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Tragödie im Morgengrauen

Kempten

Tragödie im Morgengrauen

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    Leubastalbrücke A7 bei Heising
    Leubastalbrücke A7 bei Heising Foto: Matthias Becker

    Heute vor 45 Jahren ist beim Betonieren die Autobahnbrücke über den Leubas-Bach im Norden Kemptens eingestürzt. 22 Bauarbeiter wurden in die Tiefe gerissen. Drei von ihnen waren auf der Stelle tot, sechs starben später an den Folgen ihrer schweren Verletzungen.

    Es ist der 30. April 1974. In den Morgenstunden wird in das 30 Meter lange Mittelstück der künftigen A7-Brücke frischer Beton eingegossen. Um 6.45 Uhr sind bereits 140 Kubikmeter Beton eingefüllt, als die Konstruktion plötzlich zusammenbricht und 15 Meter tief ins Bachbett der Leubas stürzt. Zwei Arbeiter können sich an Eisenteilen festhalten, die anderen 22 Männer fallen mit hinunter und werden unter den Trümmern begraben.

    Es läuft eine der größten Rettungsaktionen an, die das Allgäu je gesehen hat. 800 Einsatzkräfte eilen zu der Unglücksstelle. Die Helfer können einige Bauarbeiter bergen. Drei Männer haben zudem großes Glück, weil sie zwar von den flüssigen Betonmassen verschüttet sind, jedoch in einer Luftblase überleben. Der Brückensturz fordert am Ende neun Tote: Drei deutsche Bauarbeiter sowie sechs damals so bezeichnete Gastarbeiter – vier aus der Türkei, ein Jugoslawe und ein Österreicher. Ihre Namen stehen auf einer Tafel, die heute unter der Brücke an einem Pfeiler angebracht ist.

    Dem Unglück folgt ein langes juristisches Nachspiel. Denn die Schuldfrage ist schwierig zu beantworten, Gutachten widersprechen sich. Im Dezember 1976 werden zwei Ingenieure von Münchner Baufirmen wegen fahrlässiger Tötung in neun und fahrlässiger Körperverletzung in sechs Fällen zu je acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie 9000 Mark (etwa 4500 Euro) bzw. 6000 Mark (knapp 3000 Euro) Geldstrafe verurteilt. Ein dritter Münchner Ingenieur muss 6000 Mark Strafe zahlen. Die Verteidigung geht in Revision, die jedoch im Januar 1978 vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe verworfen wird. Eine der beiden am Brückenbau in Leubas beteiligten Münchner Baufirmen meldete bald nach dem Unglück Insolvenz an.

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