Die Ideen von Sandro Pertile, dem Renndirektor des Internationalen Skiverbandes, haben eingeschlagen und in Wintersport-Kreisen für kontroverse Debatten gesorgt. Der 55-jährige Italiener hatte – wie berichtet – beim Finale der Vierschanzentournee in Bischofshofen davon gesprochen, das Skispringen weltweit populärer machen zu wollen. Man müsse offen sein für Neues, er könne sich auch Riesenshows auf einer mobilen Großschanze im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro oder Hallen-Events in Dubai vorstellen.
Auch wenn Pertile betonte, die Fis sei bei all den Überlegungen noch in der „Brainstorming-Phase“, so sprach der Italiener davon, angesichts des Klimawandels jetzt Überlegungen anzustellen, wie es in den nächsten fünf bis zehn Jahren weitergehen kann. „Bis Olympia 2026 sind wir definitiv noch Wintersport. Aber was kommt danach?“, fragte Pertile.
Andreas Bauer: Ich bin froh, dass wir einen Renndirektor mit Visionen haben"
Der Oberstdorfer Andreas Bauer, früher selbst Skispringer und Bundestrainer der deutschen Skisprung-Frauen, ist als Mitglied des FIS-Sprungkomitees ebenfalls mit den Zukunftsthemen beim Skispringen beschäftigt. Er verteidigt die Überlegungen von Pertile. „Ich bin froh, dass wir einen Renndirektor mit Visionen haben – bevor alles nur vor sich hin dümpelt.“

Das Skispringen sei in der glücklichen Lage, auch in Zeiten des Klimawandels ohne Schnee auskommen zu können – mit sogenannten Hybrid-Wettkämpfen, bei denen auf Eis angefahren und auf Matten gelandet werde. Auch die reine Sommervariante mit Porzellanspur und Matten sei letztes Jahr bei den European Summer Games in Krakau bereits erfolgreich getestet worden.
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Olympia: Skispringen hat Millionenpublikum in Indien oder Brasilien
Die Globalisierungspläne des Skiverbandes hält Bauer für legitim: Das Internationale Olympische Komitee habe bestätigt, dass Skispringen bei Olympia auch in (für den Wintersport) exotischen Ländern wie Indien und Brasilien ein Millionenpublikum habe. „Das Interesse ist da. Warum sollen wir nicht mal testen, ob wir mit so einer mobilen Schanze wirklich ein neues Publikum für uns gewinnen können.“
Auch Bauer könnte sich eine Skisprung-Show im Maracana-Stadion vorstellen, „vielleicht in Verbindung mit einem Konzert.“ Die Hallenpläne in Dubai sieht Bauer dagegen kritischer: „Ich bin kein Fan davon, bei 40 Grad eine Halle so extrem herunterzukühlen. Das benötigt Energie ohne Ende.“Andreas Bauer und Georg Späth leiten Skisprung-Weltcups
Andreas Bauer und Georg Späth leiten Skisprung-Weltcups
Bauer ist wie Ex-Springer Georg Späth (beide sind seit vielen Jahren Nachbarn in Oberstdorf) zu sogenannten Technischen Delegierten bei der Fis aufgestiegen. Sie dürfen Weltcups im Skispringen und Skifliegen leiten. Bauer reist deshalb noch in dieser Woche nach Polen zu den Weltcups in Wisla (12. bis 14. Januar) und Szczyrk (16./17. Januar).
Späth übernimmt die Wettbewerbe in Zakopane am 20./21. Januar (zu denen über 40.000 Zuschauer erwartet werden) und Ende Januar die Skiflug-WM am Kulm. Bauer wurde noch für die Weltcups in Lake Placid (USA) und das Fliegen in Vikersund (Norwegen) nominiert.
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