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Tour de France Femmes: Cedrine Kerbaol und Ceratizit-WNT aus Kempten:„Das hätten wir uns nicht träumen lassen“

Tour de France Femmes

„Das hätten wir uns nicht träumen lassen“: Kemptener Team feiert Coup bei Frauen-Tour

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    Nach der Schlussetappe der Frankreich-Rundfahrt jubelten die Fahrerinnen des Kemptener Teams Ceratizit ausgelassen über den Gewinn des Weißen Trikots: (von links) Sandra Alsonso, Alice Maria Arzuffi, Arianna Fidanza (verdeckt), Nina Berton, Cédrine Kerbaol, Kathrin Schweinberger und Marta Lach.
    Nach der Schlussetappe der Frankreich-Rundfahrt jubelten die Fahrerinnen des Kemptener Teams Ceratizit ausgelassen über den Gewinn des Weißen Trikots: (von links) Sandra Alsonso, Alice Maria Arzuffi, Arianna Fidanza (verdeckt), Nina Berton, Cédrine Kerbaol, Kathrin Schweinberger und Marta Lach. Foto: IMAGO/Arne Mill

    Gerechnet hatte damit kaum ein Radsportexperte. Nicht einmal das eigene Team glaubte wirklich an die Chance, bei der Tour de France Femmes eines der begehrten Sondertrikots zu gewinnen. „Das hätten wir uns nicht träumen lassen“, sagt Dirk Baldinger, Sportdirektor des Kemptener Radsportteams Ceratizit-WNT. Der Continental-Rennstall, der zur zweiten Liga des internationalen Radsports gehört, trumpfte bei der Frankreich-Rundfahrt der Frauen erstklassig auf.

    Die 22-jährige Französin Cédrine Kerbaol fuhr ab Etappe zwei im Weißen Trikot der besten Nachwuchsfahrerin und verteidigte die Führung in der Sonderwertung mithilfe ihrer sechs Teamkolleginnen bis zum Ende der achttägigen Rundfahrt. Dazu kamen vier Top-Ten-Platzierungen für Ceratizit sowie der zwölfte Gesamtrang für Kerbaol.

    Ceratizit-WNT ging bei Tour de France Femmes ohne deutsche Fahrerin an den Start

    Nach dem finalen Einzelzeitfahren am Sonntag feierte das Kemptener Team – das ohne deutsche Fahrerin angetreten war – seinen überraschenden Erfolg bei der zweiten Auflage der Tour de France Femmes. Nach ausgiebigem Jubel sei zusammengesessen und gegrillt worden, erzählt Baldinger, ehe die erschöpften Fahrerinnen und Teammitglieder die über 1300 Kilometer lange Rückreise von Pau im Südwesten Frankreichs nach Deutschland antraten.

    Die Schlussetappe in Pau (im Bild Ceratizit-Fahrerin Cédrine Kerbaol) verfolgten tausende Zuschauer am Streckenrand.
    Die Schlussetappe in Pau (im Bild Ceratizit-Fahrerin Cédrine Kerbaol) verfolgten tausende Zuschauer am Streckenrand. Foto: IMAGO/Arne Mill
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    Zuvor stand der Frauenradsport acht Tage im medialen Fokus, wie sonst nur selten. „Das Interesse wird immer größer. In den vergangenen zwei, drei Jahren hat sich die Anzahl der Rennen verdoppelt“, sagt Baldinger. Dazu tragen auch strikte Regelungen zur TV-Übertragung der Profi-Rennen bei. Der Weltverband UCI schreibt vor, dass jedes World-Tour-Event mindestens 90 Minuten live gezeigt werden muss. Für einen ordentlichen Schub sorgt zudem die vergangenes Jahr wiedereingeführte Tour de France Femmes. „Der Name zieht einfach“, sagt Baldinger.

    So hoch ist das Mindestgehalt für Radsportlerinnen in der World Tour

    Für den Boom ist auch die zunehmende Professionalisierung des Frauenradsports verantwortlich. Die Leistungsdichte ist enorm gestiegen und Rennen dadurch spannender. Es gibt längere Etappen und Rundfahrten sowie ein vorgeschriebenes Mindestgehalt von 31.102 Euro pro Jahr für World-Tour-Fahrerinnen. Bis 2025 soll dies auf 38.000 Euro steigen. Für Continental-Teams gilt die Regelung nicht, Ceratizit halte sich aber daran, sagt Baldinger.

    Denn das Kemptener Team hat gute Chancen, schon 2024 zur ersten Liga zu gehören. Ende des Jahres werden die Lizenzen an die nach UCI-Punkten besten 15 Rennställe neu vergeben – Ceratizit liegt aktuell auf Rang 13. Für die Tour de France hatten sich die Kemptener als bestes Continental-Team qualifiziert. „Wir sind auf dem besten Weg in die World Tour. Unsere Fahrerinnen kämpfen bei jedem Rennen dafür“, sagt Baldinger, der früher selbst Radprofi war. Steigt das 2014 gegründete Team tatsächlich auf, hätte es Startrechte für die großen Rundfahrten und Eintagesklassiker für zwei Jahre sicher.

    Ex-Profi Dirk Baldinger (Mitte) ist seit 2018 Sportdirektor beim Kemptener Team Ceratizit-WNT.
    Ex-Profi Dirk Baldinger (Mitte) ist seit 2018 Sportdirektor beim Kemptener Team Ceratizit-WNT. Foto: Imago/Arne Mill

    Auch wenn der Abstand zu den Männern kleiner wird, ist der Unterschied immer noch immens. Die Etats der Top-Teams seien bei den männlichen Kollegen rund zehn Mal höher. Während dem dominierenden Frauenteam SD Works geschätzte 5 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen, schöpft die Mannschaft Ineos Grenadiers aus einem Topf mit 50 Millionen Euro.

    Allerdings profitieren die Frauen auch von den Männern. Bei Wettkämpfen, die im Zuge von Männer-Rennen stattfinden, seien merkbar mehr Zuschauer und auch das mediale Interesse größer, sagt Baldinger. Aber auch bei Tour de Frances Femmes, die heuer unabhängig von der Frankreich-Rundfahrt der Männer stattfand, standen zehntausende Fans an der Strecke. Und in Deutschland zeigten Eurosport und ARD One alle Etappen live. „Das kommt uns ungemein zugute“, sagt Baldinger.

    Dirk Baldinger im Kurzporträt

    • Seit 2018 ist der gebürtige Freiburger Sportdirektor beim Kemptener Radsportteam Ceratizit-WNT.
    • Von 1995 bis 2002 war der heute 53-Jährige selbst Radprofi. In dieser Zeit fuhr Baldinger für die Teams Polti, Telekom und Nürnberger.
    • 1995 und 1996 nahm der damalige Teamkollege von Jan Ullrich an der Tour de France teil. Beide Male beendete er die Rundfahrt vorzeitig.

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