Kempten ist die deutsche Blitzhauptstadt 2022. An keinem Ort im Land gab es im vergangenen Jahr mehr Blitze pro Quadratkilometer als dort. Doch die Meldungen über Blitzeinschläge häufen sich in der gesamten Region. Was Experten aus dem Allgäu zum Blitzschutz an Wohnhäusern sagen.
Muss ich an meinem Haus im Allgäu einen Blitzschutz haben?
Palta Başar, der Inhaber von Blitzschutz Allgäu aus Kaufbeuren, sagt: "Nein, nicht jedes Haus muss einen Blitzschutz haben. Die VdS 2010 beschreibt, wo der Schutz vorgeschrieben oder empfohlen wird." (Anm. d. Red.: Der Gesamtverband der Versicherer fasst in dieser Richtlinie zusammen, wie ein Gebäude vor Blitzeinschlägen geschützt werden soll.). "Privatleute haben keine Auflage", erklärt Başar, "hier geht es um den Eigenschutz."
Neben den normalen Wohngebäuden gebe es aber einige Gebäude, die mehr gefährdet seien als andere, sagt Jürgen Haux von der Versicherungskammer Bayern. Er nennt Gebäude, bei denen ein Blitzableiter Pflicht ist: "Alte Gebäude mit einem Dach aus Holz oder Stroh, Häuser mit einer Höhe über 20 Metern oder solche, die freistehend auf Bergkuppen erbaut sind."
- Passend zum Thema: Die meisten Blitze in Deutschland gab es 2022 in Kempten
Geht ein Blitzableiter kaputt?
"Rein theoretisch kann ein Blitzschutz kaputt gehen", ergänzt Manfred Kunisch, der Inhaber von Kunisch Blitzschutz aus Marktoberdorf, "aber er übersteht mehrere Einschläge."
Başar beschreibt die Bauweise eines Blitzschutzes: "Bei einem Blitzschutz haben wir metallische Verbindungen. Dort kann es immer zu Korrosionen kommen." Das hänge von mehreren Einflüssen, wie der Witterung, ab. Ein Blitzschutz werde durch die Sonneneinstrahlung ebenso wie durch Eisbildung beansprucht. Dabei käme es immer wieder zur Längenausdehnung des Materials, das sich anschließend wieder zusammenziehen würde.
"Weil der Blitzschutz dadurch ständig beansprucht wird, kommt es irgendwann zu Schäden, die behoben werden müssen." Alle zwei Jahre müsse der Blitzableiter deshalb einer Sichtprüfung und alle vier Jahre einer vollständigen Prüfung unterzogen werden.
Die Feuerwehr Kempten weist darauf hin, dass der Ableiter intakt sein muss: "Es kommt immer wieder vor, dass der Ableiter weggerissen wurde oder nicht richtig befestigt ist", sagt Werner Wittmann von der Feuerwehr Kempten.
Kann ein Haus trotz Blitzschutz anfangen zu brennen?
"Ja, es besteht ein geringes Risiko, dass ein Haus mit Blitzschutz anfängt zu brennen", sagt der Blitzschutz-Experte aus Marktoberdorf. Sei ein Blitz zu schwach, könne er die Anlage nicht finden. Bei einem zu starken Blitzeinschlag könne die Schutzanlage überlasten. Das Risiko betrage aber nur wenige Prozent. Fast 90 Prozent Sicherheit biete ein Blitzableiter.
"Die Anlage soll den Schaden an Gebäuden, Menschen und Tieren verringern. Sie verhindert den Schadensfall aber nicht, sondern reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Haus beschädigt wird", sagt Başar aus Kaufbeuren. Wichtig sei, dass die Anlage richtig ausgelegt sei und regelmäßig gewartet werde.
Haux von der Versicherungskammer Bayern beschreibt einen Blitzschutz als Hilfsmittel, um einen möglichen Einschlag "abzuleiten". Eine Garantie, einen
, gebe es aber nicht.So können sich Eigentümer und Menschen im Allgäu schützen
Kunisch erklärt, was für den zukünftigen Blitzschutz hilfreich sei: "Bei Neubauten sollten Anschlussmöglichkeiten an der Erdungsanlage für einen Blitzschutz gelegt werden. Das ist ein kleiner Aufwand" Möchten Eigentümer dann später den Schutz an ihrem Haus nachrüsten, spare das enorme Kosten.
Wittmann von der Feuerwehr Kempten rät: "
, sollte sich ins Auto setzen oder im Haus bleiben."Alle Neuigkeiten aus dem Allgäu lesen Sie immer hier.