Contra, Andreas Berger:
Für Themen wie Demokratie, Freiheit, Menschenwürde? Das ist, als würde man einmal pro Woche 15 Minuten lang über Philosophie sprechen. Oder über Quantenphysik. Was bleibt da hängen? Vermutlich nicht allzu viel.Unsere Verfassung ist bereits Thema im Unterricht, in verschiedenen Fächern wie Deutsch, Geschichte sowie Politik und Gesellschaft. Dass sich Schüler gezielt noch intensiver damit befassen sollen, ist aber absolut richtig. In Zeiten, in denen Demokratien bröckeln, selbst innerhalb Europas, müssen wir das hohe Gut unseres Grundgesetzes wieder mehr zu schätzen wissen, um es bewahren zu können.
Denn auch in Deutschland gibt es Kräfte, denen unsere Verfassung ein Dorn im Auge ist. Doch diese bildet die Grundlage für ein freiheitliches Leben. Für ein friedliches Zusammenleben. Und dies sollte mindestens genauso wichtig sein wie Mathematik, Deutsch und Physik.
Pro, Felix Futschik: Eine Viertelstunde pro Woche für das Grundgesetz und die Bayerische Verfassung. Im ersten Moment klingt das nach übertriebenem Aktionismus der Politik, um wenigstens irgendetwas gegen das Erstarken extremer politischer Positionen zu tun. Auf den zweiten Blick stecken in diesen 15 Minuten aber riesige Chancen. Die Schülerinnen und Schüler werden regelmäßig an den hohen Wert des Grundgesetzes erinnert. Lehrkräfte zeigen ihnen auf, was die Artikel für den Alltag in unserer Demokratie bedeuten, die vor allem in diesen Zeiten geschützt werden muss.
Außerdem sind Schülerinnen und Schüler auch Multiplikatoren. Was sie in der Schule lernen, tragen sie ins Elternhaus und in den Freundeskreis hinein. Im besten Fall wird dort über das Gelernte gesprochen oder sogar angeregt diskutiert. Und mit Blick auf die immer wieder auflodernde und an Populismus grenzende Leitkultur-Debatte bietet die Verfassungsviertelstunde eine Alternative mit anderen Akzenten.