Die Mediengruppe Allgäuer Zeitung mit ihren fast 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (plus 1400 Zusteller) hat einen neuen Geschäftsführer: Der gebürtige Oberpfälzer Thomas Huber ist seit Jahresbeginn verantwortlich für die breitgefächerte Unternehmensgruppe mit Sitz in Kempten im Allgäu.
Was hat der 50-jährige Verlagsprofi aus Regensburg für Ziele, wie will er die traditionsbewusste Mediengruppe in Zeiten der digitalen Transformation weiterentwickeln – und wie charakterisiert sich der Laufsportler und Fußballfan selbst? Fragen, die Thomas Huber im Interview freimütig beantwortet.
Zum ersten Gespräch im zweiten Stock des Allgäuer Medienzentrums sorgt die Januarsonne nicht nur für blauen Himmel, sie lässt auch die Allgäuer Gipfel in der Ferne durch die großen Fenster zum Greifen nah erscheinen. Ein guter Rahmen für ein Gespräch über persönliche Perspektiven.
Huber: "Das Allgäu als Region hat schon einen ganz besonderen Charme"
Herr Huber, woran haben Sie beim Stichwort Allgäu zuerst gedacht – an Kässpatzen, Klettersteige oder Königsschlösser?
Thomas Huber (lacht): Das gute Essen hier ist tatsächlich eines der ersten Dinge, die mir einfallen – und natürlich die Vielfalt der Region mit ihren tollen Bergen. Ich habe gelesen, dass es mehr als 600 Gipfel gibt, das war mir so nicht bewusst. Regensburg als Stadt ist super, aber das Allgäu als Region hat schon einen ganz besonderen Charme.
Sie waren im Urlaub schon mehrfach hier. Was verbinden Sie bislang mit dem Allgäu?
Huber: Allem voran natürlich das Skifahren und Wandern. Man hat ja zu jeder Jahreszeit tolle Freizeitmöglichkeiten hier. Worauf ich mich auch freue, sind schöne Laufrunden, etwa um die vielen Seen im Allgäu – da habe ich mir schon ein paar Ziele vorgenommen, bin aber dankbar für weitere Tipps. Ausdauersport ist übrigens eine gute Möglichkeit, um das Verbreitungsgebiet besser kennenzulernen . . .
Was ist bei Ihnen stärker ausgeprägt – Heimatliebe oder Reiselust?
Huber: Beides gehört zu mir – das empfinde ich auch nicht als Widerspruch. Ich bin im Grundsatz ein sehr geerdeter Mensch. Auf der anderen Seite schaue ich mir gern die Welt an. Darum steht bald eine Reise nach Dubai und in weitere Emirate am Persischen Golf an.
Huber: "Die Menschen im Allgäu empfinde ich als sehr offen und ungemein hilfsbereit"
Was sind Ihre Eindrücke nach den ersten Tagen im Allgäuer Medienzentrum?
Huber: Ich war ja in den vergangenen Wochen immer wieder hier, auch weil ich meine neue Wohnung in Haldenwang eingeräumt habe. Die Menschen im Allgäu empfinde ich als sehr offen und ungemein hilfsbereit, das kenne ich aus Regensburg so nicht. Das gilt auch für die bisherigen Begegnungen im Verlag, die waren durch die Bank extrem positiv.
Sie übernehmen das Haus fast ein Jahr nach dem plötzlichen Tod von Vorgänger Rolf Grummel – empfinden Sie das als besondere Herausforderung?
Huber: Das vergangene Jahr war für Mitarbeiter und Führungskräfte hier sicher nicht einfach. Andreas Barmettler, Reiner Elsinger und Michael Oberst haben aber als Interims-Geschäftsführer sehr gute Arbeit geleistet. Das macht mir den Einstieg jetzt deutlich leichter.
Lassen Sie uns über die Zukunft der Mediengruppe sprechen. Welche Ziele wollen Sie mit der Allgäuer Zeitung erreichen?
Huber: Zuallererst geht es jetzt darum, den Verlag intensiv kennenzulernen – die Struktur, die Organisation, aber auch die Menschen dort. Jede Region ist anders, darum ist es wichtig, auch das Allgäu vernünftig kennenzulernen. Dafür muss man sich Zeit geben. Eine zentrale Botschaft kann man in jedem Fall aber schon jetzt formulieren: An der Allgäuer Zeitung darf in der Region kein Weg vorbeiführen, weder für die Leser noch für die Werbekunden.
Huber: "Der Allgäuer Zeitungsverlag hat einen extrem guten Namen in der Region"
Was die Herausforderungen der Medienbranche angeht, unterscheidet sich das Allgäu ja aber nicht wesentlich von anderen Regionen . . .
Huber: Das stimmt. Abo-Rückgänge im Printbereich und umkämpfte Werbemärkte belasten alle Verlage in Deutschland. Man muss daher genau hinschauen, wie man sich für die Zukunft aufstellen will und was im Allgäu Sinn macht, etwa im Bereich neuer Geschäftsfelder. Das betrifft natürlich auch die digitalen Kanäle, die wir so bespielen müssen, dass es sich langfristig wirtschaftlich trägt. Sicher muss man auch mal Dinge ausprobieren. Wenn etwas nicht funktioniert, ist das weniger schlimm als gar nichts zu tun. Denn dann haben wir in ein paar Jahren ganz andere Schwierigkeiten.
Welche Rolle spielt dabei die etablierte Marke Allgäuer Zeitung?
Huber: Was ich schon in den ersten Tagen hier gelernt habe: Der Allgäuer Zeitungsverlag hat einen extrem guten Namen in der Region, auch als Arbeitgeber. Das müssen wir weiterhin nach außen tragen, auch das ist ein wichtiges Ziel.
Die digitale Transformation birgt ein enormes Spannungsfeld. Da gibt es das traditionelle Zeitungsgeschäft, das auch die nächsten Jahre die tragende Einnahmequelle für viele Verlage bilden wird. Und dann gibt es den digitalen Markt, der aktuell nur geringen Umsatz bringt. Wie kann man dieses Dilemma auflösen?
Huber: Wir werden in jedem Fall Spezialisten im digitalen Umfeld brauchen. Unser lokaler journalistischer Content, der ja unsere Stärke darstellt, ist ein wertvolles Gut. Da müssen wir einen Weg finden, dass Nutzer bereit sind, dafür angemessen zu bezahlen. Zwar lässt die Print-Reichweite nach, gleichzeitig steigen aber die digitalen Zugriffszahlen. Unsere Schlagkraft ist also weiterhin vorhanden. Man darf auch nicht vergessen, dass fast 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Bezug zur Zeitung haben, kein anderes Medium erreicht die Menschen so wie wir. Das müssen wir ausbauen, auch in Verbindung mit den starken Firmen, die wir in der Region haben.
Huber: "Es braucht Geschichten, die sich um die Menschen drehen"
Es gibt Verlage, die sich aus Kostengründen teilweise von ihrer gedruckten Ausgabe verabschiedet haben – wie beurteilen Sie das?
Huber: Das hängt stark von der Region ab. Diese Einzelfälle gibt es speziell im Osten Deutschlands, für uns sehe ich diese Entwicklung aktuell nicht. Nach wie vor hängen sehr viele unserer Leser an der gedruckten Zeitung, das wird sich auch so schnell nicht ändern. Ein großes Thema sind allerdings die enorm gestiegenen Zustellkosten. Wenn die Zustellung in einzelnen Bezirken dreimal soviel kostet, wie das Abo einbringt, muss man irgendwann reagieren. Eine Lösung kann da der Postversand oder der Wechsel zur digitalen Ausgabe sein.
Was macht für Sie guten Journalismus aus?
Huber: Da gehört in jedem Fall viel Ehrlichkeit und Präzision dazu, also gutes Handwerk. Und es braucht Geschichten, die sich um die Menschen drehen. Reine Nachrichten müssen natürlich auch zum Paket gehören, die sind aber eher austauschbar.
Wäre noch der Mensch Thomas Huber. Was für ein Typ sind Sie, wie charakterisieren Sie sich?
Huber: Ich kann in der Sache auch mal hart sein, man kann aber immer mit mir reden. Bei mir wird die Tür meistens offen sein. Und ich denke, dass man sich auf mich verlassen kann – ich kann mich auch in fünf Jahren noch daran erinnern, was ich gesagt habe. Ich werde übrigens regelmäßig durchs Haus gehen, um die Themen und Probleme der Mitarbeiter aus erster Hand mitzukriegen.
Huber: "Auch das Eishockey im Allgäu interessiert mich"
Sie waren früher aktiver Fußballer und konnten in Regensburg bis vor kurzem Spiele der Zweiten Bundesliga verfolgen. Im Allgäu ist derzeit bei der Regionalliga Schluss - bedauern Sie das?
Huber: Fußball finde ich nach wie vor einen tollen Sport, auch wenn meine aktive Zeit als Libero schon länger zurückliegt. Darum möchte ich auch künftig hin und wieder beim Jahn Regensburg vorbeischauen. Weil es beim Fußball aber immer auch um die Luft im Stadion, um die Leidenschaft auf dem Platz geht, werde ich mir sicher auch Allgäuer Spiele anschauen, etwa in Memmingen. Auch das Eishockey im Allgäu interessiert mich.
Wie tanken Sie in Ihrer Freizeit auf?
Huber: Ich gehe gern Laufen und probiere sportlich auch mal Neues aus – eine Zeitlang war ich sogar beim Kickboxen. Wegen meines Alters hatten da aber eher die anderen Spaß!
Wenn Sie die Wahl haben, wofür entscheiden Sie sich – für eine rasante Fahrt mit dem Alpsee-Coaster in Immenstadt oder für eine Musical-Aufführung im Festspielhaus Neuschwanstein?
Huber (lacht): Ich würde sagen: Erst die Fahrt im Coaster und danach geht’s ins Musical . . .