Freiluft-Kino, Allgäuer Leckereien und ein Spielplatz auf 1.634 Metern: Das Staufner Haus liegt umgeben von wunderschöner Natur am Hochgrat. Die Lage des Hauses ist besonders - aber ebenso seine Bewohner. Denn die fünfköpfige Familie Zeman bewirtschaftet die Hütte und lebt in den Allgäuer Alpen.
Bild: Alexandra Hartmann
Freiluft-Kino, Allgäuer Leckereien und ein Spielplatz auf 1.634 Metern: Das Staufner Haus liegt umgeben von wunderschöner Natur am Hochgrat. Die Lage des Hauses ist besonders - aber ebenso seine Bewohner. Denn die fünfköpfige Familie Zeman bewirtschaftet die Hütte und lebt in den Allgäuer Alpen.
Bild: Alexandra Hartmann
"Wir haben hier unsere Heimat gefunden", erzählt Lukas Zeman, der das Staufner Haus (1.634 Meter) bei Oberstaufen/Steibis bewirtschaftet. Wenn er "Wir" sagt, spricht er von seiner fünfköpfigen Familie: Gemeinsam mit seiner 32-jährigen Frau Katka, der vierjährigen Sara, den zweijährigen Zwillingen Karolina und David und Hüttenhund "Mammut" wohnt und arbeitet der 34-Jährige auf der DAV-Hütte unterhalb des Hochgrat-Gipfels.
Geboren und aufgewachsen ist das Wirtepaar in Tschechien. Die Wurzeln können sie beim Gespräch nicht verheimlichen - eine sympathische Mischung aus Oberstaufner Dialekt und tschechischem Akzent. Verbunden hat die Zemans schon immer die Liebe zu den Bergen und zum Reisen. "Ich wollte immer so lange reisen, bis es mir irgendwo gefällt", erzählt der Familienvater.
Diesen Ort habe er in Oberstaufen eher durch Zufall entdeckt. Eigentlich wollte er in die Pyrenäen: ein bisschen arbeiten, viel klettern. Auf dem Weg dorthin habe er einen Oberstaufner kennengelernt, der ihn spontan für sein Hostel anheuerte. "Ich konnte damals kein Wort Deutsch", erinnert er sich. Doch er fühlte sich wohl und verliebte sich in die Gegend. Nach zwei Jahren übernahm er die Leitung der Unterkunft. Als er dann erfuhr, dass das Staufner Haus einen neuen Pächter sucht, habe er sich beworben und Glück gehabt. Inzwischen arbeiten die Zemans den dritten Sommer als Hüttenwirte.
Doch wie lebt es sich mit drei kleinen Kindern auf 1.634 Metern? "Die Kinder haben den Jackpot geknackt", sagt der Vater und lacht. Die Familie habe zusätzlich zu ihrem Zimmer auf dem Staufner Haus noch eine kleine Mietwohnung im Tal. Von Montag bis Mittwoch besuchen Sara, Karolina und David dort eine Kindertagesstätte. So lange bleiben Katka oder Lukas Zeman mit ihnen in der Wohnung. Die restliche Woche verbringt die Familie gemeinsam auf dem Staufner Haus. (Lesen Sie auch: Arbeiten auf einer Hütte im Allgäu: "Die Leute wissen nicht, worauf sie sich einlassen")
Dort werde den Dreien mit Sicherheit nicht langweilig. Hat der Wirt doch einen kleinen Spielplatz vor der Terrasse gebaut, der auch bei den jüngeren Hüttengästen gut ankomme. Und auch Hüttenhund "Mammut", ein gutmütiger Riese mit dichtem hellbraunem Fell, sorgt für gute Unterhaltung, wenn er durch das Areal rund um das Staufner Haus flitzt.
Doch am Staufner Haus, das zur DAV-Sektion Oberstaufen/Steibis gehört, sind nicht nur die Bewohner besonders. Ein Highlight sei das Freiluft-Kino, das die Zemans im Sommer einmal monatlich veranstalten. "Das hängen wir als Kino-Leinwand an der Fassade auf" , sagt Lukas Zeman und zeigt auf ein riesiges weißes Tuch aus dickem Stoff. Dann werde ein Beamer aufgebaut und - sobald es dunkel ist - ein Film gezeigt. Meistens sind es kleinere Filmproduktionen, bei denen es sich - wie soll es anders sein - um Bergsport dreht. Dazu gebe es dann selbstgemachte Pizza aus dem Steinofen vor der Hütte. (Lesen Sie auch: Harte Arbeit statt romantischer Auszeit: Zwei Allgäuer Hüttenwirtinnen erzählen)
Neben der Pizza seien die Spinatknödel mit Feta ein kulinarisches Highlight und das selbsternannte "Signature Dish" der Hütte. Das Staufner Haus beteiligt sich bei der Aktion "So schmecken die Berge", weshalb die Zutaten größtenteils aus der Region stammen. "Den Käse für die Kässpatzen zum Beispiel hol ich beim Nachbarn ab", sagt der Hüttenwirt.
Wer den Blick über die Speisekarte schweifen lässt, entdeckt herzhafte Hüttenklassiker und selbstgemachte Kuchen. Aber auch ein Curry mit Reis hat sich zwischen Kässpatzen und Gulasch geschmuggelt - als "glutenfreies und veganes Gericht", wie der 34-Jährige erklärt. Bei der Zusammenstellung der Karte wollte sich das Wirtepaar an ihrem eigenen Geschmack und dem Zeitgeist orientieren - da dürfe es auch gerne mal etwas Vegetarisches sein.
Auf die Frage, wie die Zutaten für Spätzle und Co. nach oben kommen, marschiert Lukas Zeman einmal quer durch die Hütte, um die Material-Seilbahn zu zeigen.
"Einmal die Woche werden wir mit der Seilbahn beliefert und einmal die Woche kaufe ich im Tal ein und fahre mit dem Pick-up rauf", erklärt er und zeigt auf einen großen schwarzen Geländewagen, den er geübt an den Hang vor der Hütte geparkt hat.
Das 1908 erbaute Staufner Haus ist "nicht zu groß und nicht zu klein", wie es der Wirt beschreibt. Dazu habe es alles, was man brauche: Eine eigene Wasserquelle, einen Kanal für das Abwasser, ein Stromkabel und sogar ein wenig Handyempfang. Wenn es nach dem Hüttenwirt ginge, dürfte der jedoch ruhig etwas schlechter sein. "Die Leute sollen lieber das Handy weglegen und miteinander reden oder ein Spiel aus dem Schrank holen", sagt er klipp und klar. (Lesen Sie auch: "Alles hängt am Berg zusammen" - Ausgezeichneter Allgäuer Älpler über das Geheimnis des perfekten Bergkäs)
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