Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Umweltschützer vs. Landwirte: Sollte der Abschuss von Wölfen erleichtert werden?

Pro und Contra

Sollte der Abschuss von Wölfen erleichtert werden?

    • |
    • |
    • |
    In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich. Bisher genießen Wölfe einen hohen Schutzstatus.
    In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich. Bisher genießen Wölfe einen hohen Schutzstatus. Foto: Christian Charisius, dpa

    Die Zahl der Wölfe in Deutschland wächst - und immer mehr Weidetiere werden gerissen. Der Bundesrat macht deshalb Druck auf die Bundesregierung, den Abschuss von Wölfen zu erleichtern. Aber den Wolf zur Jagd freigeben? Ein Pro und Contra.

    Pro: Landwirte dürfen mit dem Problem nicht allein gelassen werden

    Der Wolf hat es in Europa nicht leicht. Zuerst wird er bis zum Aussterben bejagt und in Märchen als Bösewicht mit Wackersteinen befüllt. Und jetzt, wo sich die Bestände erholen, muss er für den Kulturkampf zwischen Stadt und Land herhalten. Auf Bauernhöfen gehisste Banner träumen von wolfsfreien Regionen, anderswo schreitet manch einer selbst mit der Flinte zur kriminellen Tat. Auf der anderen Seite stehen Stadtmenschen: Die lieben die Natur meist aus sicherer Entfernung und erwarten von der Landwirtschaft, sich schon irgendwie mit dem Wolf zu arrangieren.

    Beides, die Selbstjustiz und die romantische Verklärung, schaden dem Wolf. Er ist gekommen, um zu bleiben. Aber damit sein Bleiben funktioniert, braucht es Regeln. Landwirte müssen sich darauf verlassen können, dass sich jemand kümmert, sobald zu viele Schafe auf den Weiden gerissen werden, die Herdenschutzmaßnahmen nicht greifen und Wölfe in Siedlungsnähe ihre Scheu verlieren.

    Wenn Menschen auf dem Land mit diesen Problemen allein gelassen werden, wachsen Zorn und Unverständnis gegenüber dem Wolf und die Debatte wird noch polarisierter. Die EU hat kürzlich beschlossen, die Wolfsjagd zu erleichtern. Köchelt die Stimmung weiter, könnten sich noch rigorosere Positionen durchsetzen.

    Auf das einzelne Tier kommt es aus ökologischer Sich ohnehin nicht an. Umgekehrt kann ein problematisches Tier aber sehr wohl das Image einer gesamten Spezies beschädigen. Die Problemwölfe zu entnehmen, könnte den Konflikt befrieden und die Akzeptanz des Wolfes steigern. Dann kann er wieder in Ruhe durch die Wälder streifen. Ohne zur nächsten Schlagzeile zu werden. . (Veronika Ellecosta)

    Contra: Für den Menschen ist der Wolf normalerweise keine Gefahr

    Es war einmal, denn so fangen alle Märchen an, ein wildes Tier aus dem Wald. Blutdürstig ging es auf Raubzug, verschlang im Tagesschnitt drei kleine Schweinchen und eine mittelgroße Großmutter – und so erzählten sich die Menschen bald Schauerfabeln von der Kreatur. Bis heute. 2025, man zitiert jetzt wieder die Brüder Grimm und ist sich einig: Der Wolf muss weg! Und zwar mit der Flinte! Ja, leider, aber es ist alternativlos. Und so erlebt das alte Märchen eine Neuauflage – mit einem Mangel an Demut vor der Freiheit der Natur, und einem Mangel an Gefühl für die reale Gefahr.

    Vorweg: Verständnis für Betroffene! Es muss für Landwirte der grausamste Anblick sein, wenn ein Wolf über Nacht eine Herde zerfetzt. Der Schaden ist brutal. Aber statt sofort zum Gewehr zu greifen, wie wäre es, mehr in Schutz und Ideen zu investieren? Höhere, stärkere Elektroschutzzäune wären ein Anfang. Dabei müsste die Politik den Schäfern helfen und Sicherheit noch viel intensiver fördern.

    Denn im Schlagzeilen-Gefecht ist der Wolf sonst ein armer Hund. Rotkäppchen? Sicherheitsabstand wahren, ein Wolf ist ein Wildtier – aber im Regelfall keine Gefahr für Menschen. Wildschweine dagegen greifen Jäger, Jogger, Pilzsammler an, teils lebensgefährlich, und dennoch akzeptiert der Mensch die Sau im Wald als naturgegeben ... ja, weil sie gut schmeckt? Kann das sein? Da hat der Wolf Pech im Image-Vergleich: Für den Menschen ist er ohne Nutzen oder Verwertbarkeit. Und ist es nicht genau deshalb eine gute Nachricht, dass mit ihm ein Stück verdrängte, völlig freie Natur zurückkehrt? Das Tier ist scheu, es meidet die Zivilisation und weiß wohl, warum. „Homo homini lupus“, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – in diesem Fall ist der Mensch dem Wolf ein Wolf. (Veronika Lintner)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden