Die gute Nachricht: Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Personen ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr auf ein Allzeittief gesunken – um vier auf nun 37 zwischen Lindau und Buchloe sowie Neu-Ulm und Oberstdorf. Die schlechte Nachricht: Der Anteil der getöteten Fahrrad- und Motorradfahrer stieg von 16 auf 23 und macht nun zwei Drittel aus, sagt Dominikus Stadler, Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten.
- Unfallursache: Dabei hätten die „ungeschützten Verkehrsteilnehmer“, wie die Polizei diese Gruppe nennt, vielfach die Unfälle selbst verursacht. Als Hauptgründe nennt Stadler „nicht angepasste Geschwindigkeit“, aber auch Alkohol und „Geisterradeln“ – also das Nutzen von Radwegen in der falschen Fahrtrichtung. Insgesamt wurden bei Verkehrsunfällen im vergangenen Jahr 391 Radfahrer und 152 Motorradfahrer schwer verletzt. Ihr Anteil an den Schwerverletzten im Straßenverkehr beträgt damit rund 58 Prozent.
- Gegenmaßnahmen: Durch „entsprechende Kontrollen“ will die Polizei die Verkehrsteilnehmer „zu einer rechtstreuen und damit sicheren Verkehrsteilnahme“ anhalten. Die Kontrollgruppe „Motorrad“, die in Kürze in ihre fünfte Saison startet, soll den Schwerpunkt auf „Fehlverhalten“ setzen, beispielsweise zu schnelles Fahren oder Überholen trotz Überholverbot. Für die Radfahrenden kommen an den Brennpunkten die neu ausgerüsteten Fahrradstreifen der örtlichen Polizeiinspektionen zum Einsatz. Dort im Fokus: Radeln entgegen der Fahrtrichtung oder Handynutzung.
- Prävention: Neben Kontrollen sei auch die Prävention als weiteres wichtiges Standbein der Verkehrssicherheitsarbeit von hoher Bedeutung, erklärt Stadler. Dieser Aufklärungsarbeit richtet sich besonders an die Pedelecfahrer, die neu auf dieses Verkehrsmittel umsteigen und denen die Gefahren des Fahrzeugs noch nicht hinreichend bewusst seien. Stadlers Appell: „Ein Fahrradhelm schützt! Gewöhnen Sie sich an Ihr neues Rad! Üben Sie, bevor Sie am Straßenverkehr teilnehmen!“ Gerade für ältere Menschen seien Elektrofahrräder eine „willkommene Neuerung“, weil sie für große Mobilität sorgen. Ein unterschätztes Risiko sei aber die deutlich höhere Geschwindigkeit als bei herkömmlichen Fahrrädern, warnt Stadler. Von den elf im vergangenen Jahr getöteten Pedelecfahrern seien vier über 75 gewesen. Aber auch die Motorradfahrer stünden im Fokus der polizeilichen Präventionsarbeit. Stadler appelliert grundsätzlich an alle Verkehrsteilnehmer, aufmerksam zu sein – aber vor allem gelassen zu bleiben.
- Unfallzahlen: Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Sie liegt nun bei 26.393 und damit rund vier Prozent mehr als noch 2020, dem „Lockdown-Jahr“. Die Zahlen im Bereich der im Verkehr getöteten und schwer verletzten Personen sind gesunken. Gestiegen ist hingegen die Zahl der Leichtverletzten. Die meisten Toten im Allgäu gab es mit sieben im Landkreis Lindau, gefolgt vom Unterallgäu und Ostallgäu mit jeweils sechs, vier im Oberallgäu, zwei in Kempten und je einer in Memmingen und Kaufbeuren.
- Unfallschwerpunkt: Im Allgäu machte die Polizei für das vergangene Jahr einen klaren Unfallschwerpunkt aus: Den Riedbergpass im Oberallgäu, dem höchsten befahrbaren Gebirgspass in Deutschland. 16 mal krachte es dort 2021 – an 14 Unfällen waren Motorradfahrer beteiligt, einer starb.
Sicherheitstipps für Radfahrer
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat diese „goldenen Regeln zur Verkehrssicherheit“ für Radfahrerinnen und Radfahrer formuliert:
- Rücksicht nehmen und vorsichtig Rad fahren.
- Nach außen selbstbewusst, innerlich aber defensiv fahren.
- Eindeutig und vorausschauend Rad fahren. Handzeichen geben.
- Blickkontakt zu anderen Verkehrsteilnehmern suchen.
- Abstand halten und sich Sicherheitszonen schaffen.
- Abbiegende Autos und Lkws erfordern erhöhte Aufmerksamkeit. Stichwort: Toter Winkel.
- Nicht als Geisterfahrer unterwegs sein.
- Besonders im Winter sollten Radler schon bei Zwielicht das Licht einschalten und empfiehlt LED-Leuchten vorne und hinten – am besten auch mit Standlicht. Zudem sorgen Reflektoren am Fahrrad, Reflexstreifen an Reifen, Taschen und Bekleidung dafür, dass Radler besser wahrgenommen werden.
- Helm tragen – immer.
Sicherheitstraining bietet beispielsweise der ADFC Kempten an – speziell für Pedelec-Fahrer. Infos gibt es bei Josef Böck unter Telefon. 0175-2933303.