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„Sprungbrett“ für Talente: Der Oberstdorfer Musiksommer besteht seit 30 Jahren

Festival im Allgäu

„Sprungbrett“ für Talente: Der Oberstdorfer Musiksommer besteht seit 30 Jahren

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    Klassik vor imposanter Bergkulisse, auch das gibt es beim Oberstdorfer Musiksommer (hier ein Auftritt des Bennewitz Quartetts).
    Klassik vor imposanter Bergkulisse, auch das gibt es beim Oberstdorfer Musiksommer (hier ein Auftritt des Bennewitz Quartetts). Foto: Archiv-Markus Noichl

    Er ist ein Mann der ersten Stunde. Als vor 30 Jahren der Oberstdorfer Musiksommer seine Premiere erlebte, war der Pianist Konrad Elser als Dozent mit dabei. Noch heute leitet der mittlerweile 66-jährige Professor an der Musikhochschule Lübeck beim Festival den Meisterkurs für Klavier. Und er wird diesmal auch beim Eröffnungskonzert selbst als Künstler auftreten, als Solist in Ludwig van Beethovens fünftem Klavierkonzert, das er als „Krönung des klassischen Konzerttypus’“ versteht. Er sei schon sehr gespannt auf die Zusammenarbeit mit den Münchner Symphonikern, die diesen Auftakt gestalten, und die japanische Dirigentin Nodoka Okisawa, die dieses bereits ausverkaufte Eröffnungskonzert leitet.

    Insgesamt bietet der Oberstdorfer Musiksommer von 27. Juli bis 13. August 18 Konzerte und sieben Meisterkurse mit 92 Studenten aus aller Welt an. Die weiteste Anreise hat dabei ein Meisterschüler aus dem australischen Melbourne. Etwa ein Dutzend Schüler betreut Konrad Elser in seinem Meisterkurs. Er findet es eine lobenswerte Ausnahme, dass bis heute Zuhörerinnen und Zuhörer bei diesen Meisterkursen keinen Eintritt zahlen müssen.

    Nähe zum Publikum

    Diese Nähe zum Publikum, zu den Einheimischen schätzt Konrad Elser am Oberstdorfer Musiksommer. Das renommierte Melos-Quartett, mit dem er schon mehrfach zusammengearbeitet hatte, führte ihn in das Dozententeam, als Cellist Peter Buck vom Melos-Quartett zusammen mit der Cellistin Ulrike Tenzer 1993 das Festival in Oberstdorf aus der Taufe hob – unterstützt von Helga Große Wichtrup, die damals das Festivalbüro leitete. Mittlerweile habe das Festival – nach verschiedenen Anpassungsversuchen – die für den Ort vermutlich angemessene Größe erreicht, sagt Konrad Elser.

    Nach dem Rückzug von Peter Buck wird es von Eckhard Fischer künstlerisch geleitet, Professor für Violine an der Musikhochschule Detmold. Er sieht das Festival heute in einer guten Balance zwischen dem finanziellen und dem künstlerischen Rahmen. Vor allem freuen ihn und sein kleines Team, dessen weitere Stützen Sandra Ricken (Festivalbüro) und Michael Marx (Kartenverkauf) sind, die vielen positiven Rückmeldungen. Fischer sieht vor allem die Talent-Förderung des Festivals honoriert.

    "Eine tolle Erfahrung"

    Eines dieser Talente ist Lewin Kneisel, seit eineinhalb Jahren Soloklarinettist des WDR-Sinfonieorchesters in Köln. Er wird heuer zum zweiten Mal einen Duoabend mit dem Pianisten Daniel Streicher gestalten. Der Sender Bayern Klassik will das Konzert aufzeichnen. Als 18-Jähriger besuchte der gebürtige Berliner 2019 beim Oberstdorfer Musiksommer den Meisterkurs von Professor Norbert Kaiser und räumte damals sogleich beide Förderpreise des Festivals ab, erzählt er: „Eine tolle Erfahrung.“

    "Beeindruckende Atmosphäre"

    Zudem sei er von der Atmosphäre des Festivals beeindruckt gewesen. Die Teilnahme an diesem Meisterkurs sei damals ein „Sprungbrett“ für ihn gewesen, denn er habe Professor Norbert Kaiser besser kennengelernt, bei dem er seither studiert. Der versuche talentierte Schüler unterzubringen und könne gut einschätzen, welcher Musiker für welche Stelle geeignet sei. Kaiser habe ihn auch dazu ermutigt, beim WDR-Sinfonieorchester vorzuspielen. Und der Mut zahlte sich aus.

    Seit der fünften Klasse kenne er Daniel Streicher, mit dem er seit 2013 Konzerte gibt, sagt Lewin Kneisel. Der Auftritt in Oberstdorf sei also ihr Zehnjähriges. Wie beim ersten Konzert stehe auch wieder Carl Maria von Webers Grand Duo concertant auf dem Programm.

    Das Motto des Festivalleiters

    Musiksommer-Leiter Eckhard Fischer lässt den Musikern wie immer freie Hand bei der Auswahl der Werke. Sein Motto lautet: „Ich lade Künstler ein und nicht Programme.“ Denn wer das spielt, was er gern spielen möchte, spielt noch besser, ist Fischer überzeugt.

    Aus dem Festival-Programm:

    Freitag, 28. Juli: „Goldmund“; chansons mit Anna Veit und sechs Münchner Philharmonikern

    Samstag, 29. Juli: Violinsonaten von Schubert, Saint-Saens und Debussy mit Maria-Elisabeth Lott und Christian Köhn.

    Sonntag, 30. Juli: Eine klitzekleine Lachmusik mit Hornist und Humorist Klaus Wallenberg und Pianist Andreas Kowalewitz

    Montag, 31. Juli: Duoabend mit Lewin Kneisel (Klarinette) und Daniel Streicher (Klavier).

    Mittwoch, 2. August: Amerikanische Klänge von Dvorák, Gershwin und Bernstein mit dem Arcis-Saxophon-Quartett.

    Donnerstag, 3. August: Maximilian Hornung (Violoncello) und Benjamin Engeli (Klavier) spielen Werke von Dvorák, Mahler, Strauss und Martinu.

    Freitag, 4. August: Das Leonkoro-Quartett stellt sich mit Streichquartetten von Haydn, Schumann und Brahms vor.

    Karten gibt es im Festivalbüro in Oberstdorf, Telefon 08322/9592005, oder im Internet www.oberstdorfer-musiksommer.de

    Lesen Sie auch: "Junge Wilde, Stars und Senkrechstarter: Das bietet der Oberstdorfer Musiksommer".

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