Bayern will bis 2040 klimaneutral werden. Manche Allgäuer Kommune hat sich sogar noch ehrgeizigere Ziele gesetzt. Um diese zu erreichen und in der Region nachhaltig etwas zu verändern, sind viele Aspekte wichtig. Vom Bau neuer Windräder über den Umgang mit Abfall bis zum Pflanzen von Bäumen. In unserer Serie „Der Klima-Check“ greifen wir jeden Samstag einen Gesichtspunkt auf, informieren über den Stand der Dinge – und zeigen auf, was noch getan werden muss. Der heutige Teil dreht sich um die Frage: Woher kommt der Strom, den wir im Allgäu verbrauchen?
Wäsche waschen, kochen, Handy und Auto laden, fernsehen oder schlicht das Licht anschalten: Für fast alle Bereiche unseres Lebens brauchen wir Strom. Doch wo kommt der Strom her, der im Allgäu aus der Steckdose kommt?
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„Mehr als die Hälfte des Stroms, der in der Region verbraucht wird, wird auch hier erzeugt“, sagt Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza). Dabei beruft er sich auf Zahlen von 2017 für die gesamte Gegend: also für das Ober-, Ost- und Unterallgäu sowie den Landkreis Lindau und die kreisfreien Städte Kempten, Memmingen und Kaufbeuren. Grundlegende Veränderungen gab es seither laut Sambale aber nicht – nur eine leichte Steigerung bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.
Haushalte verbrauchen nur etwa ein Fünftle des Stroms im Allgäu
Den Zahlen der eza zufolge wurden damals knapp über vier Millionen Megawattstunden verbraucht. Rund zwei Drittel von der Industrie, Haushalte machten 21 Prozent aus, der Rest verteilte sich auf Gewerbe und Handel sowie Heizstrom. 41 Prozent des verbrauchten Stroms musste von außerhalb ins Allgäu transportiert werden, etwas mehr als sechs Prozent entfielen auf meist mit Erdgas betriebene Blockheizkraftwerke. Genaue Daten, wie sich die Importe zusammensetzten, also beispielsweise welchen Anteil Kern- oder Windenergie ausmachten, gibt es nicht. „Die Versorger kaufen unterschiedlich ein“, sagt Sambale. „Verträge mit einem Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen können genauso abgeschlossen werden wie mit einem Ökostromanbieter aus Norwegen. Physikalisch betrachtet kommt der Strom aber immer vom nächstgelegen Kraftwerk.“
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Der Löwenanteil des Stroms, der im Allgäu verbraucht wird, kommt mittlerweile aus erneuerbaren Energiequellen aus der Region. 2017 waren das bereits 53 Prozent – „Tendenz steigend“, sagt Sambale. Den größten Brocken bei den regionalen erneuerbaren Energien machte mit 21 Prozent am gesamten Verbrauch der Solarstrom aus (siehe Grafik). „Bei den Zahlen handelt es sich um eine aufs Jahr berechnete Bilanz“, betont Sambale. An einzelnen Tagen könnten sich die Werte deutlich unterscheiden. „An einem Feiertag im Mai, an dem die Sonne scheint und die Industrie kaum Strom verbraucht, kann es durchaus sein, dass im Allgäu mehr Solarenergie erzeugt als verbraucht und der Überschuss ins übergeordnete Netz eingespeist wird.“
Erneuerbare Energien im Allgäu: Große Unterschiede zwischen einzelnen Landkreisen und Städten
Während für das ganze Allgäu betrachtet die regionalen erneuerbaren Energien 53 Prozent des Gesamtstromverbrauchs ausmachten, gab es nach Berechnungen der eza zwischen den einzelnen Landkreisen und Städten massive Unterschiede. Im Ostallgäu belief sich der Wert 2017 auf 95 Prozent, in Memmingen waren es lediglich 13 Prozent. Doch wie kommt das? „Im Ostallgäu gibt es viele Biogas- und Photovoltaik-Anlagen, dazu kommen Wasserkraftwerke am Lech und am Forggensee. In Städten dagegen ist die Bebauung engmaschiger, es gibt viel weniger Flächen, auf denen beispielsweise Solarfelder aufgestellt werden könnten“, erläutert Sambale. Mit 30 Prozent sticht Kempten bei den Städten hervor – unter anderem wegen des Illerkraftwerks.

Auf den tatsächlichen Verbrauch und wie groß der Anteil an erneuerbaren Energien ist, darauf haben auch die Allgäuerinnen und Allgäuer einen Einfluss – je nachdem, welche Verträge sie mit ihrem Stromversorger abschließen. Das Allgäuer Überlandwerk (AÜW) beispielsweise versorgt derzeit rund 86.000 Haushalte mit Strom. Dabei gibt es Angebote, die ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen. Bei den Standardprodukten wie Allgäu Strom Basis oder der Grundversorgung machen erneuerbare Energien nach Angaben des Unternehmens bereits 57,5 Prozent aus. Zum Vergleich: Laut AÜW beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien bei Standard-Verträgen im bundesweiten Durchschnitt etwa 45 Prozent.