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Typisierungsaktion für Baby in Memmingen-Volkratshofen

Schwerkrankes Kind

Mehr als 500 Menschen wollen Selma das Leben retten

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    Viele Menschen gaben in Volkratshofen Proben ab in der Hoffnung, der zwei Monate alten und schwer erkrankten Selma helfen zu können. Auf unserem Bild vorn von links: Luca Richter, Hannah Küchle und Dominik Fleischer, ganz rechts Jaqueline Hefele vom Organisationsteam. Dem gehörte auch Gerd Brückner an, der dahinter steht.
    Viele Menschen gaben in Volkratshofen Proben ab in der Hoffnung, der zwei Monate alten und schwer erkrankten Selma helfen zu können. Auf unserem Bild vorn von links: Luca Richter, Hannah Küchle und Dominik Fleischer, ganz rechts Jaqueline Hefele vom Organisationsteam. Dem gehörte auch Gerd Brückner an, der dahinter steht. Foto: Ralf Lienert

    Vor gut zwei Monaten hat die kleine Selma aus Memmingen das Licht der Welt erblickt. Wegen einer sehr seltenen Stoffwechselstörung ist das Mädchen jedoch seit seiner Geburt schwer erkrankt und extrem lichtempfindlich. Die einzig erfolgreiche Therapieform zur Bekämpfung der Bluterkrankung könnte eine Stammzellenspende sein. Mit Unterstützung von Freunden, Bekannten und örtlichen Vereinen hatten die Eltern deshalb für Sonntag eine Typisierungsaktion initiiert, um einen genetischen Zwilling für Selma zu finden.

    Schon kurz vor Beginn der vierstündigen Registrierungsaktion kommen die ersten Besucher in die Turnhalle im Ortsteil Volkratshofen. Die Organisation hatten der örtliche Sportverein, die Landjugend und die Stadtteilfeuerwehr auf die Beine gestellt. Bereits nach einer Stunde zeichnet sich ab, dass die Aktion ein überwältigendes Echo finden wird. Iris und Christian Schuster zum Beispiel sind gekommen, weil ihnen das Schicksal der kleinen Selma nahe geht und sie selbst zwei Kinder haben. Familienvater Peter Kröling engagiert sich ehrenamtlich bei der Feuerwehr und den Memminger Johannitern und hofft ebenfalls, dass ein passender Spender gefunden wird.

    Stammzellen als Lebensretter

    Stammzellen sind für die Blutbildung zuständig und befinden sich im Knochenmark und in geringerer Konzentration auch im Blut selbst. Bei bestimmten Bluterkrankungen sei die Stammzellenspende die einzig erfolgversprechende Therapie, sagt der Chefarzt der Memminger Kinderklinik, Prof. Dr. David Frommhold. Damit die fremden Stammzellen nach einer Transplantation nicht abgestoßen werden, müssen die genetischen Merkmale von Patienten und Spendern so weit wie möglich übereinstimmen. Während einer Typisierungsaktion wird durch Wangenabstriche genetisches Material gewonnen, das in einem Labor untersucht wird. Danach werden die Daten in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gespeichert. Seit ihrem Bestehen hat die gemeinnützige Organisation weltweit mehr als 120.000 Stammzellspenden vermittelt.

    Hoffnung für Selma

    Ein Beispiel, das auch für die kleine Selma Hoffnung macht, ist der 36-jährige Philipp Matzig aus Trunkelsberg bei Memmingen. Vor sechs Jahren ließ er sich während seines Studiums als möglicher Spender registrieren. Ein halbes Jahr später kam der Anruf der DKMS mit der Bitte um eine Bestätigungstypisierung. Dabei werden zur Bestätitigung erneut die genetischen Merkmale abgeglichen. So soll sichergestellt werden, dass sie wirklich mit denen des Patienten übereinstimmen. Kurz darauf wurden Philipp Matzig in einer halbtägigen Sitzung Stammzellen über einen Zugang in seiner Armvene entnommen. Das Ergebnis: alles passt. So erfolgte bei dem gleichaltrigen Empfänger schnell die Stammzellentransplantation. Der war dadurch bald vollständig geheilt. Lesen Sie auch: Plötzlich Stammzellenspender: Wir sind uns fremd, ich helfe dir

    Mehr als 500 Teilnehmer

    „Es ist einfach ein gutes Gefühl, einem anderen Menschen in einer aussichtslosen Lage helfen zu können“, sagt Philipp Matzig. Die gleiche Erfahrung machte Emilie Ehof aus Rosenheim, die zwei Jahre nach ihrer Registrierung Stammzellen an einen kleinen Jungen spendete. Seither engagiert sie sich ehrenamtlich in der DKMS und begleitet fachlich die Registrierungsaktion in Volkratshofen. Gerd Brückner vom Organisationsteam ist beeindruckt über die Hilfsbereitschaft der Menschen. Am Ende sind es am Sonntag über 500 Teilnehmer im Alter von 17 bis 55 Jahren, die neu registriert werden.

    Zum Ende hin gehen sogar die bereitgestellten Entnahmesets aus, was durch eine Online-Registrierung über die Homepage der DKMS abgefangen werden kann. Durch ihren Wangenabstrich haben alle ein starkes Signal gesendet: für eine mitfühlende Gesellschaft und für die kleine Selma.

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