Die Fanseele beim ESV Kaufbeuren leidet dieser Tage. Aufschluss darüber geben Statements von am Sonntagabend aus der Erdgas Schwaben Arena strömenden Anhängerinnen und Anhängern des Kaufbeurer Eishockeyvereins. In den Minuten zuvor hatten die Buron Joker in der DEL2 mit 5:4 in Verlängerung gegen Bayreuth gewonnen und sich somit immerhin zwei Zähler gesichert. „Schmeichelhaft“ war da noch eines der netteren Worte von denen, deren Herz rot und gelb ist.
Der nächste Keeper überzeugt
„Schrecklich“ und „nicht verdient“ hieß es des Weiteren bei den Fans. „Da brauchst du am Dienstag gar nicht mehr gehen“, warf Einer in die Runde. Dabei haben die Joker auch dann Anfeuerung von den Rängen bitter nötig, steht doch das nächste Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt an: Freiburg. Vor dem EHC war nämlich Bayreuth der Gegner und auch das war eine Partie, in der eine zu junge Kaufbeurer Mannschaft mit zu wenig Selbstvertrauen auf dem Eis stand. Einer der auffälligsten Akteure war dabei sogar der dritte Torhüter der Joker, Dieter Geidl, der derzeit die verletzten Stefan Vajs und Maximilian Meier vertritt. Und je später es wurde, desto mehr waren seine Künste gefragt. So hielt der erst 18-Jährige die Joker im dritten Drittel beim Stand von 4:4 ein ums andere Mal im Spiel, während Teile seiner Vorderleute ihre Position nicht hielten.
Doppelt an den Pfosten
Glück war zudem auf Kaufbeurens Seite, etwa rund vier Minuten vor Schluss, als Bayreuth binnen Sekunden doppelt gegen den Pfosten schoss. Die Tigers stellten es ohnehin clever an. Selbst im Abstiegskampf versuchten sie mitunter über hartes Vorgehen, den Jokern Meter zu rauben. Das klappte insbesondere nach der 30. Minute ganz gut, als sie einen 4:2-Vorsprung, den sich Kaufbeuren unter anderem durch zwei schön herausgespielte Powerplay-Tore erarbeitet hatte, noch aufholten.
Nervösität statt Sicherheit
„Wir haben in dieser Phase blöde Gegentore kassiert“, erklärte ESVK-Geschäftsführer Michael Kreitl. „Das hat mich etwas gewundert. Ich dachte, dass wir nach der 4:2-Führung ein Stück mehr Sicherheit verspüren.“ Letztlich zeige der Verlauf des Spiels in der Schlussphase die Verunsicherung des Teams und den Druck, der auf der Mannschaft lastet, sagte der ehemalige DEL-Stürmer. Kreitl: „Jeder will unbedingt noch die Play-offs erreichen.“ Entsprechend müsse man nicht diskutieren, dass die Lage beim ESVK gerade nicht gut sei, erklärte Kreitl angesprochen auf die harten Worte der Fans. „Wir werden aber entsprechende Lösungen präsentieren“, versprach er.
Schlagkräftiger Coach
Denn schon am Dienstag geht es für die Joker weiter. Dann gastiert Skandal-Trainer Robert Hoffmann mit seinen Freiburgern ab 19.30 Uhr in Kaufbeuren. Hoffmann hatte sich vergangene Woche eine Keilerei mit Dresdens Trainer Andreas Brockmann (früher Joker-Coach) geliefert und wurde dafür mit zwei Spielen Sperre bestraft. Nun darf er wieder auf seinen Arbeitsplatz, die Bank, zurückkehren – ebenso wie der immer giftige Scott Allen ins Team zurückkommt: Auch er war nach einem rüden Foul vergangene Woche gesperrt worden.
Die AZ-Bilanz
- Mann des Abends
Zwar agierte ESVK-Neuzugang Mikko Lehtonen phasenweise eher unauffällig, doch er war da, wenn es nötig wurde. Er bereitete den ersten Joker-Treffer hinter dem gegnerischen Tor stehend vor und wuselte zu Beginn der Overtime die Scheibe hinter die Torlinie. Lehtonen kommt somit nach sechs Spielen schon auf zehn Punkte im ESVK-Dress und hat damit den besten Punkteschnitt aller Joker.
- Zitat des Abends
„Ich hätte für dieses Spiel eine Karte gekauft. Das war ein großer Spaß für die Fans.“ Robin Farkas, Trainer Bayreuth Tigers.
- Zahl des Abends
Dass die Joker in fünfminütiger Überzahl kein Tor erzielten und deshalb einem möglichen Sieg nach regulärer Spielzeit ein Stück näher gekommen wären, schmerzte in der Fanseele. Zwei Tore in anderen Powerplay-Situationen zum Trotz: Das Überzahlspiel des ESVK ist weiter verbesserungswürdig. Mit Blick auf die bisherigen Hauptrundenspiele liegt die Erfolgsquote bei 15,8 Prozent. Als Richtwert gelten 20 bis 22 Prozent – das ist dann auch schon gut. Die stärksten Teams der Liga, Ravensburg und Frankfurt, kommen hingegen auf 25,8 und 27,7 Prozent. Der ESVK hat da noch viel Potenzial.