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Trinkwasser im Allgäu: Hitze, Trockenheit, Grundwasser, Wasserpegel, Mangel, Sommer, Wasserversorgung

Wasserversorgung im Allgäu

Hat das Allgäu genug Trinkwasser? So wollen Gemeinden einem Mangel vorbeugen

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    In Hirschdorf, einem Ortsteil von Kempten, zeigt sich: Hitze und Trockenheit wirken sich auf die Region aus. Die Iller führt hier derzeit vergleichsweise wenig Wasser.
    In Hirschdorf, einem Ortsteil von Kempten, zeigt sich: Hitze und Trockenheit wirken sich auf die Region aus. Die Iller führt hier derzeit vergleichsweise wenig Wasser. Foto: Fotos: Martina Diemand

    „Der Grundwasserpegel ist flächendeckend niedrig“, sagt Karl Schindele, Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Kempten, das für das gesamte Allgäu zuständig ist. Damit sich etwas ändere, seien ein bis zwei Wochen ergiebiger Niederschlag nötig – das sei aber nicht in Sicht: „Es ist besorgniserregend.“ Aktuell sei die Wasserversorgung zwar gewährleistet, die Situation könne sich aber verschärfen. Auch mit Blick auf den Klimawandel rät Schindele, bei der Trinkwasser-Versorgung möglichst auf zwei Standbeine zu setzen: auf lokale Quellen und die Fernwasser-Versorgung.

    Acht Milliarden Liter Wasser pro Jahr

    In Bayern gibt es elf Fernwasser-Zweckverbände – allerdings nur einen im Allgäu. Zum Zweckverband „Fernwasserversorgung Oberes Allgäu“ (fwoa) gehören die Landkreise Lindau und Oberallgäu, die Städte Immenstadt, Kempten und Sonthofen sowie 18 weitere Märkte und Gemeinden im Ober- und Westallgäu (siehe Infokasten). Die fwoa entnimmt ihr Trink- und Brauchwasser aus Grundwasser-Vorkommen im Illertal und Ostrachtal südlich und nördlich von Sonthofen. Sorgen um die Pegelstände macht sich Geschäftsführer Markus Spetlak nicht: „Sie sind im normalen Bereich und aus den Bergen kommt kontinuierlich Nachschub.“ Derzeit fördere man etwa acht Milliarden Liter Wasser pro Jahr, erlaubt seien 12,4 Milliarden Liter. Und auch dann sei das Vorkommen noch nicht erschöpft.

    Zwischenzeitlich wurde laut Spetlak beschlossen, dass der Verband nicht weiter wachsen soll. Mit dem Klimawandel verändere sich allerdings die Situation: „Es gibt immer wieder Anfragen von Gemeinden, die ihre Wasserversorgung für die Zukunft sichern wollen.“ Dann werde zunächst geprüft, ob der Ort wirklich keine Möglichkeit hat, selbst an mehr Wasser zu kommen: „Wir sind nur der Notanker.“ Auch könne aus technischen Gründen nicht jeder dabei sein. „Wenn unsere nächste Anlage drei bis vier Kilometer entfernt ist, ist ein Anschluss schon nicht mehr sinnvoll“, erläutert Spetlak. Wer sich dem Verband anschließen wolle, müsse außerdem dauerhaft bestimmte Mengen Wasser abnehmen. Dennoch gebe es immer einen Puffer für Notfälle.

    Versorgung mit Tanklaster

    Von der Fernwasser-Versorgung profitiert mittlerweile auch Wiggensbach im Oberallgäu indirekt. Der Ort musste 2018 teils über Tanklaster mit Wasser versorgt werden, weil die zwei lokalen Quellen nicht mehr genug hergaben. 2021 hat die Gemeinde laut Bauamtsleiter Markus Bornschlegel für mehr als eine Million Euro eine frühere Verbindung zur Nachbargemeinde Buchenberg neu gebaut. Diese ist wiederum Mitglied beim Fernwasser-Zweckverband. „Über die Verbundleitung könnten wir im Notfall auch größere Mengen beziehen“, sagt Bornschlegel. Aktuell sei das aber nicht nötig.

    Die Oberallgäuer Gemeinde Wiggensbach kann sich derzeit – anders als 2018 – selbst mit Wasser versorgen. Wasserwart Otto Haggenmüller hat die Mengen im Hochbehälter stets im Blick.
    Die Oberallgäuer Gemeinde Wiggensbach kann sich derzeit – anders als 2018 – selbst mit Wasser versorgen. Wasserwart Otto Haggenmüller hat die Mengen im Hochbehälter stets im Blick. Foto: Martina Diemand

    Probleme mit der TrinkwasserVersorgung gab es 2018 auch im Ostallgäuer Aitrang. Dort wurde daraufhin eine Notversorgung über eine alte Quelle eingerichtet. „Es gab einst Pläne, den Brunnen zu verfüllen. Das wäre rückblickend ein Desaster gewesen“, sagt Bürgermeister Michael Hailand. Er könnte sich vorstellen, dass in den kommenden Wochen Wasser über die alte Quelle bezogen werden muss. Die Qualität jedenfalls sei gut, das zeigten Proben.

    "Gute Rahmenbedingungen"

    Caroline Moser, Leiterin des Städtischen Wasserwerks in Kaufbeuren, macht sich ebenfalls keine Sorgen ums Trinkwasser. Die Stadt versorge nicht nur sich selbst, sondern auch zwei umliegende Gemeinden. Zudem bestehen laut Moser Kooperationen mit weiteren Kommunen. Auch was den Grundwasserspiegel angeht, ist sie zuversichtlich: Dieser hänge in erster Linie von Witterungsverhältnissen und geologischen Faktoren wie der Durchlässigkeit der Bodenschichten ab. „Diese Rahmenbedingungen sind im Allgäu besser als in anderen Teilen Deutschlands.“

    Doch auch wenn das Wasser derzeit noch relativ problemlos aus der Leitung fließt, raten die Experten zum Sparen. „Wasser ist eine immer wichtiger werdende Ressource, mit der wir bedacht umgehen sollten“, sagt Spetlak.

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