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Ukraine-Krieg: Folgen für das Allgäu - Gas, Benzin, Holz, Flugverkehr

Wirtschaft

Wie sich der Ukraine-Krieg auf das Allgäu auswirkt

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    Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf die Allgäuer Wirtschaft aus – allerdings unterschiedlich stark. So droht bei Holz offenbar keine Preissteigerung, im Gegensatz zu Gas und Öl.
    Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf die Allgäuer Wirtschaft aus – allerdings unterschiedlich stark. So droht bei Holz offenbar keine Preissteigerung, im Gegensatz zu Gas und Öl. Foto: Matthias Becker (Symbolbild)

    Russland greift die Ukraine an: Die Folgen der militärischen Auseinandersetzung werden weltweit spürbar sein – auch im Allgäu. Viele Unternehmen aus der Region sind geschäftlich in zumindest einem der beiden Länder aktiv. Vom Allgäu Airport aus heben keine Flugzeuge mehr ins Kriegsgebiet ab. Auch steigende Energiepreise werden befürchtet.

    • Lebensmittel-Produzenten: Für die Käserei Hochland aus Heimenkirch im Westallgäu ist Russland der mit Abstand bedeutendste Markt außerhalb Deutschlands. Eine Sprecherin des Unternehmens sagt: „Weitgehende westliche Sanktionen würden definitiv das Tagesgeschäft erschweren.“ Die Molkerei Ehrmann aus Oberschönegg (Kreis Unterallgäu) produziert an zwei Standorten in Russland für den dortigen Markt. „Aktuell haben wir keine Einschränkungen“, heißt es.
    • Industrie: Weitere Preissteigerungen erwartet Dr. Albert Schultz, Chef von Magnet-Schultz in Memmingen, als Folge des Konflikts: „Insbesondere im Energiesektor.“ Auf höhere Kosten für Energie und Rohstoffe stellt man sich auch bei Mayr Antriebstechnik in Mauerstetten (Kreis Ostallgäu) ein. Speziell bei Stahl sehe man Engpässe kommen, sagt Geschäftsführer Günther Klingler. Mayr Antriebstechnik pflege seit vielen Jahren gute Verbindungen zu Kunden in Russland, aber auch in verschiedene Nachbarstaaten. Das Unternehmen befürchte nun, dass sich der Krieg negativ auf diese Beziehungen auswirkt, sagt Klingler. Die Stabilität der Mayr Antriebstechnik sei deswegen aber nicht gefährdet.
    • Energie: Tiefer in die Tasche greifen müssen die Kunden wohl beim Tanken, aber auch beim Heizöl. „Bereits seit Montag steigen die Einkaufspreise. Pro Liter Heizöl beispielsweise um bis zu zehn Cent“, sagt Christine Keslar-Tunder, geschäftsführende Gesellschafterin der Kemptener Firma Keslar, die unter anderem zehn Tankstellen betreibt. Lieferengpässe befürchtet sie jedoch nicht: „Wir haben Verträge, die uns feste Mengen zusichern.“ Dennoch habe das Unternehmen die Bestände sicherheitshalber aufgestockt.
    • Allgäu Airport: Die Fluggesellschaft Ryanair hat nach Angaben des Flughafens vermeldet, alle Ukraine-Flüge zunächst für 14 Tage auszusetzen. Auch Wizzair hat alle dorthin geplanten Flüge gestrichen. Der bislang letzte Flug aus der Ukraine ins Allgäu landete am Mittwoch am Flughafen Memmingen.
    • Logistik: Der Konflikt werde auch „substanzielle Auswirkungen auf die Lieferketten im Osten Europas haben“, warnt Dachser-Vorstandschef Burkhard Eling. An erster Stelle stehe nun die Sicherheit aller Fahrerinnen und Fahrer: Der Allgäuer Logistikkonzern verhängte einen sofortigen Übernahme- und Verladestopp für alle Sendungen in die Ukraine. Dort unterhält Dachser keine eigene Niederlassung, in Russland schon. An sieben Standorten sind dort 160 Menschen beschäftigt, im Jahr 2020 wickelte Dachser Russia etwa 17.000 Sendungen ab und erzielte einen Umsatz von 21,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Gesamtumsatz lag 2020 bei 5,6 Milliarden Euro, insgesamt wurden 78,6 Millionen Sendungen abgewickelt.
    • Holz: Laut Industrie- und Handelskammer Schwaben zählt Holz zu den wichtigen Importgütern aus Russland. Drohen hier steigende Kosten? „Der Konflikt dürfte sich bei uns im Allgäu kaum auf die Preise auswirken“, sagt Hugo Wirthensohn, Vorsitzender des Holzforums Allgäu. Obwohl die Nachfrage derzeit größer als das Angebot sei. Doch man habe eher ein Verteilungsproblem, auch 2021 sei eigentlich genügend Holz da gewesen. Russisches Holz spielt dem Experten zufolge auf dem Markt eine untergeordnete Rolle. Mit der Firma Ilim, die einen Standort in Landsberg am Lech unterhält, sei auch ein russischer Konzern in der Region aktiv. „In der derzeitigen Situation bin ich dafür, Ilim nicht mehr mit Allgäuer Holz zu beliefern, um dadurch Russland nicht indirekt zu unterstützen.“
    • Brauereien: Für Brauereien ist Russland nach Angaben des Bayerischen Brauerbundes das zweitwichtigste Exportland. Auch mittelständische Betriebe liefern ihre Waren dorthin. Die Exportmenge aus Bayern betrug demnach 2021 über 900.000 Hektoliter. „Wir haben Kunden in Russland und an sich war das immer ein guter Markt“, sagt beispielsweise Kilian Stückler, Geschäftsführer von Hirschbräu in Sonthofen. Wie sich der Krieg auf die Geschäfte auswirke, könne man noch nicht abschätzen. „Wir behalten den Markt im Auge und warten ab, ob und welche Einschränkungen es geben wird.“ Die Meckatzer Brauerei in Heimenkirch hat keine Geschäftsbeziehungen nach Russland – obwohl es laut Geschäftsführer Michael Weiß Anfragen gegeben habe. Aus wirtschaftlicher Sicht sorgt er sich eher um die generelle Gas-Versorgung.

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