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Vierschanzentournee in Oberstdorf 2021: Reaktionen zum Zuschauerverbot in Oberstdorf

Skispringen 2021/2022

"Es ist brutal schade, dass heuer wieder gar nichts geht": Geiger & Co. fliegen in Oberstdorf wieder vor leeren Rängen

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    Skispringen vor leeren Rängen bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf 2021: Die deutschen Bewerbe der 70. Vierschanzentournee werden nach der aktuellen Verschärfung der Bayerischen Infektionsschutzverordnung vom Freitag, 3. Dezember, nun doch ohne Zuschauer stattfinden.
    Skispringen vor leeren Rängen bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf 2021: Die deutschen Bewerbe der 70. Vierschanzentournee werden nach der aktuellen Verschärfung der Bayerischen Infektionsschutzverordnung vom Freitag, 3. Dezember, nun doch ohne Zuschauer stattfinden. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Florian Stern ist schon wieder in diesem Funktionier-Modus. Emotionen muss der Generalsekretär des Auftaktspringens der Vierschanzentournee in Oberstdorf am 28. und 29. Dezember mal wieder beiseiteschieben. Emotionen, die ihn und das Organisationsteam bei der Skisport- und Veranstaltungs-GmbH natürlich schon das ganze Wochenende bewegen, nachdem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Freitag klare Ansagen zu den coronabedingten Einschränkungen bis zum Jahresende verkündet hatte. Insgeheim habe Stern schon immer noch gehofft, dass ein komplettes Zuschauerverbot für die Tournee vermieden werden kann. Man sei von einer 25-prozentigen Auslastung, also etwa 6700 Zuschauern pro Tag im Schattenberg-Skistadion ausgegangen.

    Vierschanzentournee 2022: Keine Zuschauer in Oberstdorf und Garmisch erlaubt

    Nach genauer Lektüre der behördlichen Bestimmungen und nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt blieb ihm aber keine andere Wahl, als am Montag um 10 Uhr auch der Öffentlichkeit mitzuteilen: Keine Zuschauer heuer in Oberstdorf - und keine Zuschauer auch beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen. Ob bei den österreichischen Stationen Innsbruck (3./4. Januar) und Bischofshofen (5./6. Januar) Fans auf den Tribünen stehen können, ist derzeit noch offen, allerdings auch reichlich unwahrscheinlich.

    „Die neue Verordnung der bayerischen Staatsregierung lässt uns leider keinen Spielraum", sagt Stern. Das ist schade, denn wir hatten extra ein hervorragendes Schutzkonzept entwickelt. In Oberstdorf sind sie coronaerprobt. Schon im vergangenen Winter mussten alle Pläne mit voller bzw. reduzierter Stadionauslastung wieder in der Schublade verschwinden - beim Tourneeauftakt ebenso wie zwei Monate später bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft. Ein Umbau von Stehplatz- zu reinen Sitzplatztribünen, wie er zur WM geplant war, schied diesmal als Alternative aus. Die Kosten dafür, so Stern, seien zu hoch und die Sicherheitsabnahme durch die Behörden eher fraglich.

    Die Vierschanzentournee zählt seit vielen Jahren zu den zuschauerträchtigsten Sportveranstaltungen in der Region

    Die Vierschanzentournee zählt - neben den Bundesliga-Spielen des FC Augsburg - seit vielen Jahren zu den zuschauerträchtigsten Sportveranstaltungen in der Region. Die Tickets sind begehrt wie warme Semmeln, Mitte Dezember vermeldete der Veranstalter für das erste Wertungsspringen mit 25.500 Zuschauern meist ein ausverkauftes Haus. Auch die Qualifikation am Vortag war zuletzt mit um die 15.000 Zuschauern stets heiß begehrt.

    Nachdem heuer die jeweils 6700 Tickets pro Tag an den Mann bzw. an die Frau gebracht worden waren, musste man den Vorverkauf bremsen. Etwa 15 000 Eintrittskarten habe man bislang verkauft. Das Interesse habe dann aber auch nachgelassen, weil die Ausbreitung des Coronavirus wieder die Schlagzeilen bestimmte. Und das zu einer Zeit, die sonst immer besonders viel Umsatz brachte - zum ersten Schnee, zu den ersten Erfolgen der deutschen Topspringer um den Lokalmatadoren Karl Geiger. Die Organisatoren in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen nehmen ab sofort die bereits gekauften Tickets wieder zurück und erstatten abzüglich der Portokosten den vollen Kaufpreis.

    Florian Stern, Generalsekretär des Auftaktspringens der Vierschanzentournee in Oberstdorf, bedauert Absage für Zuschauer

    Stern bringt dann doch sein Bedauern zum Ausdruck: "Natürlich hätten wir gerne Zuschauer, Partner und Sponsoren im Stadion gehabt. Und natürlich hätten wir auch gerne Geld verdient." So aber müsse er und sein Team unzufriedenen Fans und Kunden absagen und starke finanzielle Einbußen hinnehmen. Ein wirtschaftlicher Totalschaden könne aber zum Glück erneut vermieden werden, sagt Stern, weil der Deutsche Skiverband seine Weltcup-Veranstaltungen im eigenen Land durch eine Ausfallversicherung abgesichert hat. Diese hatte schon bei der Nordischen Ski-WM ein finanzielles Fiasko verhindert.

    Wie viele Sportler, Betreuer, Medienvertreter und Zulieferer zur Tournee kommen, kann Stern noch nicht sagen. "Aber es werden nur die Personen akkreditiert, die für eine Durchführung der Veranstaltung unbedingt nötig seien. "Wir werden auf das Nötigste reduzieren und in der Mittelschule wieder ein Corona-Testzentrum einrichten." Stand jetzt, gelte für alle Tournee-Teilnehmer die 2G-plus-Regel.

    Auch Tour de Ski ohne Fans

    Wenige Tage nach der Tournee gastiert in Oberstdorf zum Jahreswechsel auch die Tour de Ski, ein Weltcup-Etappenrennen der weltbesten Langläuferinnen und Langläufer. Obwohl am zweiten Wettkampf an Neujahr ganz andere behördliche Bestimmungen gelten könnten, geht Florian Stern "Stand heute fest davon aus, dass auch im WM-Langlauf-Stadion im Ried keine Zuschauer dabei sein können." Die Stehplatz-Tribüne, so bedauert Stern, sei bereits vor Winterbeginn im November aufgebaut worden. Auch das wird vermutlich ein Fall für die Versicherung...

    "Es ist brutal schade, dass heuer wieder gar nichts geht": Reaktionen zum Zuschauerverbot bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf

    Zum Zuschauerverbot bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf gibt es bereits die ersten Reaktionen:

    • Das sagt der Skispringer: Der derzeit Führende des Gesamtweltcups, Karl Geiger vom Skiclub Oberstdorf, hat die Nachricht aus seiner Heimatgemeinde mit großem Bedauern entgegengenommen: „Dass wir bei der Tournee erneut vor leeren Rängen springen, ist natürlich sehr, sehr schade", sagte er unserer Zeitung. Dem 28-Jährigen war vor einem Jahr vor leeren Rängen sogar der Heimsieg beim Tourneestart geglückt. Dennoch mag er sich mit Pappfans auf den Tribünen nicht begnügen: "Gerade als Oberstdorfer weiß ich, wie sehr ein volles Stadion zusätzlich pushen und motivieren kann. Aber wir werden trotzdem unser Bestes geben, nicht zuletzt, um den vielen freiwilligen Helfern vor Ort spannende Wettkämpfe zu bieten", verspricht Geiger. (Lesen Sie auch: Skispringer Karl Geiger zum "Skisportler des Jahres" gewählt)
    Skispringer Karl Geiger.
    Skispringer Karl Geiger. Foto: Daniel Karmann, dpa (Archivbild)
    • Das sagt der Bundestrainer: DSV-Cheftrainer Stefan Horngacher schaut ebenso betrübt voraus: „Für uns alle ist es eine Riesenmotivation den Fans und Zuschauern tolle Wettkämpfe zeigen zu können. Die Stimmung in den vollen Stadien bei der Tournee gehört dabei mit zu den schönsten Tagen, die Aktive und wir Trainer im Jahr erleben dürfen. Daher ist es sehr bedauerlich, wenn auch in diesem Jahr die Ränge pandemiebendingt leer bleiben." Der 52-Jährige Österreicher garantiert im Gespräch mit unserer Redaktion den Fans vor dem TV-Gerät: "Umso mehr wollen wir absolute Top-Leistungen zeigen und auf diese Weise für unseren Sport werben.“
    Bundestrainer Stefan Horngacher.
    Bundestrainer Stefan Horngacher. Foto: Swen Pförtner, dpa (Archivbild)
    • Das sagt der Fan: Bernhard Müller ist leidenschaftlicher Skisprung-Fan und im Schneeräumkommando auch freiwilliger Helfer im Oberstdorfer Organisationskomitee. Der 56-Jährige ehemalige Fußballspieler und -trainer besorgt schon seit vielen Jahren so zwischen 15 und 20 Karten, um mit seinen Kumpels von den Alt-Herren-Kickern des TSV Kottern und VfB Durach zwischen den Jahren einen vergnüglichen Männer-Ausflug zu organisieren. "Es ist brutal schade, dass heuer wieder gar nichts geht", sagt Müller. Er hatte gehofft, dass mit den vorliegenden Hygienekonzepten wenigstens eine 25-prozentige Auslastung des Stadions möglich gewesen wäre. Weil er in weiser Voraussicht heuer aber erst gar keine Tickets geordert hatte, bleibt ihm nun immerhin die Rückgabe der Tickets und die Rückerstattung an seine Kumpels erspart. Auch das Freischaufeln von Tribünen fällt nun flach. "Mir wäre all der Aufwand viel lieber gewesen, als jetzt die Absage. Leid tut es mir vor allem für die Athleten", sagt Müller.
    • Das sagt ein Hotelier und Vermieter: „Uns ärgert stark, dass Bayern immer Extra-Vorschriften anwenden muss“, sagt Jörg King, Oberstdorfer Ortsvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG). Schließlich hätten sich die Ministerpräsidenten darauf verständigt, die Zuschauerzahl bei Sportveranstaltungen auf 25 Prozent zu beschränken. Nur Bayern schließe die Fans ganz aus. King rechnet aber nicht damit, dass viele Gäste absagen, weil sie nicht ins Skisprung-Stadion dürfen. Ein großer Teil der Übernachtungsgäste in Oberstdorf während der Tournee seien ohnehin Sportler, Trainer, Betreuer, Funktionäre und Journalisten, die anreisen dürfen. Eine massive Stornierungswelle fürchtet der BHG-Vorsitzende vielmehr wegen der 2G-Plus-Regel für die Skigebiete. „Uns haben schon einige Gäste abgesagt, weil sie sich nicht jeden Tag testen lassen und in der Schlange stehen wollen“, sagt King. „Sie buchen lieber um und verbringen ihren Skiurlaub in Österreich oder Südtirol.“ Dort dürfen Geimpfte und Genesene ohne täglichen Test auf die Piste.

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