Vermisstenfall im Allgäu

Wanderer (81) seit zehn Tagen im Allgäu verschollen - das sagen Bergretter und Polizei

Seit dem Morgen des 11. September fehlt von Erwin Neumeier aus Halblech jede Spur. Der Wanderer wird im hochalpinen Kenzengebiet rund um die Hochplatte (im Bild) vermisst.

Seit dem Morgen des 11. September fehlt von Erwin Neumeier aus Halblech jede Spur. Der Wanderer wird im hochalpinen Kenzengebiet rund um die Hochplatte (im Bild) vermisst.

Bild: Benedikt Siegert (Archivbild) / Polizei

Seit dem Morgen des 11. September fehlt von Erwin Neumeier aus Halblech jede Spur. Der Wanderer wird im hochalpinen Kenzengebiet rund um die Hochplatte (im Bild) vermisst.

Bild: Benedikt Siegert (Archivbild) / Polizei

Seit über zehn Tagen wird ein 81-Jähriger aus Halblech im Kenzengebiet vermisst. Die Suche ist aufwendig und schwierig. DLRG und Polizei geben Einblicke.
21.09.2023 | Stand: 06:11 Uhr

Im hochalpinen Kenzengebiet im südlichen Ostallgäu verliert sich die Spur von Erwin Neumeier (81). Mehrfach suchten Polizei und Bergretter mit großem Aufwand nach dem Senior - bislang jedoch ohne Erfolg.

81-Jähriger aus Halblech in den Alpen vermisst - das ist bisher passiert

Seit Montag, 11. September, fehlt von Erwin Neumeier jede Spur. Der 81-Jährige aus Halblech brach zu einer Wanderung ins Kenzengebiet auf. Laut den Ermittlern fuhr er mit dem Kenzenbus zur gleichnamigen Hütte und wollte entweder die Kenzenrunde gehen oder die Hochplatte (1587 Meter ü. NN.) überschreiten. Als er am Montagabend immer noch nicht zurückgekehrt war, wurde er gegen 19.25 Uhr als vermisst gemeldet.

Unten im Bild liegt die Kenzenhütte. Oben der Gipfel der Hochplatte. Die Kenzenrunde führt unterhalb der Hochplatte vorbei. In dieser Gegend wird der 81-Jährige vermisst.
Unten im Bild liegt die Kenzenhütte. Oben der Gipfel der Hochplatte. Die Kenzenrunde führt unterhalb der Hochplatte vorbei. In dieser Gegend wird der 81-Jährige vermisst.
Bild: realtymaps.app/tourenplaner/

Die Polizei leitete sofort umfangreiche Suchmaßnahmen ein. Mehrfach rückten in den darauffolgenden Tagen Bergretter von verschiedenen Bergwachten aus, ebenso wie Polizisten, ein Hubschrauberteam mit Wärmekamera, eine Drohne und mehrere Hundeführer der DLRG.

Der Gipfel der Hochplatte mit dem Kenzengebiet im Hintergrund. Hier in der Nähe wurde der Wanderer zuletzt gesehen.
Der Gipfel der Hochplatte mit dem Kenzengebiet im Hintergrund. Hier in der Nähe wurde der Wanderer zuletzt gesehen.
Bild: Benedikt Siegert (Archivbild)

DLRG sucht in alpinem Gelände mit Mantrailer-Hunden nach dem Vermissten

Für die Suchhunde und deren Hundeführer sei die Suche sehr anspruchsvoll gewesen, erzählt Dominik Schneider von der DLRG Füssen, der den Einsatz leitete. "45 Minuten Suche ist für einen Hund wie ein Marathonlauf für einen Menschen", sagt Schneider, "und in dem Gebiet waren auf drei Kilometer Strecke nochmal 400 Höhenmeter. Zudem war es beim Einsatz sehr heiß und Hunde können nicht schwitzen wie wir Menschen, sie müssen hecheln, um die Hitze auszugleichen. Das geht aber nicht, wenn sie schnüffeln. Das hat das Ganze nochmal erschwert."

Eine Hundeführerin der DLRG nahe des letzen Sichtungspunkts der vermissten Person.
Eine Hundeführerin der DLRG nahe des letzen Sichtungspunkts der vermissten Person.
Bild: DLRG Füssen

Zum Ergebnis der Suche hält sich der DLRG-Sprecher bedeckt: "Es gab richtungsweisende Erkenntnisse und Punkte, die wir an die Polizei weitergegeben haben. Mehr dürfen wir dazu aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen."

Auftrag der Suche sei es gewesen, herauszufinden, ob der Vermisste von seiner letzten Sichtung an der Kenzenhütte die Route zur Hochplatte, oder die Kenzenrunde eingeschlagen hat, erklärt Schneider.

So geht die Polizei in solchen Fällen vor

Das Vorgehen der Polizei schildert Präsidiumssprecher Holger Stabik: "Wir suchen im alpinen Gelände dort, wo ein Auffinden aufgrund konkreter Hinweise am wahrscheinlichsten ist." Auf den Wanderwegen und links und rechts davon würden Menschen schnell gefunden werden - "Da erhalten wir dann Meldungen", sagt Stabik. Abseits davon müssten die Beamten in schwer zugänglichen Gebieten entweder auf einen Polizeihubschrauber oder immer öfter auch auf Drohnen zurückgreifen. "Damit suchen wir das Gebiet dann methodisch von oben ab." Das ginge mithilfe der Wärmebildkameras meist sehr gut.

Die Polizisten und Bergretter würden natürlich auch verschiedenen Möglichkeiten nachgehen, etwa, "wenn ein Wanderer an einem Wegweiser falsch abgebogen sein könnte". Dann suche man die eventuellen Routen auch großflächig ab. "Wenn auch diese Maßnahmen ohne Erfolg sind, dann stellen wir die Suche vorläufig ein", sagt Stabik. Weitere Suchen würden nur aufgrund neuer Hinweise angestrengt werden.

Öffentlichkeitsfahndung bleibt weiter bestehen

Auch deshalb gelte weiterhin der Aufruf: Wer Hinweise auf den Vermissten hat, wer ihm begegnet ist, soll sich bei der Polizeiinspektion in Füssen unter der Telefonnummer 08362/9123-0 melden. Der vermisste Erwin Neumeier ist 1,68 Meter groß, schlank, hat kurzes, graues Haar und trug eine kurze helle Hose, einen grünen Pullover und braune Bergschuhe aus Leder. Laut Polizei hat er einen kleinen roten Rucksack bei sich.

Mehrere ungeklärte Vermisstenfälle in der Region - einer wurde aufgedeckt

Der Fall von Erwin Neumeier ist nicht der einzige Vermisstenfall im Allgäu derzeit. Vor etwas über zwei Wochen ist ein 93-jähriger Segler aus dem Bodenseekreis bei Lindau über Bord gegangen. Die Wasserrettung suchte intensiv nach dem Mann - unter anderem mit einem Tauchroboter. Nun wurde der Leichnam des 93-Jährigen mit Hilfe von Mantrailing-Hunden gefunden und aus etwa 60 Metern Tiefe geborgen.

Stand-Up-Paddler nach Sturm am Bodensee vermisst

Zudem wird derzeit am Bodensee ein 24-jähriger Stand-Up-Paddler vermisst. Der junge Mann war Ende August zusammen mit einem Freund auf zwei Surfbrettern bei Hörbranz in Vorarlberg auf dem Bodensee gepaddelt, als ein Sturm aufzog. Der Wind trieb die beiden Männer laut Polizei auf den offenen See. Dort setzte der 24-Jährige mit seinem Smartphone noch einen Notruf ab. Allerdings konnte der Mann nicht mehr gefunden werden. Am 20. August wurde die Suche nach ihm eingestellt.

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