Dicht aneinander gedrängt stehen sie auf den Bierbänken, bekleidet mit Dirndl oder Lederhosen, recken die Maßkrügen gen Zelthimmel und grölen aus voller Kehle mit - die Besucherinnen und Besucher des Kaufbeurer Tänzelfests am Donnerstagabend.
Der Partyhit "Cordula Grün" dröhnt nicht nur aus den Boxen an der Bühne, sondern auch aus den Mündern der Gäste im Festzelt. Maske trägt hier niemand mehr.
Nach Corona-Tristesse: Muckasäck rockt Tänzelfest 2022 in Kaufbeuren
Nach zwei Jahren Corona-Tristesse findet das Kaufbeurer Tänzelfest heuer wieder in gewohnter Form statt. Mit Lagerleben, Umzug und eben auch dem Festzelt auf dem Tänzelfestplatz. Schon knapp eine Stunde bevor die Allgäuer Band Muckasäck auf die Bühne geht sind die Bierbänke dort rappel voll. Glück hat, wer reservieren konnte - oder entsprechend früh da war. Auch die Arbeitskollegen Christian Neurieder und Daniela Padula freuen sich, das Tänzelfest endlich wieder in vollen Zügen genießen zu können. Vor einer Corona-Infektion haben sie eigentlich kaum noch Angst, da sind sie sich einig, "Ich denke, sonst wäre man hier fehl am Platz", sagt Neurieder.

Angst vor Corona beim Tänzelfest? Fehlanzeige
So wie ihnen scheint es den meisten Besuchern auf dem Gelände des Tänzelfestplatzes zu gehen. Am Karussel wirbeln die Leute durch die Luft, die Schlangen an den Essensbuden werden immer länger und im Festzelt wuseln die Bedienungen durch die Menschenmengen in den Korridoren zwischen den Biertischen. Es riecht nach Gerstensaft und Grillhändel. Eigentlich alles so wie früher, wenn nicht sogar ein wenig intensiver.

Victoria Jäckle aus Stöttwang und Thomas Drewinger aus Mauerstetten sind ebenfalls zum Tänzelfest nach Kaufbeuren gekommen. "Wie auch schon vor der Pandemie", berichtet Jäckle. "Ich hatte tatsächlich erst vor einer Weile Corona", sagt Drewinger. "Deswegen habe ich kurz etwas Bedenken gehabt." Die Vorfreude sei dann aber doch zu groß gewesen. Noch ein Jahr ohne Tänzelfest - fast undenkbar.

Tänzelfestbesucher in Kaufbeuren: "Die Vorfreude war einfach zu groß"
Gänzlich undenkbar hingegen war das Feiern im Festzelt noch in den vergangenen beiden Jahren - die Fallzahlen zu hoch, die Lage in den Krankenhäusern kritisch, das Personal am Limit. Und auch heuer liegen die Inzidenzwerte im Allgäu deutlich über 100, kratzen in manchen Regionen sogar an der Tausender-Marke. Doch das tut der Stimmung beim Tänzelfest keinen Abbruch (Lesen Sie auch: So wirkt sich das Tänzelfest 2022 auf die Corona-Zahlen in Kaufbeuren aus.)
Muckasäck heizen mit Spider-Murphy-Klassiker ein
Corona hin oder her, im Zelt geht es inzwischen rund. Mit dem Klassiker "Schickeria" von der Münchner Band Spider Murphy Gang legen Muckasäck los und heizen die Menge an. Und das wortwörtlich, im Innenbereich sind es gefühlt 50 Grad. Der Schweiß tropft von der Stirn und verschüttetes Bier hat den Boden in einen klebrigen Teppich verwandelt.

Die Ersten stehen bereits auf den Bänken, von denen sich die ein oder andere unter dem Gewicht der Personen bedenklich biegt, und singen lauthals mit. Spider Murphy Gang geht einfach immer. Genau wie das obligatorische "Prosit der Gemütlichkeit", welches die Band gerade anstimmt. Als der Sänger seinen Bierkrug hebt, schießen zahlreiche weitere in die Höhe.
Darum freute sich die Band Muckasäck so sehr auf den Auftritt in Kaufbeuren
Endlich wieder auftreten zu dürfen "ist wahnsinnig wichtig und wir genießen es sehr", sagt Michael Gleich, Muckasäck-Gitarrist. "Wir alle haben im Lockdown gemerkt, wie sehr uns die Bühne fehlt - deshalb ist momentan die Euphorie bei jedem einzelnen Auftritt gigantisch." Und euphorisiert sind nicht nur die Musiker auf der Bühne, das ganze Kaufbeurer Publikum feiert ausgelassen mit.

"Nach zwei Jahren eingesperrt sein tut das wirklich gut", findet Antonia Britzger. Sie ist mit ihren Freundinnen Emma Schuster und Jessica Weinberger nach Kaufbeuren gekommen. "Man ist endlich wieder frei", sagt sie, als die Scheinwerfer, die die Band beleuchten, ihre Farbe ändern und die Bühne in ein helles Grün tauchen. Passend zum nächsten Lied.
Lesen Sie auch: Dolce-Vita-Fans strömen in Massen ins Tänzelfest-Bierzelt - und wollen "Layla" hören