Wer in den vergangenen Jahren Spiele der Deutschen Eishockey Liga 2, der DEL2 live im Fernsehen sehen wollte, bekam die volle Auswahl bei SpradeTV. Dabei handelt es sich um ein Angebot der in Wangen im Allgäu ansässigen Firma Sports Trade GmbH. Bei der jüngst zu Ende gegangenen Ausschreibung der DEL2-TV-Rechte für den im Spätsommer beginnenden Zyklus unterlag Sports Trade und somit SpradeTV aber dem Angebot Sportdeutschland.TV. Für Fans und teils auch für Vereine, etwa den ESV Kaufbeuren, ergeben sich durch den nahenden Anbieterwechsel zahlreiche Fragen, die allgaeuer-zeitung.de beantwortet.
Wieso hat sich die DEL2 für einen neuen Anbieter entschieden?
"Das Gesamtpaket war ausschlaggebend", hieß es in einer Ligamitteilung. Sportdeutschland.TV verspricht "eine Qualitätssteigerung bei den Liveübertragungen", was sich per se gut für Fans anhört. Darunter sind neue grafische Elemente zu verstehen oder eine stärkere Einbeziehung von Live-Statistiken, wie zu hören ist. Die Streams sollen zudem leichter zugänglich sein. So ist eine App von Sportdeutschland.TV auf fast allen Smart-TVs verfügbar. Neu wird auch sein, dass sich in dieser App komplette Spiele nachträglich, also "on demand", ansehen lassen.
Imponiert haben könnte den DEL2-Chefs übrigens auch das nachhaltige Interesse von Sportdeutschland.TV. Das Unternehmen hatte sich nach Informationen unserer Redaktion bereits 2021 für die Live-Rechte an der DEL2 interessiert – war damals SpradeTV aber noch unterlegen. Dass die DEL2 die Rechte nun gleich für fünf Jahre und somit bis 2029 (statt bisher üblich drei) vergeben hat, darf als Statement verstanden werden.
Was ändert sich – für die Klubs?
Auch künftig werden die DEL2-Standorte das Spielsignal selbst produzieren. Insofern ist nicht davon auszugehen, dass sich das Personal an den Standorten durch den Wechsel der übertragenden Plattform wesentlich ändern wird. Den Vereinen wird allerdings neue Übertragungstechnik zur Verfügung gestellt. Hier kommt eine Firma mit Sitz in Wuppertal ins Spiel, das Unternehmen Riedel Communications, das Mediennetzwerke vertreibt. Alle Standorte, also auch Kaufbeuren, sollen an ein spezielles Netz angeschlossen werden, das Signalübertragung in Fernsehqualität sicherstellt, wie die Liga mitteilte.
Das soll verhindern, dass Streams hängen. Beschwerden über Signalabbrüche und Aussetzer gab es bei Sprade.TV immer wieder. Die Klubs können zudem auch auf Unterstützung beim Erstellen von Highlight-Clips zurückgreifen, hier sollen Work-Flows für die Medienteams der Klubs vereinfacht werden.
Wie sich der neue Deal für die Vereine finanziell gestaltet, ist offiziell nicht bekannt. Mit einem monetären Quantensprung ist aber zunächst nicht zu rechnen, wie ESV Kaufbeuren-Geschäftsführer Michael Kreitl in dieser Woche andeutete. Wie bisher werden die Vereine prozentual an den Einnahmen beteiligt, die ihre Übertragungen einbringen. Anders als in der Fußball-Bundesliga geht der Rechteinhaber also nicht durch eine schon im Vorfeld garantierte Summe an TV-Geldern ins Risiko. Das heißt aber auch: Gelingt es mittelfristig neue Fans zu finden, fließt mehr Geld.
Was ändert sich – für die Fans?
Neben dem Anbieter und einigen zusätzlichen Features weniger als vermutlich angenommen. Es ist zu hören, dass die Preise für die Einzelspiele vermutlich in etwa stabil bleiben. Aktuell verlangt Sprade.TV 8,90 Euro pro Einzelmatch. Zudem wird aktuell darüber nachgedacht, verschiedene und für die DEL2 neuartige Pakete zu schnüren. Denkbar ist etwa, dass man alle Spiele seines Teams oder auch nur alle Auswärtsspiele seines Teams im Paket kaufen kann. Alle Details dazu will Sportdeutschland.TV vor dem Start der Saison mitteilen. Mögliche Blaupause in technischer und qualitativer Hinsicht für die DEL2 könnten die Sportdeutschland.TV-Übertragungen der zweiten Basketball-Bundesliga oder der Frauen-Handball-Bundesliga sein.
Wie steht der ESV Kaufbeuren zum neuen Vertrag?
Bevor die Einigung in Kraft trat, gab es eine Abstimmung innerhalb der DEL2. Da der ESVK für den neuen Vertrag gestimmt hat, ist davon auszugehen, dass er dem neuen Anbieter mindestens wohlwollend gegenübersteht.
Sportdeutschland.TV – was ist das?
Unternehmensgründung war 2011. Der Deutsche Olympische Sport Bund (DOSB) startete Sportdeutschland.TV mit dem Ziel, eine breite Auswahl an Sportarten zu streamen und insbesondere auch olympischen Sportarten eine Plattform zu bieten. Zwischenzeitlich war ProSiebenSat.1 an dem Unternehmen beteiligt, inzwischen sind die Anteile wieder anders aufgeteilt. Der DOSB ist nicht mehr beteiligt, stattdessen gehört das Unternehmen drei Firmen. Geschäftsführer ist Björn Beinhauer, der über eine GmbH auch selbst 40 Prozent der Anteile hält. Er ist es, der als Geschäftsführer zuletzt vermehrt auch in große Sportarten investierte und die Plattform somit auch anders als früher ausrichtete. So besitzt Sportdeutschland.TV die Rechte an den kommenden Eishockey-Weltmeisterschaften und den US Open im Tennis.
Was wird aus Sprade.TV?
Für die Sports Trade GmbH ist der Verlust der DEL2-Rechte sicherlich ein erheblicher Schlag. Vom Unternehmen gibt es bis dato keine offizielle Stellungnahme – auf Facebook wurde der bis dato letzte Beitrag vor Verkündung des Vertrags gepostet. Sprade.TV wird aber auch ohne DEL2-Übertragungen weiter existieren, ist die Plattform doch auch Partner der beiden Eishockey-Oberligen. Abrufen lassen sich auch einzelne Spiele der BeNe League oder der Bayernliga.