Für Niklas Stechele war 2023 das bisher erfolgreichste Jahr in seiner sportlichen Laufbahn. Nicht nur, dass er sich den Europameistertitel in der Altersklasse U23 sicherte – er wurde auch in einer Online-Abstimmung des Deutschen Ringer-Bundes zum Ringer des Jahres gekürt. Aktuell steht der 23-jährige Westendorfer mit dem Bundesligaklub Kleinostheim im Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gegen Burghausen und hat anschließend auch im Jahr 2024 noch weitere sportliche Ambitionen.
Über den Jahreswechsel konnte sich Stechele im Kreis seiner Familie etwas ausruhen. So blieb während des Aufenthalts im Ostallgäu auch ausreichend Zeit, um ein Fazit zu ziehen. „Dass ich Europameister wurde, hat mir gezeigt, dass es sich ausgezahlt hat, viele andere Dinge hintenanzustellen. Es bestätigt aber auch meinen enormen Trainingsfleiß.“ Trotz der sportlichen Erfolge 2023, darunter auch Topplatzierungen bei Ranglistenturnieren, sowie Rang fünf bei der U23-WM, bleibt der Westendorfer bodenständig. Denn er weiß genau, wo er herkommt.
Familie Stechele ist im Ringen tief verankert
Seit seinem fünften Lebensjahr steht Niki, wie sie ihn auch alle nennen, auf der Matte. Die Stecheles sind durch und durch eine Ringerfamilie: Onkel Jürgen ist Nachwuchscheftrainer beim TSV Westendorf, sein Papa Thomas ist stellvertretender Vorsitzender und Sportreferent im Ringerbezirk Schwaben und selbst sein älterer Bruder Markus mischt bei der Ersten und Zweiten Mannschaft in Westendorf noch ordentlich mit. An seine Anfänge könne sich Stechele noch gut erinnern, wenngleich er immer vom Elternhaus die notwendige Unterstützung erfahren habe. Relativ früh wurde sein Talent entdeckt. Nicht nur im Bezirk und auf Landesebene, sondern schnell war der Name Stechele auch auf Bundesebene ein Begriff.
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International landete er erstmals im Jahr 2017 auf dem Siegerpodest. In Sarajevo gewann er die Bronzemedaille bei der Kadetten-EM. Auch Marcel Fornoff, hauptamtlicher Landestrainer des Bayerischen Ringer-Verbandes wusste schon früh: „Niki wird einmal ein Großer.“ Er sollte recht behalten, denn Stechele gehört zu den talentiertesten Freistilern im Deutschen Ringer-Bund. Auf seinen Weg dorthin musste er aber schmerzvolle Niederlagen einstecken. „Es waren schon einige Kämpfe bei Welt- oder Europameisterschaften dabei, als ich knapp vor einer Medaille stand“, erinnert sich Stechele, der mit der Zeit schon einen gewissen Hang zur Perfektion auf der Matte mitbringt. Er sei ein extrem ehrgeiziger Athlet, der mit seinen Trainern, darunter auch Bundestrainer Jürgen Scheibe, eng und äußerst akribisch zusammenarbeitet.
Seit 2018 trainiert und lebt Niklas Stechele in Heidelberg
Seit 2018 trainiert und lebt der Westendorfer in Heidelberg. Allein dieser Schritt dorthin sei ihm schon sehr schwergefallen, „weil ich ein sehr heimatbezogener Mensch bin, und gerne meine Freunde um mich herumhabe.“ Doch am Olympiastützpunkt habe er schnell Anschluss gefunden. Stechele gehört der Sportfördergruppe Ringen der Bundeswehr in Bruchsal an, ist somit für den Sport freigestellt. Spätestens in zwei Monaten will der Westendorfer seinen Bachelor in BWL in der Tasche haben. Hinzu kommt noch das große Ziel 2024: die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Paris. „Das versuche ich dieses Jahr schon zu schaffen.“ Er wisse aber auch, dass die Hürden bei den Qualifikationsturnieren im April und Mai verdammt hoch sein werden.
Unterdessen kämpfen Stecheles Kleinostheimer um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft – im Finale ausgerechnet gegen Wacker Burghausen mit dem zweiten Westendorfer Bundesliga-Ringer Christopher Kraemer. Bei den Halbfinal-Erfolgen ihrer Teams gegen den KSV Köllerbach (Kleinostheim) und KSC Hösbach (Burgheim) mussten Stechele (Krankheit) und Kraemer (Knieprobleme) allerdings passen. Das erste Finale steigt an diesem Samstag in Burghausen, der Rückkampf findet eine Woche später in Kleinostheim statt.
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