Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Unternehmen gründen: Tipps für Startup im Allgäu - Kosten, Fehler, Gewinn, Kalkulation

Unternehmen gründen im Allgäu

Im Allgäu werden so viel Unternehmen gegründet wie nie zuvor - Doch wie viele werden überleben?

    • |
    • |
    Im Allgäu wurden im ersten Halbjahr soviel Unternehmen gegründet wie wohl nie zuvor. Entscheidend ist laut Experten jedoch, ob sich die Firmen langfristig halten können.
    Im Allgäu wurden im ersten Halbjahr soviel Unternehmen gegründet wie wohl nie zuvor. Entscheidend ist laut Experten jedoch, ob sich die Firmen langfristig halten können. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

    Im Allgäu werden so viele Unternehmen gegründet wie wohl nie zuvor. 2712 Neugründungen gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Das sind 18,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2020, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. Schon im Vorjahr war die Zahl der Neugründungen überdurchschnittlich hoch.

    Als Grund für die Zunahme vermuten Experten die Corona-Krise: „Viele Menschen wollen sich ein zweites Standbein aufbauen oder komplett selbstständig machen. Auch die Kurzarbeit in vielen Unternehmen spielte eine Rolle. Arbeitnehmer hatten dadurch mehr Zeit, eigene Projekte oder Pläne zu verwirklichen“, sagt IHK-Gründundungsberater Gerhard Remmele.

    Allerdings warnt er mit Blick auf verschiedene Studien vor überzogenen Erwartungen. „Statistisch gesehen überleben etwa die Hälfte der Unternehmen die ersten fünf Jahre nicht.“

    Firma gründen: Die Euphorie ist oftmals schnell dahin

    Tolle Geschäftsidee, rascher Erfolg - und bald Millionen auf dem Konto: Wer ein Unternehmen gründet, träumt meist vom großen Durchbruch. In der Realität sind die Aussichten freilich bescheiden. „Das ist ähnlich wie beim Fußball. Nur die allerwenigsten landen beim FC Bayern. Ein paar andere können noch sehr gut oder gut vom Fußball leben.

    Der Großteil wird dagegen im Amateurbereich bleiben, wo hie und da noch ein paar hundert Euro gezahlt werden“, sagt Remmele. Eine realistische Einschätzung sei wichtig, um sich gerade zu Beginn nicht finanziell zu übernehmen oder gar zu ruinieren. „Besser ist es, lieber zwei Monate länger zu planen und moderat starten“, empfiehlt er.

    (Lesen Sie auch: In diesem Allgäuer Institut forschen etwa 100 Menschen am Auto der Zukunft)

    Dieser Devise folgen die meisten Gründer und Gründerinnen im Allgäu: Etwa zwei Drittel führen ihre Unternehmung im Nebenerwerb. Vor allem im Bereich der Dienstleistungen sehen Allgäuer Gründer ihre Zukunft.

    „Die Palette reicht von der IT-Beraterin, über den Persönlichkeitscoach bis hin zum Hausmeister“, sagt Remmele. Auch im (Online-)Handel versuchen sich viele Allgäuer zu etablieren. Jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau ins Leben gerufen. Egal ob männlich oder weiblich: Anfangs sei die Euphorie oftmals groß. „Wenn die ersten Aufträge kommen, denken viele, sie hätten es geschafft“, hat Remmele beobachtet. Doch entscheidend sei der langfristige Erfolg.

    Sebastian Kern (rechts) gehört mit Fabian Geyern und Julika Ritter zu den "Spatz"-Gründern: Der 37-Jährige Hochschul-Dozenz hat schon zahlreiche Unternehmen gegründet.
    Sebastian Kern (rechts) gehört mit Fabian Geyern und Julika Ritter zu den "Spatz"-Gründern: Der 37-Jährige Hochschul-Dozenz hat schon zahlreiche Unternehmen gegründet. Foto: Ralf Lienert

    Startup-Gründung: Hochschul-Dozent warnt vor strategischen Fehlern - Das sollten Gründer beachten

    Das weiß auch Sebastian Kern, Dozent für Unternehmensgründungen an der Hochschule Kempten: „Einer der größten Fehler ist, dass nicht strategisch auf mindestens zwei Jahre gedacht wird“, sagt der 37-Jährige. Er rät angehenden Unternehmern und Unternehmerinnen, früh den Kontakt zu Profis zu suchen und sich gegebenenfalls einen Partner ins Boot zu holen.

    „Allein verzettelt man sich leicht.“ Im Team sei es oft leichter voran zu kommen. „Wenn sich ein stiller Software-Entwickler und eine Rampensau für Vertrieb und Marketing zusammenfinden, ist das eine ideale Kombination.“ Clever sei es, gerade am Anfang lieber viel Zeit als viel Kapital zu investieren. „Man muss klar im Kopf haben: Nicht jede Idee wird aufgehen“, sagt er. „Scheitern gehört dazu!“

    (Lesen Sie auch: Die Kohlekumpels – Kemptener Start-up setzt sich für nachhaltige Landwirtschaft ein)

    Wer nach einem Misserfolg keine hohen Schulden hat, traue sich eine weitere Gründung eher zu. „Und in die fließen dann all die gemachten Erfahrungen ein“, sagt Kern, der vor acht Jahren mit Dominik Haßelkuss und Marc Münster das Allgäuer Vorzeige-Startup „Gastfreund“ (heute 100 Mitarbeiter) aus der Taufe hob. Insgesamt blickt er auf die Erfahrung von 14 Unternehmensgründungen (teils mit Partnern, teils allein) zurück.

    „Eine handvoll davon ging nicht auf“, sagt er offen und fügt schmunzelnd hinzu. „Das ist wie bei gescheiterten Beziehungen: Meistens gibt es nicht den einen Grund, sondern mehrere Gründe.“ Aktuell zählt Kern zu den drei Gründern des Kässpatzen-Restaurants „Spatz“ in Kempten. Der Start verlief vielversprechend. Ob der „Spatz“ dauerhaft zum Höhenflug ansetzt, wird sich zeigen.

    Genau wie bei allen anderen neu gegründeten Unternehmen im Allgäu.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden