Es war 2012 auf Schalke: In der Bundesliga spielte der FC Schalke 04 zu Hause gegen den FSV Mainz 05. Hauptschiedsrichter war Robert Hartmann aus Krugzell, dem die beiden Augsburger Georg Schalk und Thomas Färber als Linienrichter assistierten. „Es war das letzte Mal, dass ein schwäbisches Trio in der Bundesliga ein Spiel geleitet hat“, berichtet Färber. Der Rechtsanwalt lebt inzwischen in Lamerdingen und ist derzeit nur noch „Schiedsrichter auf dem Papier“. Dafür ist er nun der oberste Referee im Bezirk, denn der 40-Jährige wurde zum neuen Schiedsrichter-Obmann in der Region gewählt.
Thomas Färber folgt auf den Kaufbeurer Jürgen Hecht
Die Delegierten waren digital zusammengekommen, um den neuen Bezirkschef zu wählen. Sein Vorgänger, der Kaufbeurer Jürgen Hecht (Schiedsrichtergruppe Ostallgäu), hatte im Frühjahr 2021 das Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung gestellt, seitdem führte der damalige Beisitzer im Bezirks-Schiedsrichterausschuss, Paul Birkmeir, den Bezirk. Nun wählten die Delegierten Färber für die nächsten vier Jahre.
Der Lamerdinger, der zuvor schon Obmann im Kreis Augsburg gewesen war, ist nun zuständig für den Bezirk, die drei Kreise Allgäu, Augsburg und Donau und zehn Gruppen – mit immerhin rund 2000 Referees. „Die Einteilung ist wichtig und richtig, da will ich auch nicht eingreifen – eher zusammenführen“, beschreibt der neue Obmann seinen Stil. Er werde zum Moderieren, für die Ausbildung oder Einteilung auf Bezirksebene zuständig sein. „Aber erst einmal taste ich mich in meine Arbeit hinein“, sagt der 40-Jährige.
"Der Liebe wegen" zieht es Thomas Färber nach Lamerdingen
Färber zog vor Kurzem von Augsburg in die nördlichste Gemeinde im Ostallgäu „der Liebe wegen“. Von Lamerdingen aus könne er seine Arbeit ja zentraler erledigen, denn zu seinem Arbeitsbereich gehört nun auch das Allgäu. Er selbst kann zwar, aber werde vorerst keine Spiele mehr leiten. Aus „beruflichen und gesundheitlichen Gründen“ habe er die Pfeife an den Nagel gehängt. „Deshalb bin ich nur noch Funktionär“, erklärt Färber.
In seiner Jugend war er auch als Spieler aktiv: „Aber ich habe erkannt, dass mein Talent eher im Schiedsrichterwesen lag“, sagt er lachend. Und in dem brachte er es bis in die Regionalliga – der damals höchsten Liga in Bayern. Dabei habe er auch einiges erlebt. „Aber ein Schiedsrichter muss mit Lob und Tadel leben können. Und sobald der Ball rollt, sind nun einmal Emotionen dabei“, berichtet Färber. Doch bei allem Verständnis gebe es auch Grenzen: „Vom Gefühl her ist der Respekt gegenüber Schiedsrichtern gesunken“, hat er festgestellt. Es sei wohl ein gesellschaftliches Problem, dass einige Leute ein „Ventil für ihre Unzufriedenheit“ brauchen.
Als Linienrichter in der Fußball-Bundesliga im Einsatz
Zufrieden habe ihn jedoch gemacht, dass er als Linienrichter auch in Partien der Bundesliga dabei gewesen war – zum Beispiel auf Schalke. Der Revier-Klub wurde damals von Huub Stevens gecoacht, während bei den Mainzern Thomas Tuchel aus Krumbach an der Bande stand. Das Duell entschied der Schalker „Jahrhunderttrainer“ gegen den späteren „Welttrainer des Jahres“ für sich: Durch Tore von Jefferson Farfán, Lewis Holtby und Teemu Pukki gewann Schalke 3:0. Aber das rührt einen wahren Unparteiischen nicht an: „Das Ergebnis ist nicht entscheidend, sondern dass wir unsere Arbeit gescheit machen“, doziert Färber für das Schiedsrichterwesen.