In einigen Bundesländern haben die Sommerferien bereits begonnen, in Bayern ist es bald soweit. Allgäuer Beherbergungsbetriebe verzeichnen eine starke Nachfrage, allerdings werden die Zahlen aus den vergangenen Jahren meist nicht erreicht.
- Buchungslage: Die meisten Hoteliers erwarten gute Sommermonate, „wir werden aber nicht so überrannt wie in den vergangenen zwei Jahren“, sagt beispielsweise Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Allgäu Top Hotels, zu denen über 80 Häuser gehören.
„In den meisten Unterkünften gibt es noch freie Zimmer“, bestätigt Armin Hollweck, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands im Oberallgäu. Was beide beobachten: Die Gäste buchen heuer kurzfristiger als sonst. „Viele haben eine abwartende Haltung bezüglich Corona. Auch gibt es offenbar eine generelle Vorsicht, was Investitionen angeht“, sagt Hollweck.
„Hinsichtlich der Auslastung können wir uns nicht beschweren, aber man merkt, dass Urlaub im Ausland wieder möglich ist“, fasst es Niko Spettmann, Marketingmanager des Allgäuer Berghofs in Gunzesried (Oberallgäu), zusammen. Ute Stegmann, Geschäftsführerin der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH, blickt ebenfalls positiv auf die Urlaubssaison. Ob die Zahlen aber an das Vor-Corona-Niveau heran reichen, könne sie jetzt noch nicht sagen. Lesen Sie auch: Wo sind all die Arbeitskräfte hin, die jetzt fehlen?
„Die Nachfrage nach Ferienwohnungen ist eingebrochen“, stellt dagegen Margret Hohberger fest. Sie ist Vorsitzende des Vereins „Gastgeber mit Herz“ , zu dem 140 Betriebe gehören. In allen Preiskategorien gebe es freie Wohnungen – lediglich dort, wo Hunde erlaubt sind, seien die Kapazitäten bereits erschöpft. Dafür gebe es einige Gründe: „Die einen wollen wieder ans Meer, die anderen sparen generell.“ Auch Margret Hohberger spricht von kurzfristigen Buchungen.
- Fachkräfte: Der Personalmangel in der Branche war bereits vor Corona ein großes Thema, während der Pandemie habe man zusätzlich etwa zehn Prozent der Fachkräfte verloren, sagt Wiedenmann. Laut Hollweck sind vor allem Minijobber in andere Bereiche abgewandert und hätten beispielsweise in Impf- oder Testzentren angeheuert. Viele hätten dort noch laufende Arbeitsverträge. Die ersten kehrten aber bereits wieder ins Gastgewerbe zurück – nicht zuletzt wegen des Trinkgelds.
Hollweck fordert außerdem, dass Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern schneller und unkomplizierter nach Deutschland kommen können sollten. „Es kann nicht sein, dass solches Personal an die Flughäfen geholt wird, damit die Deutschen ins Ausland reisen können, während die heimische Gastronomie Besucher abweisen muss, weil Arbeitskräfte fehlen. Wir wollen Gleichberechtigung.“ Ähnlich sieht es Margret Hohberger: „Uns fehlen zum Beispiel massiv Reinigungskräfte. Die Vermieter packen selbst samt Kindern und Großeltern an, um die Wohnungen sauber zu halten.“ Lesen Sie auch: Gastgewerbe Verlierer der Pandemie - Personal wandert in Handel ab
Für Andreas Eggensberger, Leiter des Biohotels Eggensberger in Hopfen am See, ist Personalmangel ein „kleineres Problem“. Er beobachtet aber, dass die Belastbarkeit und Ausdauer von Mitarbeitern nachgelassen habe. „Wir hatten unser Hotel im Lockdown elf Monate lang geschlossen und sind jetzt wieder voll im Einsatz“, dieses Hin und Her sei für alle belastend.
- Preise: Laut Hollweck wurden die Preise für die Gäste im Schnitt um fünf bis zehn Prozent erhöht: „Das musste sein, sonst können wir nicht mehr wirtschaftlich arbeiten.“ Neben den Energiekosten seine auch die meisten Waren teurer geworden: „Für ein Kilo Rinderfilet haben wir früher im Einkauf etwa 30 Euro bezahlt, jetzt sind es bis zu 50 Euro“, nennt er ein Beispiel.
Andreas Eggensberger rechnet heuer mit etwa 50.000 bis 60.000 Euro mehr Stromkosten: „Die höheren Zimmerpreise brauchen wir daher dringend.“ Anders bei den Ferienwohnungen: Nachdem diese oft über ein Jahr im Voraus gebucht würden, habe man die Preise nicht nachträglich anpassen können, erläutert Hohberger. „Viele haben auch Angst, dass noch weniger Gäste kommen, wenn sie ihre Unterkünfte jetzt teurer vermieten.“
- Corona: Auf mögliche Corona-Einschränkungen blickt Ute Stegmann vom Bodensee Tourismus mit leichten Bauchschmerzen. Mit einem Lockdown rechnet sie, genau wie die meisten anderen in der Branche, aber nicht. Auf eine Maskenpflicht und mögliche Zugangsbeschränkungen sei man vorbereitet, sagt Armin Hollweck: „Die Konzepte sind da und erprobt.“ Im Biohotel Eggensberger soll ein eigenes Testzentrum für das Personal helfen, Ausfälle im Team zu kompensieren. „Damit wir gut in den Herbst kommen“, sagt Eggensberger.
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