Artur Nazluian sitzt im Biergarten des „Waldhäusle“, einem Gasthaus zwischen Waltenhofen und Weitnau. Die Sonne scheint zwischen den Blättern der riesigen Kastanienbäume durch, ab uns zu fährt ein Auto vorbei, ansonsten ist es angenehm still. Nazluian erzählt ganz ruhig, fast schon emotionslos, von dem Schicksal, das ihn über viele Umwege ins Oberallgäuer Nirgendwo führte. Seit September ist der 19-jährige Ukrainer hier, ganz allein, ohne Mutter, ohne Vater, ohne Schwester. Sie alle leben nach wie vor in der ehemaligen Millionenmetropole Charkiw im Nordosten der Ukraine. Der Stadt, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs nahezu unter Dauerbeschuss steht. „Jeden Tag brennen Häuser. Ich weiß nicht, wie man dort leben kann. Meine Familie hat natürlich Angst, aber ich glaube, sie haben sich an die Situation gewöhnt“, sagt Nazluian. Sein Blick schweift immer wieder in die Ferne.
Mit 19 Jahren