr später sogar der Abstieg in die 3. Liga. Der DSC stand im Sommer 2023 praktisch ohne Mannschaft da.
Nur Klublegende Fabian Klos war nach dem Absturz übrig geblieben und bereit, gemeinsam mit dem neuen Trainer Mitch Kniat und dem neuen Sportchef Mutzel, der zuvor als Sportdirektor für den HSV arbeitete und Erfahrungen in Leitungspositionen in Fürth und Hoffenheim sammelte, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. „Der Zeitpunkt, zu dem ich gekommen bin, war extrem schwierig, weil nach den zwei Abstiegen im Umfeld noch viel Enttäuschung und Negativität vorhanden waren“, erinnert sich der in Bayern geborene und aufgewachsene Mutzel.
Dass die neu zusammengestellte Arminia in ihrer ersten Drittligasaison dann auch noch bis zum vorletzten Spieltag gegen das Versinken in der Regionalliga ankämpfen musste, vermochte die ohnehin eher tristen Mienen der Ostwestfalen nicht aufzuhellen. Dennoch seien „die Unruhe im Stadion und die Trainer-raus-Rufe in der vergangenen Saison“ für ihn zu dem frühen Zeitpunkt „schon überraschend“ gekommen.
Michael Mutzel folgte bei Bielefeld auf Samir Arabi
Mutzel, der auf den im März 2023 aus dem Amt geschiedenen Samir Arabi folgte, gibt zu, dass er sich die Aufgabe ein wenig einfacher vorgestellt hatte. Doch der Sportchef blieb auch in kritischen Situationen besonnen. Und er hielt konsequent an dem arg in die Kritik geratenen Trainer Kniat fest.
Dass Bielefeld nach der Hinrunde zu den Aufstiegsanwärtern zählt, bestätigt den früheren Defensivspieler (92 Bundesliga-Einsätze für Eintracht Frankfurt, den VfB Stuttgart sowie den Karlsruher SC) in seiner Überzeugung, in Kniat den richtigen Trainer für die Arminia auserkoren zu haben.
Mutzel sagt: „Diese anspruchsvolle Situation gemeinsam gemeistert zu haben und in einem deutlich stabileren Umfeld arbeiten zu dürfen, fühlt sich sehr gut an. Ich glaube, dass der Verein - unabhängig von meiner Person - wieder auf einem richtig guten Weg ist.“
„In meiner Position ist es sicher nützlich, seine Emotionen unter Kontrolle zu haben“, sagt er. „Ein respektvoller Umgang ist mir in jedem Moment wichtig.“ Erst wenn er „das Gefühl habe, es wird ungerecht, muss ich mich ein bisschen bremsen“. So erklärt sich auch sein immer wiederkehrendes Hadern mit den Fehlentscheidungen der Schiedsrichter und der damit verbundene Wunsch nach technischen Hilfsmitteln.
Distanziert und unnahbar? Bei Bielefeld wird Mutzels sachliche Art geschätzt
Für Außenstehende mag der statistik-und datenorientierte Mutzel bisweilen ein wenig distanziert bis unnahbar wirken. Für Trainer Kniat setzte sich Mutzel trotz aller Kritik immer ein. Im Klub wissen sie die sachlich-analytische Art ihres Managers indes sehr zu schätzen. Die Gremien haben Vertrauen in seine Arbeit und Expertise. Michael Mutzel und sein Team haben einen sehr guten Kader zusammengestellt“, lobte erst kürzlich der Aufsichtsratsvorsitzende Maurice Eschweiler.
Wäre dem nicht so, hätte der DSC in der laufenden DFB-Pokal-Saison kaum einen Zweit- und zwei Erstligisten aus dem Weg räumen und sich nun auf ein Viertelfinale im Februar gegen Werder Bremen freuen können.
„Die Pokalerfolge haben uns auch national wieder sichtbar gemacht“, urteilt Mutzel. „Wir dürfen uns nur nicht von innen unnötig viel Druck machen. Leider gehören auch immer wieder Rückschläge dazu.“ Was er meint: Unmittelbar vor der Winterpause brachten sich die offensiv insgesamt zu harmlosen, defensiv aber zumeist sehr stabilen Bielefelder mit drei sieglosen Partien in Folge in der Liga um eine noch bessere Ausgangsposition für den zweiten Saisonteil, der am 18. Januar mit dem bedeutungsvollen Spiel gegen den Zweiten Energie Cottbus beginnt.
Im Kader von Arminia Bielefeld könnte sich noch etwas tun
Durchaus möglich, dass der DSC mit einem leicht veränderten Kader in diese Partie gehen wird. Mutzel: „Natürlich verschaffen uns die Pokaleinnahmen ein wenig Luft Wenn wir glauben, dass wir den Kader im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten noch zusätzlich verstärken können, werden wir das versuchen. Aber wir können nicht mit der Schubkarre herumlaufen und nach Belieben Geld ausgeben.“ Zu dem nüchternen Zahlenmenschen Mutzel würde das genauso wenig passen wie zu der bodenständigen Wirtschaftsregion Ostwestfalen, auf die sich der Klub auch nach dem Doppelabstieg einmal mehr verlassen konnte.
Sontheimer und Saarbrücken schielen nach oben
Der Kleinste war bisher oft der Größte: Der nur 1,68 Meter große Mittelfeldspieler Patrick Sontheimer gehört in der Saison 2024/25 zu den formstärksten Akteuren beim Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken. Der 26-Jährige aus Ebenhofen geht voran – vor allem was die Laufleistung angeht. „Es sind schon immer zehn bis zwölf Kilometer, die da pro Spiel zusammenkommen“, sagt Sontheimer im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Der Aufwand soll sich in dieser Spielzeit lohnen: Der FCS peilt den Zweitliga-Aufstieg an. Vor dem ersten Spiel nach der Winterpause am Samstag (14 Uhr) gegen den TSV 1860 München steht Saarbrücken mit 32 Punkten auf Platz drei hinter Cottbus (37) und Dresden (39).
Auf dem 18. und drittletzten Platz liegt der gebürtige Memminger Ahmet Arslan mit Rot-Weiß Essen, das am Sonntag (16.30 Uhr) bei Aufsteiger Alemannia Aachen (13.) in die Rückrunde startet. (gig)

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